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Die besten Live-Gesangsmikrofone für 400,- bis 900,–€

Die Spitzengruppe der Live-Gesangsmikrofone

12. September 2019

Vorwort der Redaktion:

2015 hat uns Armin Bauer diesen wunderbaren Dreiteiler zu Gesangsmikrofonen in verschiedenen Preisklassen geschrieben. Vier Jahre später sind tatsächlich noch 90% der getesteten Mikrofone auf dem Markt erhältlich. Damit dieser aufwendige Marktvergleich auch im laufenden Jahr noch von Wert für den Leser ist, haben wir einige Ergänzungen und Kürzungen vorgenommen. Wir wünschen nun eine spannende Lektüre und hoffentlich wertvolle Erkenntnisse.

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Eure AMAZONA.de Stage-Redaktion, September 2019
Gesangsmikrofone Teil 3

Herzlich willkommen zum dritten und letzten Teil unseres Specials Live-Gesangsmikrofone. Diesmal haben wir die Oberklasse im Visier.

Abweichend von den anderen beiden Teilen treten hier neun Probanden gegeneinander an. Der Grund: Im Amazona-Test hatte sich das d:facto II von DPA ganz hervorragend geschlagen, sodass wir es nicht vorenthalten wollen. Preislich fällt es aber doch arg aus dem Rahmen, deshalb läuft es hier außer Konkurrenz mit.

Sennheiser MD 431-II Gesangsmikrofon

Das Sennheiser MD431-II, unser einziges dynamisches mikro

Das Sennheiser MD431-II, unser einziges dynamisches Mikro

Seit Ewigkeiten gibt es das MD 431 „Profipower“ von Sennheiser schon, so soll es auch in diesem Vergleichstest nicht fehlen. Das MD 431-II ist der einzige dynamische Vertreter in dieser Gruppe.

Die Kapsel ist eine Superniere, der Frequenzgang ist mit 40 bis 18.000 Hz für ein dynamisches Mikrofon erstaunlich weit gefasst. Das Mikro ist auf einen ausgeprägten Nahbesprecheffekt hin konstruiert.

Obwohl das Sennheiser nicht zierlich wirkt, ist es mit 230 Gramm doch recht leicht. Der knackfreie Schalter ist verriegelbar, Klemme und Plastiktransportbox sind im Lieferumfang enthalten. Recht ambitioniert ist der Preis von 411,- Euro. Ob sich das Profipower da gegen die Kondenser-Konkurrenz durchsetzen kann, wird spannend.

Audio-Technica AE5400 Gesangsmikrofon

Das Audio-Technica AE5400

Das Audio-Technica AE5400

Das Echt-Kondensator Mikrofon aus Japan weist einige Besonderheiten auf. Es ist mit einer Großmembran-Kapsel ausgestattet, die angeblich auf dem AT4050 basieren soll. Mit zwei versenkten Switches lassen sich ein Low Cut bei 80 Hz  und eine 10 dB Pegelabsenkung schalten. Dadurch erhöht sich der max. SPL auf gigantische 157 dB.

Auch der Frequenzgang erinnert mit 20 bis 20.000 Hz an ein Studiomikrofon. Die Richtcharakteristik ist eine Niere.

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Das AE5400 liegt gut und satt in der Hand, 330 Gramm bringt es auf die Waage. Die Verarbeitung ist vorbildlich. Mit dabei sind Mikroklemme und Kunstledertasche, dafür möchte Audio-Technica dann 359,- Euro haben.

AKG C535 EB Gesangsmikrofon

Das AKG C535EB

Das AKG C535EB

Auch das C535  ist ein Klassiker. Das Mikro wird zwar gerne als Gesangsmikrofon eingesetzt, wird aber auch oft als Instrumentalmikro verwendet. So ist es nicht verwunderlich, dass nach Abschrauben des Einsprechkorbes eine recht normale Kleinmembrankapsel zum Vorschein kommt. Auch der schlanke, mattschwarze Korpus erinnert an ein „Stäbchen“.

Das C535 kopflos

Das C535 kopflos

Das C 535 arbeitet mit Nieren-Charakteristik im Übertragungsbereich von 20 bis 20.000 Hz. Ein Vierfach-Schalter bietet folgende Möglichkeiten: Neutral mit 130 dB max. SPL, Bass-Cut bei 100 Hz und 12 dB/Octave, Pegelabsenkung um 14 dB, Pegelabsenkung um 14 dB mit gleichzeitigem Bass Roll-off bei 500 Hz/4 dB/Octave.

Für 359,- Euro erhält der Käufer Mikroklemme und Transporttasche mit dazu.

Nachtrag September 2019: Leider wurde das AKG C535EB ersatzlos eingestellt! Eins der besten Miks von AKG. AKG meint im C636 einen würdigen Nachfolger anzubieten. Meiner Meinung nach ein ähnliches, aber in Form, Klang, Verwendungsgebiet und Herstellung doch ein unterschiedliches Mikrofon. Auf jeden Fall lohnt es sich für Interessenten, am Gebrauchtmarkt nach dem hier vorgestellten Vorgänger Ausschau zu halten.

Audix VX10 Gesangsmikrofon

Das VX10 von Audix

Das VX10 von Audix

Ganz edel kommt das VX10 von Audix daher, residiert es doch in einer schicken Holzschatulle. Ein Blick auf die 21 mm-Kapsel zeigt erstklassige Verarbeitung. Eine Besonderheit weist der Mikrokopf auf, er ist innen nicht komplett mit Schaumstoff ausgekleidet, sondern in der Einsprechrichtung ist ein feinmaschiges Netz verbaut.

Der Frequenzgang beträgt 40 bis 20.000 Hz, der Maximalpegel ist mit 138 dB angegeben. Als VX10-Lo ist das Mikro auch mit einer 18 dB Dämpfung erhältlich.

Die stabile Mikroklemme findet ihren Platz auch in der Holzbox, eine zusätzliche Tasche ist auch dabei. 429,- Euro soll das Audix kosten.

Neumann KMS 105 Gesangsmikrofon

Das KMS105 in schwarz und nickel

Das KMS105 in schwarz und nickel

Ein alter Bekannter ist das KMS105 von Neumann, durfte es sich doch neulich schon im Vergleichstest mit dem Shure KSM9 und dem Sennheiser e965 messen. Das Mikro ist in Nickel und Schwarz erhältlich.

Entgegen den meisten Konkurrenzmodellen ist die Supernieren-Kapsel nicht mit Schaumstoff vor Ploppen geschützt, sondern Neumann hat hier zwei ineinanderliegende Drahtkörbe plus einem zusätzlichen feinen Netz benutzt. Gleichzeitig soll ein fest verbauter Low Cut bei 120 Hz Störungen unterdrücken. 150 dB max. SPL verträgt das Mikro, Frequenzgang 20 Hz bis 20 kHz.

Die Verarbeitung ist, wie könnte es anders sein, erstklassig. Auch die praktische Transporttasche, die Mikro und Klemme sicher aufbewahrt, ist eine Erwähnung wert. Für 475,- Euro wird das schicke Stück verkauft.

Neumann KMS 104plus Gesangsmikrofon

Das Neumann KMS104plus

Das Neumann KMS 104plus

Konkurrenz belebt das Geschäft, scheint man sich bei Neumann zu denken und so wurde dem KMS 105 mit dem KMS 104 eine Nierenvariante zur Seite gestellt. Diese ist auch in der „Plus“-Version mit nach unten erweitertem Frequenzgang erhältlich, was laut Hersteller besonders gut mit Frauenstimmen harmonieren soll.

Im Gegensatz zum 105er wurde der Einsprechkorb hier klassisch gestaltet, 1x Drahtgeflecht mit Schaumstoff. Werte und Lieferumfang entsprechen dem KMS 105. Auch die Optik wurde vom 105er bei behalten.

Preislich bleibt das KMS 104plus mit 499,- Euro haarscharf unter der Grenze von fünf dicken Scheinen. Ach ja, die ganze KMS 104/105-Familie ist in Nickel oder Schwarz erhältlich.

Sennheiser e965 Gesangsmikrofon

Das Sennheiser e965

Das Sennheiser e965

Einen ungewöhnlichen Weg zum perfekten Gesangsmikro geht Sennheiser. Das e965 ist mit einer 1″ Großmembrankapsel ausgestattet. Eine weitere Besonderheit des Echtkondensers ist seine umschaltbare Richtcharakteristik von Niere zu Superniere. Mit einem -10 dB Pad und einem Trittschallfilter sind zwei weitere Schaltoptionen vorhanden. Alle Schalter sind durch Abschrauben des Einsprechkorbs zugängig.

Das Sennheiser ist superrobust gebaut, was sich auch im Gewicht von beinahe 400 Gramm niederschlägt. Ohne Abschwächung kann das Mikro Schalldrücken bis 142 dB ausgesetzt werden. Der Frequenzgang ist mit 40 bis 20.000 Hz angegeben.

Auch das e965 wird für 499,- Euro verkauft, dafür ist der Lieferumfang mit Mikroklemme und Stofftasche etwas mager.

Shure KSM 9 HS Gesangsmikrofon

Das Shure KSM9HS

Das Shure KSM9HS

Auch das Shure wurde schon bei unserem Vergleichstrio getestet, allerdings in der Version KSM9, da werden die Richtcharakteristiken Niere und Superniere geboten. Beim hier getesteten KSM9HS kommen breite Niere und Hyperniere zur Anwendung.

Der max. SPL liegt bei 152 dB, da ist sicher kein Pad nötig. Der Frequenzgang liegt bei 50 bis 20.000 Hz.

Das KSM9HS ist recht schlank, liegt aber durch sein Gewicht von 300 Gramm gut in der Hand. Verarbeitung sollte in dieser Klasse kein Thema sein, so ist es auch, volle Punktzahl.

Zum Transport spendiert Shure ein stabiles Metallköfferchen, in dem Mikro und zugehörige Klemme sicher aufbewahrt sind. So sollte es bei einem Kaufpreis von 545,- Euro auch sein.

DPA d:facto II Gesangsmikrofon

Das DPA d:facto II

Das DPA d:facto II

Außer Konkurrenz gesellt sich das d:facto II mit zum Testfeld. Der Grund ist der aufgerufene Preis von 869,- Euro, der den vorgegebenen Preisbereich sprengt. Andererseits wollten wir keinesfalls auf die Vergleichssamples zur restlichen Spitzengruppe verzichten.

Das d:facto sieht superedel aus, liegt gut in der Hand und ist perfekt gefertigt. Der Einsprechkorb weist neben dem Innenschaumstoff eine zusätzliche Lage feinen Drahtgeflechts auf. Die Supernierenkapsel ist abschraubbar, so kann sie mit entsprechenden Adaptern für eine Vielzahl von Funksystemen verwendet werden.

DPA hat einen fixen Low Cut bei 80 Hz implementiert. Der max. SPL liegt bei mächtigen 160 dB. Geliefert wird das Mikro mit Klemme im stabilen Zip-Case, eine Tasche ist zusätzlich dabei.

Durchführung unserer Mikrofontests

Auch diesmal begleiten uns Akina Ingold und Patrick Heck durch den Testparcours.

Akina und Patrick, thanks again

Akina und Patrick, thanks again

Wie gehabt singt jeder der beiden zwei Passagen, die einmal mit „fast Lippenkontakt“ und dann mit circa 15 cm Abstand zum Mikro vorgetragen werden. Jedes Testmikro ist also mit acht Soundbeispielen zu hören, die beiden Probanden mit umschaltbarer Charakteristik sind doppelt vertreten. Zusätzlich kommt noch ein File mit den Hand- und Griffgeräuschen dazu.

Soundcheck

Sennheiser MD 431-II

Dass Sennheiser sehr gute dynamische Mikrofone bauen kann, hat die Firma mit den Kultklassikern MD 441 und MD 421 ja schon bewiesen. Auch das MD 431 wird von Musikern und Tontechnikern schon seit Jahrzehnten hoch geschätzt.

Klanglich ist beim Sennheiser ein deutlicher Nahbesprecheffekt auszumachen, der beiden Stimmen genügend Druck mitgibt und sie nach vorne holt. Die Höhen halten sich hierbei vornehm zurück.

Dies ändert sich bei den Files mit Abstand, hier sind die Höhen und hohe Mitten deutlich vorhanden und zeigen eine gute, angenehme Auflösung, ohne scharf zu werden. Trotz des Tauchspulen-Prinzips spricht das Mikro schnell und dynamisch an. Dabei passt es zu beiden Stimmen gut und bringt eine eigene Klangnuance mit ein. Bei Patrick könnten, je nach musikalischen Einsatzzweck, die tiefen Mitten beim Nahbesprechen etwas schlanker geraten. Leider ist da auch die Poppneigung recht hoch, hier ist etwas Disziplin gefordert. Die Handgeräusche sind wenig ausgeprägt, rumpeln aber etwas. Sehr gut schneidet das MD 413-II beim Feedbacktest ab, es geht laut und ist gutmütig genug, um hier beherrschbar zu bleiben.

Mit dem MD 431-II beweist Sennheiser, dass das Prinzip Tauchspulenmikrofon auch im Spitzenbereich noch nicht ausgedient hat. Mit einer gut ausbalancierten Klangästhetik kommt es auch heute noch als Solistenmikrofon in Frage. Zugute kommt ihm auch das gute Handling durch niedriges Gewicht.

Audio-Technica AE5400

Einen eigenen Weg geht Audio-Technica mit dem AE5400. Hier haben die Entwickler eine Großmembran-Kapsel in ein Handheld gesteckt

Das AE5400 Innenleben

Das AE5400 Innenleben

Entsprechend groß und Richtung Studio klingt das Mikrofon. Die tiefen Mitten treten deutlich zutage und lassen die Stimme wuchtig erscheinen.

Bei Akina kommt so ein tragfähiger Sound zustande, der ihre Stimme gut abbildet und auch den empfindlichen Höhenbereich angenehm unaufgeregt gestaltet. Die Nahbesprechung ist eher wenig ausgeprägt. Die Transienten sprechen etwas langsam an, was ein wenig die Spritzigkeit und Aggressivität aus der Stimme nimmt. Das kann sich je nach Musikrichtung vorteilhaft oder störend auswirken.

Auch bei Patrick passt das AE5400 sehr gut. In den tiefen Mitten wird es beim Nahbesprechen vielleicht etwas zu füllig, hier kann aber gut mit EQ oder einfach mit mehr Abstand gegengesteuert werden. Erstaunlich druckvoll klingen die Entfernt-Aufnahmen, hier kann das Mikrofon sein Baukonzept voll ausspielen.

Die Neigung zum Poppen ist befriedigend, mit Abstand gut. Prima gelöst hat Audio-Technica die Unterdrückung der Handgeräusche, da kommt fast nichts durch. Auch Feedback wird gut vermieden, hier ist der Bereich um die 800 Hz etwas kritisch, aber beherrschbar. Nützlich gegen Rumpelgeräusche ist der 80 Hz Low Cut, er beeinflusst die Stimmübertragung nicht und kann somit dauerhaft eingeschaltet bleiben.

Das Audio-Technica AE5400 bringt Studiosound auf die Bühne. Das Mikro klingt groß, passt stimmlich recht universell und ist angenehm zu handhaben. Dafür geht der aufgerufenen Anschaffungspreis mehr als in Ordnung.

AKG C535 EB

Das C535EB wird gern und oft als Chor- und Instrumentenmikrofon eingesetzt, aber auch als Solistenmikro macht es eine gute Figur.

Entsprechend neutral ist das C535 abgestimmt, die Klangveränderung zwischen den Abständen fällt recht dezent aus.

Beide Stimmen werden ehrlich und unverfälscht wiedergegeben. Gerade bei den Beispielen mit Abstand fällt auf, dass die Stimme plastisch und durchsetzungsfähig bleibt. Die hohen Bereiche bilden sich klar ab, ohne zu scharf zu werden.

Auch nah besungen überzeugt der Kandidat. Akina klingt schön rund und druckvoll, die Stimme rückt nah an den Hörer. Bei Patrick kommen die tiefen Mitten ja gerne etwas zu dröhnend, das meistert das AKG ganz hervorragend.

Auch bei der Poppneigung liefert das C535EB ein gutes Ergebnis, hier ist es wirklich unproblematisch, ebenso wie beim Feedbacktest, den es mit „gut“ besteht. Die Rumpelgeräusche beim Handling könnten einen Tick geringer ausfallen.

Durch den schmalen Schaft ist das Mikro vielleicht nicht für exzessive Bühnenshows geschaffen, trotzdem liegt es gut ausbalanciert in der Hand. Der typische Shouter wird sicher zu einem anderen Modell greifen.

Das C535EB von AKG ist nicht das typische Gesangsmikrofon, kann aber durch seinen natürlichen Klang voll überzeugen. Von daher darf es für Musikarten, wo diese Fähigkeit gefragt ist, gerne näher in Augenschein genommen werden. Zusätzlich ist es auch als Instrumentenmikrofon eine gute Wahl.

Audix VX10

Mit seiner recht großen Kapsel zielt das Audix VX 10 darauf, Studiosound auf die Bühne zu bringen.

Die VX10-Kapsel

Die VX10-Kapsel

Das gelingt ganz gut, das Audix klingt in der Nah-Variante recht voll und warm, allerdings auch etwas belegt. Dieser Effekt verschwindet mit zunehmendem Abstand, dann klingt das Mikro schön direkt und durchsetzungsfähig, ohne in den Höhen zu scharf zu werden.

Das ist bei Akina sehr schön zu hören, ihre hoch gesungenen Passagen am Ende von Soundbeispiel 1 bleiben angenehm kompakt und sind fein aufgelöst. Die Dynamik ist gut, könnte allerdings noch etwas spritziger sein.

Sehr gut passt das VX 10 zu Patrick. Nah besungen bringt es viel Druck und erzeugt eine intime Nähe, weit besungen wird es klarer und offener und bleibt trotzdem nahe am Hörer. Bei beiden Testern ist ein recht geringes Poppverhalten zu vermelden, auch die Griffgeräusche sind erfreulich niedrig.

Das Audix liegt gut ausbalanciert in der Sängerhand, der glatte Lack könnte bei stark schwitzenden Künstlern aber leichte Probleme machen. Im Feedbacktest liegt es etwa gleichauf mit der Konkurrenz von Audio-Technica und AKG und ist daher als „gut“ zu werten. Bei 100 Hz pfeift es zuerst, diese Frequenz ist bei fast jedem Monitor-EQ sowieso schon gezogen, also unproblematisch. Die nächste Frequenz kommt dann bei 2,4 kHz, da wird auch gerne vorab schon etwas eingegriffen.

Auffällig ist der hohe Output, den das VX 10 liefert, das kommt schwachen Preamps zugute.

Das Audix VX 10 liefert fast schon Großmembran-Sound auf die Bühne und lässt sich durch gute Mikrofondisziplin viele schöne Klangnuancen entlocken. Ein Mikro für Könner.

Neumann KMS 105

Das KMS105 ist seit Jahren eines der beliebtesten Gesangsmikrofone in der oberen Liga. Das ist es sicher nicht ohne Grund.

Was beim KMS105 sofort auffällt, ist die sehr gute Auflösung des Signals und die direkte Ansprache. Dazu trägt sicher auch die ausgeklügelte Konstruktion des Kopfes bei, der ohne Schaumstoffeinlage auskommt. Trotzdem ist eine sehr geringe Neigung zum Poppen zu verzeichnen.

Klanglich ist das Neumann eher brillant abgestimmt. Der hohe Mittenbereich ist gut vertreten und sorgt für eine prima Sprachverständlichkeit. Die tiefen Mitten sind etwas unterrepräsentiert, so dass Frauenstimmen schnell etwas dünn klingen.

Das ist bei Akina recht gut zu beobachten. Für sie ist es schon mit Lippenkontakt schwierig den gern benutzten Nahbesprechungseffekt zu nutzen. Das kann aber auch wieder ganz hilfreich für Sänger sein, die mit der Mikrofondistanz weniger den Klang als die Lautstärke kontrollieren möchten.

Ganz anders bei Patricks Stimme, die bei ausgeprägten Tiefmitten gerne ein wenig dröhnend wird. Hier steuert das KMS105 wirkungsvoll dagegen und setzt die Performance in einen ausgewogenen, druckvollen Sound um, der klar und artikuliert bleibt. Auch mit Entfernung bleibt die Grundtendenz so erhalten, ohne in den Höhen zu schneidend zu werden.

Die Oberfläche des Neumann fasst sich angenehm und griffig an, die Balance stimmt, der Schaft passt sowohl in Frauen- als auch in Männerhände.

Auch beim Feedbacktest kann die Superniere KMS105 voll überzeugen und liefert hier mit Abstand das beste Ergebnis der bisher getesteten Mikros. Mit den Griffgeräuschen platziert es sich im guten Mittelfeld.

Das Neumann KMS105 zeigt, wieso es gern und oft benutzt wird. Sehr gute Auflösung und Sprachverständlichkeit, gepaart mit Bestwerten bei Feedback und Poppen. Ein elegantes und unproblematisches Werkzeug.

Neumann KMS 104plus

Als Nierenmikrofon bietet Neumann das KMS104plus an, das speziell für Frauenstimmen abgestimmt wurde.

Dafür hat das Mikrofon einen verstärkten Tiefmitten-Bereich erhalten, der die Stimme hier stützen soll. Das KMS104 ohne „plus“ ist in dem Bereich übrigens sehr ähnlich dem KMS105 abgestimmt.

Frequenzbänder von KMS105/104/104plus

Frequenzbänder von KMS 105/104/104plus

Das macht sich bei Akina sofort bemerkbar, ihre Stimme erhält mehr Schmelz und klingt voluminöser und runder. Die Höhen klingen sehr offen und klar und durch den fehlenden Peak des KMS105 in den obersten Höhen auch natürlicher. Mit etwas Abstand entfernt sich auch die Stimme vom Hörer, das KMS104plus agiert hier also normal, hier sind also gegenüber dem KMS105 die größeren Klangunterschiede zu erzielen.

Bei Patrick betont das KMS 104plus im Nahen tiefere Frequenzen, die die Stimme, wie soll ich sagen, „pelzig“(?) erscheinen lassen. Hier passt das 105er besser zu seiner Stimme. Auch bei den „Far“-Varianten klingt er mit dem KMS105 natürlicher und direkter, obwohl die Unterschiede da deutlich geringer ausfallen.

Handling und Griffgeräusche entsprechen beim KMS 104plus dem Schwestermodell, etwas schlechter schneidet es bei der Poppunterdrückung ab, was wohl dem klassischen Einsprechkorb-Design geschuldet ist. Auch beim Feedback ist es minimal schlechter zu bewerten, liegt hier aber gleichauf mit dem MD 431-II von Sennheiser auf dem zweiten Rang.

Mit dem KMS 104plus bietet Neumann ein Mikrofon an, das speziell auf weibliche Stimmen im Rock- und Popbereich optimiert wurde und die klanglichen Vorzüge des KMS 105 portiert. Das ist eindrucksvoll geglückt.

Sennheiser e965

Ein alter Bekannter aus dem Neumann/Shure/Sennheiser-Triotest ist das e965. Die Großmembran bietet die zwei Richtcharakteristiken Niere und Superniere, die wir separat aufgenommen haben. Zuerst hören wir die Niere.

Das e965 ist recht bassig und dunkel ausgerichtet, das macht die Stimme groß und mächtig. Bei Akina führt das zu einem sehr dichten, intimen Sound, der plastisch im Raum steht. Der Nahbesprecheffekt ist recht hoch, das Mikro wird aber auch mit Abstand besungen nicht zu dünn, der Höhenbereich bleibt weitgehend erhalten und tritt nicht zu stark in den Vordergrund. In den Transienten reagiert es etwas träge.

Akina mit dem e965

Akina mit dem e965

Für Patrick sind die dicht gesungenen Passagen wieder zu sehr mit tiefen Mitten bestückt. Hier lässt sich mit dem Filter gegensteuern, was wir aber für diesen Test nicht gemacht haben. Etwas Abstand tut dem Sound hier gut, allerdings leidet dann die Plastizität. Der Mittelweg dürfte hier einen ganz guten Kompromiss darstellen.

Hören wir uns nun an, was sich mit der Superniere ändert.

Der Höhenbereich wird hier bei allen Beispielen etwas metallischer, was zwar mehr Durchsetzungskraft suggeriert, aber auf Kosten der Natürlichkeit geht. Hier dürfte je nach Musikart entschieden werden.

Die Poppneigung ist moderat und reiht sich zwischen dem sehr guten Neumann KMS 105 und dem gut bis ordentlichen KMS 104plus ein. Die Handgeräusche sind wenig ausgeprägt.

Das e965 ist recht groß und schwer und sieht in zarten Frauenhänden ein wenig überdimensioniert aus. Zusätzlich ist die Oberfläche nicht besonders griffig, im Handling würde ich also eine 2-3 vergeben.

Mit Feedback gibt es wenig Probleme, hier reagiert das Mikro gut, es kommt aber nicht ganz an die Spitzenreiter heran.

Mit dem e965 geht Sennheiser einen recht ähnlichen Weg wie Audio-Technica mit ihrem AE5400, hat aber noch eine zweite Richtcharakteristik im Repertoire. Das Sennheiser klingt groß und warm und bringt eine schöne Plastizität ins Klanggeschehen ein. Durch die Schaltfunktionen lässt es sich gut an die Erfordernisse anpassen.

Shure KSM 9 HS

Auch das Shure lässt sich in der Richtcharakteristik umschalten, eine breite Niere und Hyperniere werden geboten. Zuerst hören wir uns wieder die Nierenversion an.

Das KSM9HS verfügt hier über ein sehr natürliches Klangbild. Die Mitten klingen schön warm, die Höhen lösen gut auf und sind nicht überzeichnet. Sehr auffällig ist die äußerst geringe Soundveränderung zwischen den Abständen, hier hat es Shure geschafft, den Nahbesprechungseffekt nahezu zu eliminieren. Das fiel auch schon beim Test des Schwestermodells KSM9 auf.

Bei Patrick sind die Unterschiede etwas größer, da kommen in der nahen Version doch seine ausgeprägten Tiefmitten stärker durch.

Nun zur Hyperniere.

Sie klingt allgemein etwas gepresster, mittiger, die offene Höhenzeichnung geht dabei ein wenig verloren. Das manifestiert sich vorwiegend bei den nah besungenen Passagen, die weiten Varianten klingen gegenüber der Niere sogar etwas plastischer.

Das KSM9HS greift sich gut und fühlt sich ausreichend rutschfest an. Die Neigung zum Poppen ist sehr gering und auch die Handgeräusche machen keine Probleme. Ein wichtiger Punkt bei der Entwicklung der neuen Kapsel war es laut Shure, die Feedbackfestigkeit gegenüber dem KSM9 zu erhöhen. Das gelingt eindrucksvoll, das Mikro teilt sich in dieser Disziplin mit dem Neumann KMS105 den ersten Platz.

Mit dem KSM9HS hat Shure ein sehr gutes Mikrofon noch ein wenig verbessert und liefert einen natürlichen Sound, der mit den weiteren Disziplinen „geringer Nahbesprecheffekt“, „Poppfestigkeit“ und „Feedbackverhalten“ eine unproblematische Bühnenperformance garantiert.

DPA d:facto II

Edel kommt das Dänenmikro daher und edel klingt es auch.

Das d:facto II ist recht schlank abgestimmt und ist auf Natürlichkeit getrimmt. Ein Nahbesprechungseffekt ist vorhanden, der schafft bei beiden Stimmen eine intime Nähe. Es gibt hier keine Frequenz, die es schafft, sich überrepräsent in den Vordergrund zu spielen. Über das ganze Spektrum ist eine seidige Auflösung zu hören, die in angenehmen, dichten Höhen endet.

Auch mit Abstand bleibt der Klang stimmig, er wird heller und die Mitten gehen zurück, die Natürlichkeit bleibt.

In Sachen Poppen liefert das d:facto einen guten Wert, wird jedoch vom Neumann KMS105 und dem Shure KSM9HS geschlagen. Auch beim Feedback wird keine Spitzenposition erreicht, ein Mittelplatz ist aber allemal drin.

Das DPA d:facto II ist ein Spitzenmikro, das universell einsetzbar ist. Leider hat soviel Sound auch einen entsprechenden Preis.

Zum Schluss hier noch die Handgeräusche, diesmal recht unspektakulär, Ausrutscher gibt es in dieser Klasse keine mehr.

Uff, es ist geschafft. Mit diesem Teil schließen wir unsere Test-Trilogie mit 25 Bühnen-Gesangsmikrofonen ab. Wir hatten unseren Spaß, ich hoffe, dass es euch auch gefallen hat.

Wir danken und verabschieden uns

Wir danken und verabschieden uns

Hinweis: Alle Online-Soundfiles der Live-Gesangsmikrofone liegen im MP3-Format vor. Wer sich die unkomprimierten Aufnahmen anhören möchte, gelangt über diesen Link zu einer Zip-Datei mit den nicht komprimierten Daten: www.amazona.de/media/downloads/3.Live-Vocalmiks-bis-550,-.zip

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Fazit

Wer in dieser Preisgruppe Live-Gesangsmikrofone einsteigt, möchte keine Kompromisse machen. Das ist anhand der verschiedenen Ansätze der Hersteller auch nicht nötig.

Ob universelles Arbeitsgerät, speziell auf die Stimme zugeschnittener Klangübertrager, ausgeprägter oder nahezu unterdrückter Nahbesprecheffekt, verschiedene Kapselgrößen und umschaltbare Richtcharakteristiken, hier ist alles vertreten.

Sogar ein Vertreter der dynamischen Fraktion hat es bis hierher geschafft und hat sich wacker geschlagen.

Preis

  • Ladenpreise - September 2019
  • Sennheiser MD 431-II: 419,- Euro
  • Audio-Technica AE5400: 415,- Euro
  • AKG C535 EB: 359,- Euro (nur noch gebraucht erhältlich)
  • AKG C636 Black: 407,-
  • Audix VX10: 459,- Euro
  • Neumann KMS 105: 545,- Euro
  • Neumann KMS 104plus: 549,- Euro
  • Sennheiser e965: 490,- Euro
  • Shure KSM 9 HS: 579,- Euro
  • DPA d:facto II: 949,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    MidiDino AHU

    Besten Dank, Armin, für die Präsentation inklusive der schier unendlichen Audios. Ich fühle mich überfordert, zumal mir als Komponist die Bühne ohnehin nur von der Seite bekannt ist ;-) Dennoch habe ich versucht, mir einen Eindruck zu verschaffen. Auffällig war, dass die Mikros je nach Stimmlage, Abstand usw. im Klang variieren; es wäre aber wohl aussichtslos, jemanden mit fünf verschiedenen Mikros auf die Bühne zu schicken, um all den verschiedenen Situationen gerecht werden zu können, die sich ergeben können. Ich glaube den für mich besten Gesamteindruck hinterließ mir ein Klassiker: das AKG C535 …

    • Profilbild
      Armin Bauer RED

      @MidiDino Danke dir für dein Feedback.
      Ja, ist schon etwas Arbeit, sich da einzuhören und trotzdem konnten wir nur eine grobe Orientierung bieten.
      Mit dem C535 hast du auch meinen Geheimfavoriten in punkto „universell einsetzbar“ herausgehört. Ich habe das Mikro früher oft benutzt, in den letzten Jahren nicht mehr, ich denke ich muss mir wieder ein paar besorgen.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Also ich finde den Test ja eigentlich ganz gut. Ich verstehe nur etwas nicht. Überall im Internet liest man, dass das Neumann KMS105 zuviel von der gesamten Bühne aufzeichnen würde. Gerade für laute Rockbands soll es nicht geeignet sein. Trotzdem wird hier gesagt, dass es das Mikrofon mit dem meisten „Gain before feedback“ ist.

    Ich selbst benutze das MD431 (erste Version), da es unglaublich gut zu meiner Stimme (Bariton) passt. Es ist wahnsinnig unempfindlich gegen Feedback. Da kommt selbst ein SM58 oder ein e945 nicht mit. Jedoch ist es für akustische Sachen nicht so gut. Das Shure KSM9 hat mir schon sehr gefallen, jedoch hatte es den typischen Shure Hifi Klang.

    Laut dem Test hier kann ich das Neumann KMS105 also auch auf lauten Bühnen benutzen, da es ja die besten Gain before Feedback Eigenschaften besitzt. Soll ich es wagen? :)

    • Profilbild
      Armin Bauer RED

      Hallo lape,

      beim Feedback kommt es natürlich immer auch darauf an, wie dein/e Monitor/e stehen. Das KMS105 als Superniere fühlt sich mit seitlich stehenden Monitoren (theoretisch) wohler.
      Ich hatte ja auch schon das Trio KMS105/e965/KSM9 im Vergleichstest, da hat das Neumann bei Feedback nicht so gut abgeschnitten, solche Praxistests sind also schon auch von Nuancen abhängig und können etwas unterschiedlich ausfallen.
      Wenn du mit dem MD431, dass ich übrigens auch lange benutzt habe, für Rock zufrieden bist, dann behalt es doch dafür. Für akustische Sachen, die dann meist auch nicht soviel Monitor brauchen, such dir was Schönes aus, dass am besten zu deiner Stimme passt. Ein Tipp wäre sicher das AKG C535.

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