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Carina Böhmers Gesangskurs : Twang und Klangfarbe

Learn to sing - Twang & Klangfarbe

13. Oktober 2017

Hallo liebe Leser,

danke für euer Interesse und eure positiven Kommentare zu meinem ersten Workshop!

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Nachdem ich meinen Job bei den Burgfestspielen in Süddeutschland als Brenda im Musical „Catch me if you can“ beendet habe, hab ich wieder Zeit für einen Artikel gefunden.

Nachdem es in meinem ersten Artikel um Atmung und Stütze ging, möchte ich euch heute das dritte Grundprinzip des gesunden Singens erklären: Twang!

Des Weiteren geht es generell ums Thema Klangfarbe und Sound.

Was ist Twang?

Twang beschreibt eigentlich einen metallischen Klang/Sound, der durch die Stellung der Stellknorpel und des Kehldeckels erzeugt wird. Es handelt sich um einen scharfen, durchdringenden Sound, wie zum Beispiel das Schreien eines Babys oder das Schnattern einer Ente. Eine Sängerin, die mit sehr viel Twang singt, ist Anastacia, aber auch Celine Dion, Tina Turner, Jessie J, Aretha Franklin und viele andere singen mit ausgeprägtem Twang.

Man unterscheidet zwischen notwendigem und ausgeprägtem Twang. Der notwendige Twang ist wie der Name schon sagt notwendig, um gesund zu singen. Denn durch den Twang wird die Stimme klarer, fokussierter, kraftvoller und hat keinen Hauch mehr. Außerdem wird der Ton durch Twang lauter, ohne dass man mehr Kraft geben muss.

Und auch wichtig und ein großer Vorteil: Durch den Twang wird das Singen erleichtert. Zunächst ist es ein etwas komischer Sound und auch ein ungewohntes Gefühl, wenn man mit ausgeprägtem Twang singt.

Viele meiner Schüler müssen diesen Sound erst finden, dann lernen ihn abzurufen und zu steuern. Dies kann schnell gehen, aber auch einige Unterrichtsstunden dauern. Man muss geduldig sein. Aber: Wenn man den Twang gefunden hat und kontrollieren kann, ist er eine große Hilfe! Denn sowohl in der Tiefe als auch in der Höhe erleichtert der Twang das Singen und Erreichen der Töne.

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Zunächst ein kurzer Exkurs in Anatomie:

Es gibt den Kehldeckel, dieser verhindert z.B. beim Essen oder Trinken, dass die Nahrung aus Versehen in die Luftröhre gelangt. Gegenüber des Kehldeckels sind die zwei Stellknorpel. Diese sind unten mit den Stimmbänder verbunden und oben mit den oberen Kanten der Kehlkopfmembran, welche Aryepiglottis Falten genannt werden. Der Kehldeckel, die Kehlkopfmembran und die Stellknorpel bilden zusammen eine Art Trichter, auch Kehlkopftrichter genannt.

Die Öffnung dieses Trichters kann durch die Stellung der Stellknorpel verändert werden. Kippen die Stellknorpel sich näher zum unteren Teil des Kehldeckels, wird die Öffnung kleiner und der Sound wird heller: Twang entsteht. Je enger die Öffnung des Kehlkopftrichters, desto stärker der Twang und desto schärfer der Sound.  Soweit zur Anatomie.

Zwischendurch war ich natürlich fleißig. War in Berlin im Studio, hab für meine Hochzeitspaare gesungen und meine Kids unterrichtet.

Am Anfang gilt es den Twang zu finden. Daher sollte man zunächst beim Üben immer übertreiben. Man empfindet diesen Sound vielleicht als penetrant oder quäkig , aber das Wichtigste ist, dass man den Twang für sich erst einmal findet.

Reduzieren kann man ihn dann ganz leicht. Deswegen möchte ich euch jetzt ein paar Tipps und Übungen an die Hand geben, die es euch ermöglichen sollen, den Twang in eurer Stimme zu finden. Versucht mal das Schreien eines Baby nachzuahmen:

Babys können stundenlang schreien, ohne heiser zu werden. Und ihr Organ ist für diesen kleinen Menschen ganz schon laut und penetrant. Warum? Babys haben einen natürlichen stark ausgeprägten Twang, den wir leider im Kleinkindalter verlieren.

Der nächste Trick: Lacht wie eine böse Hexe!

Sagt mal Miau:

Imitiert mal das Schnattern einer Ente:

Es gibt Vokale, bei denen es einfach ist, den Twang zu finden.

Dazu gehören ein Ä wie in Essig oder hell, E wie Esel oder ein I wie in Ida, aber auch ein offenes OH wie im englischen go oder Ö wie in Öffnung oder Ö wie in Öl.

Ich habe ein paar Übungen, die ich gerne mit meinen Schülern mache, um den Twang zu finden und zu trainieren.
Achtet dabei immer auf eure Atmung und Stütze – diese tragen dazu bei, dass der Ton gesund produziert wird!
Stellt euch vor, der Ton möchte nach vorne raus. Er sollte nicht in den Hals rutschen .
Er sollte gebündelt, schmal wie ein Pfeil sein, den man auf eine Scheibe wirft. Nicht breit und massig. Stellt euch vor, ihr greift euch den Ton. Ein Glottisschlag am Anfang ist dabei sehr hilfreich, man nennt das auch voll-metallischen Tonansatz. Der Ton fängt abrupt an ohne Luft oder Hauch.

Als Sängerin ist man sehr viel unterwegs. Im August saß ich  ca. 70 Std. im Zug  oder Auto:)

Stellt euch vor, auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht jemand, den ihr rufen möchtet mit den folgenden Wörtern/Vokalen: EY, Yeah; Äh äh:

Nachdem du nun den Twang mit Hilfe des Ä-Vokals gefunden hast, versuchst du ihn mal auf die anderen einfacheren Vokale (Vokalausgleich) zu übertragen, indem du in folgender Reihenfolge immer auf dem gleichen Ton folgende Vokale singst:

yeah, ey, eh, oh, i

Schick den Ton dabei auch immer nach vorne raus. Bei eh kannst du dir vorstellen, du pöbelst rum und rempelst jemanden an :)

Achte dabei immer auf den direkten Tonansatz, Glottisschlag, der es vereinfacht, den Twang zu finden.

Bei den nächsten Übungen könnt ihr den Twang in verschiedenen Lagen üben:

Yeah 5Ton über eine ganze Oktave (am Anfang bitte nur bis h gehen, also die Hälfte):

Nä nä nä:

Die Vokale A wie in Ader oder U wie Uhu oder o wie ohne sind für das Finden von Twang nicht zu empfehlen.
Vielmehr gilt es zu üben, diese Vokale „zuvertwangen“, wenn man den ausgeprägte Twang mit Hilfe der anderen Vokale schon gefunden und verinnerlicht hat.

Dazu könnt ihr den Vokal erst normal singen und dann versuchen, ausgeprägten Twang dazuzugeben:

Am Anfang ist es wie gesagt wichtig, den Twang zu übertreiben.
Dass das nicht das Endproukt ist, ist klar. Es wird zu penetrant klingen, aber als Übung ist es wichtig! Du kannst einen Song zum Beispiel in ausgeprägtem Twang üben und dann langsam Schritt für Schritt den Twang reduzieren.

Amazing grace stark ausgeprägter Twang:

Amazing grace viel ausgeprägter Twang:

Amazing grace ausgeprägter Twang:

Amazing grace Twang nach meinem Ermessen und normale Klangfarbe:

Nicht nur der Twang bestimmt die Klangfarbe, sondern auch die Stellung des Kehlkopfes, der weichen Gaumen, die Mundöffnung und die Zunge.

Also zum Thema Klangfarbe und Sound im Allgemeinen:

Wie kann ich meine Klangfarbe beeinflussen?

In der Klassik singt man oft mit einer dunklen Klangfarbe, im Pop/Rock oder Popmusical eher mit hellerer Klangfarbe.

Beeinflussen kannst du den Klang durch Twang die Stellung des Kehlkopfes, den weichen Gaumen, die Mundöffnung und die Zunge.

Dunkle normale helle Klangfarbe:

Kehlkopf:

Die Stellung des Kehlkopfs wird von der Tonhöhe beeinflusst. Je höher man singt, desto mehr hebt sich der Kehlkopf, bei tiefen Tönen ist er gesenkt.

Man kann aber die Stellung des Kehlkopfs geringfügig variieren und somit die Klangfarbe ändern.

Möchte man, dass der Ton heller klingt. muss man den Kehlkopf heben.
Möchte man eine dunkle Klangfarbe, dann senkt man den Kehlkopf.

Wenn man also einen hohen Ton singt und den Kehlkopf senkt, um dunkler zu klingen, hat der Kehlkopf eine ähnliche Position wie bei einem etwas tieferen Ton, bei dem man den Kehlkopf hebt, weil man heller klingen möchte.

Es gibt zwei Wege, das Senken des Kehlkopf mit Hilfe von Vorstellungen/Bildern zu üben:

Stell dir vor, du fängst gleich an zu gähnen oder atme tief ein.

Lege dazu mal einen Finger leicht auf deinen Kehlkopf oder schau in den Spiegel und du wirst beobachten oder fühlen, dass sich der Kehlkopf senkt.

Um den Kehlkopf zu heben, stell dir vor:

  • du schluckst gleich bzw. schluck mal
  • dass du eine Erbse zwischen Zunge und Gaumen hältst.

Hörbeispiel dunkle normale helle Klangfarbe:

Aber auch die Stellung der Zunge ist hilfreich, um den Kehlkopf zu heben und generell, um die Klangfarbe zu variieren.

Um einen dunklen Klang zu erzielen, mach deine Zunge ganz klein.
Drück dazu den hinteren Teil der Zunge nach vorne und den vorderen Teil nach hinten. Dadurch entsteht eine Kuhle und dahinter in der Mitte der Zunge eine Wölbung. Das Ganze erinnert an die Form eines Löffels.

Durch diese Stellung der Zunge wird der Raum im Mund größer und der Ton voller, dunkler, weicher.

Um den Klang heller zu machen, solltest du die Zunge so breit wie möglich machen, so dass die Mundhöhle kleiner wird und der Platz zwischen Zunge und Gaumen sich verkleinert.
Lege dazu die Seiten der Zunge an deine Backenzähne oder wölbe die Zunge nach oben.

Hörbeispiel dunkle normale helle Klangfarbe

Wie ihr merkt, spielt auch der weiche Gaumen, auch Gaumensegel genannt, eine Rolle.

Im entspannten Zustand hängt der Gaumen mehr oder weniger und berührt fast die Zungen, ist also gesenkt, ohne dass man etwas tun muss, außer sich zu entspannen.

Wenn man den Gaumen aber anspannt, dann hebt er sich wie ein Segel an und der Raum im Mund vergrößert sich, was wieder zu einer dunkleren Klangfarbe führt.

Stell dir vor, du würdest an etwas mit weiten Nasenlöchern riechen oder einatmen, bevor du gähnst. In beiden Fällen spürst du, wie das Gaumensegel sich hebt.

Als Letztes kannst du den Klang durch die Mundöffnung etwas regulieren.

Wenn du lächelst und deinen Mund breit machst, statt die Mundwinkel entspannt hängen zu lassen, dann hebt sich der Kehlkopf leicht und die Zunge legt sich leicht gegen die Backenzähne

Du siehst also, dass Gaumen, Kehlkopf und Zunge und Mundöffnung sich beeinflussen und zusammenspielen.

Zusammenfassung

Helle Klangfarbe wird erreicht durch:

– ausgeprägten Twang, einen gehobenen Kehlkopf, eine breite Zunge und ein Lächeln auf den Lippen :)

Hörbeispiele:

Dunklen Klangfarbe wird erreicht durch:

– notwendigen Twang, einen gesenkten Kehlkopf, eine kleine Zunge, entspannte Mundwinkel

Hörbeispiel:

Ich hoffe, ich konnte euch das Thema Twang und Klangfarbe etwas näher bringen und euch mit meinen Tipps und Übungen weiterhelfen.

Ich bin jetzt erstmal im Urlaub.:)

Alles Liebe, eure Carina

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    lena

    schön das es weitergeht!!! Hatte schon befürchtet, dass es eine Eintagsfliege ist. Lieben Dank Carina für die vielen Einblicke und den tollen Workshop.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Habe vor Jahren paar Stunden SLS genommen, die sehr geholfen haben. Danke für die Vorstellung dieser Methode, die ich ausprobieren werde :)

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