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Report: 50 Jahre Musikhaus Thomann

Europas größter Musikalienhändler

22. Juni 2004

Einst das Haus der Familie Thomann, heute das Zentrum der Musikerwelt

Vom kleinen Musikladen zu Europas größtem Musikalien-Fachhandel

Wenn man den Auftritt der Firma Thomann in den Medien und im Internet betrachtet, kann man sich schwer vorstellen, dass man er hier mit einem 50 Jahre alten Traditionsunternehmen zu tun hat. „Hot Deals“, „Blow Outs“, E-Commerce, Logistik- und C all-Center sind nicht gerade Dinge, mit denen man vor 50 Jahren erfolgreiche Unternehmen gründete.

Gerade deshalb interessiert uns die Geschichte des Unternehmens, die auch eng verbunden ist mit der Geschichte der Familie Thomann – denn das Musikhaus ist trotz seiner Größe nach wie vor ein Familienunternehmen – eine Einzelfirma, nicht einmal eine GmbH.

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Die Firma Thomann wurde vor genau 50 Jahren von Hans Thomann Sen. gegründet, der eher ein begeisterter Musiker als ein begnadeter Geschäftsmann war. Er bediente aus seinem Wohnzimmer heraus die Blaskapellen und –Musiker der Gegend und lieferte die Instrumente mit seinem Fahrrad und später per Motorrad aus. Seine fünf Kinder wuchsen im Laden auf und durften schon als Teenager Rechnungen schreiben und Ware aus den Lagern holen.

Hans Thomann Sen.

Hans Thomann Sen.

Der älteste Sohn, Hans Thomann, leitet seit 1990 das Unternehmen ganz im Sinne seines Vaters. Drei seiner vier Geschwister sind nach wie vor im Musikhaus tätig und obwohl inzwischen 230 Mitarbeiter für Thomann arbeiten und ein Gang durch das Thomann-Areal nicht unter einer halben Stunde zu bewältigen ist, spürt man den Familiengeist an jeder Ecke. Viele Geschäftsräume waren einmal Wohnbereiche, im Nachbarsgarten hängt Unterwäsche zum trocknen und Mama Thomann gießt die Blumen vor dem Eingang.

Anlässlich des Thomann-Sommerfests trafen wir Sven Schoderböck. Auf seinem Namensschild war deutlich „Hofnarr“ zu lesen, aber Branchenkennern ist natürlich bekannt, dass Sven Schoderböck für Werbung und Internet zuständig ist und unter anderem auch die Software für das neue Logistik-Center programmiert hat. Neugierig befragten wir den Insider zu seiner ganz persönlichen Thomann-Geschichte.

Hans und Gabriele Thomann

Sven: „Als ich vor neun Jahren bei Thomann anfing, war ich Mitarbeiter Nr. 36 und ich hatte ehrlich gesagt als Städter schon Bedenken, ob ich mit der ländlichen Mentalität der Leute klar kommen würde – und sie mit meiner. Dann gab es da aber ein paar Sachen, die fand ich einfach klasse, z.B. dass man Nachmittags während der Arbeit in die Wohnung vom Chef gehen, mit der Chefin Kaffee trinken und ihren Kühlschrank plündern durfte. Alles während der bezahlten Arbeitszeit. Wo gibt’s denn sowas noch? Oder wenn wir 100.000 DM Umsatz an einem Tag hatten, dann hat immer irgend jemand ein Faß Bier spendiert – das haben dann die Mitarbeiter nach der Arbeit geleert. Das hat damals auf mich mehr Eindruck gemacht, als irgend welche Umsatzzahlen.“

Familie Schoderböck

Amazona:
Wie bist Du eigentlich auf Thomann gekommen?

Sven:
„Hans und ich kannten uns schon lange vorher, eigentlich schon seit meiner Lehre in der Musikhalle Nürnberg Ende der 80er. In der Zwischenzeit war ich selbständig und entwickelte Software für Yamaha, Steinberg usw. und jedesmal wenn bei Thomann in der Studio-Abteilung Not am Mann war, rief Hans irgendwelche gemeinsamen Bekannten an und ließ ausrichten, dass ich doch bei ihm anfangen solle. Irgendwann hat’s mich dann doch so stark interessiert, dass ich zu einem Sommerfest hingefahren bin. Dort hat man mir dann ein Thomann T-Shirt in die Hand gedrückt und mir gesagt, was ich an dem Tag machen soll. Das war mein erster Arbeitstag.“

Amazona:
„Wie entstand der Versandhandel bzw. gab es aus dem engen Thomann-Kreis Skeptiker die prophezeit haben das das schief geht?“

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Sven:
„Der Versand hat sich einfach entwickelt – das ist normal für einen Laden, der so weit draußen ist. Irgendwann kannst Du einfach von Deinen Kunden nicht mehr erwarten, dass sie wegen jeder Kleinigkeit zu Dir fahren. Als wir mit den Hot Deal Aussendungen begannen, waren auch 80% der Kunden in der Datenbank aus der Region. Mit den Hot Deals und später mit unserem Internet-Auftritt ist unser Versand zu dem geworden, was er heute ist. Es gibt aber nicht die eine Entscheidung, mit der der Versand gestartet wurde, sondern eher ein paar Meilensteine, wie z.B. die Übernahme des Roadstar-Versandes 1997 und die Anbindung unseres Internet-Shops an die Warenwirtschaft, was damals auch noch keine Selbstverständlichkeit war.“

Amazona:
Wie kam es zu den ersten Eigenprodukten (T-Bone, T-Amp etc.) und was waren damals Eure ersten positiven und negativen Erfahrungen?

Sven:
Mit unseren Eigenprodukten versuchen wir, Lücken zu füllen, die von den etablierten Marken hinterlassen werden und Produktgruppen nach unten abzurunden. Das ganze begann schon vor über 15 Jahren mit unseren Thon-Cases und endet mit aktuellen Beispielen wie dem ersten vernünftigen E-Gitarren-Set für unter 100 EUR und unserem Producer Pack mit USB-Keyboard, Soundkarte und Cubase SE Sequencer für 222,- EUR. Natürlich haben wir auch negative Erfahrungen gemacht, z.B. was bei einem Chinesen alles schief laufen kann und wie ärgerlich es ist, einen ganzen Container z.B. mit 1600 kaputten Gitarren oder 4000 verrosteten Ständern zu bekommen. Inzwischen haben wir aber zuverlässige Fabriken gefunden und solche Dinge passieren kaum noch.

Amazona:
Wie beurteilst Du als Marketing-Mann die derzeitige Situation im Bereich Synthesizer/Software bzw. was sind momentan die stärksten Produktgruppen im Musikhaus Thomann?

Sven:
Nachdem der Recording-Bereich in den letzten drei Jahren sehr stark war, beobachten wir wieder einen Boom bei klassischen Instrumenten – vor allem Gitarren, Schlagzeuge und Blasinstrumente gehen wieder deutlich besser. Der Synthesizer-Markt ist momentan etwas durcheinander – ich kann nicht genau sagen, woran es liegt, aber ich habe den Eindruck, dass viele Kunden den Wert eines aktuellen elektronischen Klangerzeugers nicht richtig einschätzen können. Das ist aber auch verständlich, wenn uralte Klamotten bei Ebay plötzlich als Kult gelten und billige VST-Instrumente das Land überschwemmen.

Amazona:
Gab es schon mal „harte Zeiten“ in denen alles nicht so rosig aussah?

Sven:
Ja, aber die sind Gott sei Dank lange her.

Amazona.de bedankt sich bei Sven Schoderböck für das Interview und wünscht den Thomännern auch in den nächsten 50 Jahren viel Erfolg!!!

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