Wie viel Watt braucht mein Gitarrenverstärker?
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Wattzahl, die ein Gitarrenverstärker produzieren kann, also die Ausgangsleistung, die er letztendlich an den Lautsprecher abgibt. Wer jetzt gleich meint, damit sei alles erklärt, kann sich schon mal irren und prompt den Verstärker mit der höchsten Leistung kaufen, weil der am lautesten und vermutlich auch am besten klingt. Dabei muss jedoch auch immer beachtet werden, dass die Rechnung so einfach nicht aufgeht. Zunächst einmal kommt es auf die Art der Endstufe an. Röhrenendstufen werden bei gleicher Wattzahl in der Regel viel lauter wahrgenommen als jene, die mit Transistoren arbeiten. Des Weiteren ist die wahrgenommene Lautstärkezunahme nicht linear/proportional zur Leistung in Watt: Ein 15 Watt Verstärker ist in etwa halb so laut wie ein 50 Watt Verstärker und 100 Watt sind keineswegs doppelt so laut wie 50. Der Unterschied fällt bei diesem Vergleich fast marginal aus.
Und dann noch die entscheidende Frage: Braucht man überhaupt so viel Power bei einem Gitarrenverstärker? Schwächere Verstärker übersteuern die Endstufe sehr viel schneller als Geräte mit mehr Leistung. So kommen die Schwächeren schon bei viel geringeren Lautstärken an jenen Sweetspot, wo sowohl die Vor- als auch die Endstufe übersteuert werden und Verzerrung erst richtig Spaß macht! Für die meisten Einsätze reichen bis zu 30 Watt völlig aus. Nur wer es noch lauter braucht oder sehr laute Clean-Sounds ohne Störungen braucht, hat einen wirklichen Nutzen von Kraftpaketen. Die gehen immerhin bis 350 Watt, never try this at home!
Wer trotz Nachbarn nicht auf die satte Endstufenverzerrung verzichten will, kann auf einen Powersoak zurückgreifen. Der nimmt die Power nach der Endstufe aus dem Signal und erhält dabei den Overdrive kraftvoller Amps auch bei niedrigen Lautstärken.
Welchen Verstärker will ich also?
Wie komme ich also zu dem richtigen, also meinem Gitarrenverstärker? Nun, wie man sieht, ist das nicht allzu einfach und es gibt auch keine wirkliche Faustformel dafür. Es ist ebenso an den persönlichen Geschmack als auch das Budget und den Einsatzzweck gekoppelt. Im zweiten Teil der Kaufberatung werden wir, noch pünktlich vor Weihnachten, eine Auswahl an Verstärkern vom Einsteigerbereich bis in die Luxusklasse vorstellen, um euch einen Überblick über den Markt und darüber zu verschaffen, was man in welchem Segment erwarten kann und wofür man tiefer in die Tasche greifen muss. Gleichzeitig helfen wir euch, die Informationen aus dem ersten Teil greifbarer zu machen und in Form von konkreten Empfehlungen zu gießen. Viel Spaß damit!
Hi Tilmann,
schöner Einstieg in die Materie.
Besonders wichtig ist dein Kapitel über die richtige Box.
Oft wird viel rum experimentiert, FX vor dem Amp oder im Einschleifweg, verschiedene Röhren, was im Endeffekt viel am Sound aus macht ist Box/Speaker.
Bei mir inzwischen Jensen Neodym 2×10″ oder/und 1×12″ in offener Box, beim Amp lasse ich evtl. mit mir reden…