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Interview: Bernd Kistenmacher, Elektro-Symphoniker

Vom Planetarium nach Utopia

16. April 2014

Bernd Kistenmacher zählt zum deutschen Inventar, wenn es um elektronische Musik geht. Seine Karriere begann 1982 und seitdem ist er fleißiger Lieferant von Studioproduktionen. Über 20 Solo-Alben listet seine Diskografie. Außerdem gibt er regelmäßig Live-Konzerte, wobei wegen der optischen Effekte seine Auftritte in Planetarien besonders spektakulär sind. Gerade kürzlich hat er sein neuestes Werk namens „Utopia“ abgeliefert. Was auch Anlass war, dieses Interview zu führen, und dafür haben wir uns im März auf der diesjährigen Musikmesse Frankfurt getroffen. Falls Sie sich jetzt noch schnell ein paar Hintergrundinfos besorgen oder in seine Musik reinhören möchten, dann blättern Sie einfach kurz ans Ende dieses Interviews, denn dort finden Sie Verweise zu Bernds informativer Homepage und Hörpoben sowie seine aktuelle Equipmentliste.

Aufmacher

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Klaus:
Sprechen wir gleich mal über Deine neue CD. Wann, mit was, warum?

Bernd:
Das war im November letzen Jahres. Die ist rausgekommen als Start zu einer Mini-Tour, die wir gemacht haben. Da war aber natürlich eine ganze Menge Vorarbeit zu erledigen, denn das war nach vielen Jahren mein erstes Album, das ich zusammen mit anderen Musikern gemacht habe. Vor etwa 20 Jahren hatte ich mit Harald Grosskopf ein oder zwei Alben realisiert, danach war erstmal nichts mit anderen Musikern. Ich war auch mal eine zeitlang weg vom Fenster, da hatte ich mich auf andere Sachen konzentriert. Dann aber wieder ab 2009 Alben gemacht und „Utopia“ war jetzt eben das, was ich mit anderen Musikern gemacht habe. Das sind ein paar Leute dabei, worüber ich mich sehr gefreut habe, dass sie mitgemacht haben. Allen voran der Schlagzeuger von Agitation Free, das ist Burghard Rausch. Wir kennen uns schon seit über 40 Jahren, und jetzt hatte es sich ergeben, dass wir was zusammen machen konnten. Wir sind dann alle zusammen in die Berliner UFA-Fabrik gegangen zum Einspielen. An der Gitarre ist Thorsten Quaeschning, der eigentlich Chef-Keyboarder bei Tangerine Dream ist und auch sein eigenes Bandprojekt am Start hat, das ist Picture Palace Music. Und an der E-Violine ist TThomthom Geigenschrey, der ist eine Berliner Lokalgröße. Er hat fast mehr Heavy Metal E-Gitarre gespielt auf dem Album als Thorsten, was eigentlich ganz witzig war. Besonders gefreut habe ich mich, dass die Griechin Vana Verouti einen Song gesungen hat. Die ist bekannt geworden, als sie für Vangelis damals auf seinem Album Heaven and Hell gesungen hat. Sie hatte damals einen ziemlich bemerkenswerten Track abgeliefert, und das hatte ich auch nie vergessen. Wir sind dann letztes Jahr ins Gespräch gekommen, sie wohnt in Athen. Und sie hatte Bock das zu machen, nachdem ich ihr den Song vorgespielt hatte. Wir haben das dann sozusagen per Fernauftrag eingespielt. Sie hat ihre Parts gesungen, mir dann die Bänder geschickt und daraus haben wir anschließend die Fertigproduktion des Songs gemacht.

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Live in Münster

Live in Münster

Klaus:
Irgendwie gab es für Dich ein spezielles Motiv, was mit Leuten zu machen?

Bernd:
Ja, im Prinzip ist es eigentlich so ein bisschen Rückbesinnung an die guten alten Siebziger Jahre. Das ist auch der Grund, warum ich dieses Album „Utopia“ genannt habe. Ursprünglicher Ansatz war der, dass ich finde, dass über die Jahrzehnte viele Leute mal Utopien hatten in den Sechziger und Siebziger Jahren. Und viele auf der Strecke geblieben sind und dass wir zunehmend in einer Welt leben, wo ich sagen würde, es ist mal bitter nötig, dass wir ein paar Leute haben, die ein paar neue Utopien haben und Mut zu anderen Denk- und Lebensmodellen entwickeln. So wie es läuft, kann es eigentlich nicht dauerhaft weitergehen, denke ich. Viele Leute von damals haben sich einfach auch korrumpieren lassen im Laufe der Zeit und haben sich selbst verleugnet, und da fehlt mir was. Gerade die Siebziger Jahre waren für mich eine wichtige Zeit, da war ich Teenager, ich bin da mit einer ganz anderen Art Musik groß geworden. Mit fehlt auch in Bezug auf Musik und Musik machen dieses Jammen, dieses bisschen Ausflippen und einfach mal so drauflos und Spaß haben. Das fehlt mir an sich alles heute. Ich finde, man hört es ein bisschen auch an anderen Ecken, dass da es so ein Revival in der Richtung gibt. So eine kleine Rückbesinnung ist wahrlich bitter nötig. Weil Musik machen ja auch ein kollektives Ding ist, nicht immer nur alleine im Studio produzieren. Und deswegen wird das alles auf diesem Album zusammengefasst. Die Musik geht auch durch alles, von Prog Rock Sachen über Elektronik Experimental bis hin zu einem Pop Song.

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Forum
  1. Profilbild
    changeling AHU

    Man könnte glatt meinen der Herr sei Roland Endorser, Cakewalk gehört mittlerweile seit einigen Jahren ja auch dazu. ;)
    Ich finde die Bedienung dabei besser als bei Cubase oder Logic, aber das ist anscheinend Geschmackssache.
    Von den Features her tun sich die drei meiner Meinung nach nicht allzuviel.

  2. Profilbild
    TobyB RED

    Hallo Changeling,

    mal davon ab, das es egal ist welche DAW Bernd Kistenmacher benutzt ;-) War es ein sehr guter Artikel von Klaus. Wenn ich mich so recht erinnere hab ich Ende der 80er (88) bei DT 64 „Electronics“ mit Olaf Zimmermann / Stefan Lasch gehört, inklusive Bernd Kistenmacher. Und ich schätze, das er und andere dafür verantwortlich sind, das ich jetzt auch Musik mache.

    Und was deine Einschätzung bezüglich der DAWs angeht, haben Cakewalk und Cubase und Logic schon ihre Unterschiede. Klar am Ende kommt Musik raus, aber alle 3 Programme gehen nicht den gleichen Weg dahin.

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Einer der wenigen Künstler der nach vorne geht. Ich hab‘ heute mal ein paar Schnipsel seiner neueren Werke auf Soundcloud angehört und war angenehm überrascht!

    Ausserdem scheint er sehr kontaktfreudig zu sein und das hebt ihn gleich von einigen Musikern ab, die vor sich eine künstliche Wand aufbauen, um sich abzuschotten :-)

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