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SPECIAL: Riebes FACHBLATT MUSIKMAGAZIN und seine Geschichte

(ID: 205953)

Peter:
Klingt nach Rock ’n‘ Roll. Kann man sich heute kaum mehr vorstellen, dass eine wütende Menge vin Konzertbesuchern die PA kurz und klein haut. Wie kamst du wieder auf die Beine?

Hans:
Inzwischen hatte Frank Farian beschlossen, sein Projekt „Boney M.“ nicht nur in TV-Shows auftreten zu lassen, sondern auch auf Tournee zu schicken. Und ich bekam den Posten des technischen Tourneeleiters. Das habe ich dann bis 1981 gemacht und „nebenbei“ auch noch für Udo Lindenberg und Otto auf deren Tourneen für das richtige Licht gesorgt, nun allerdings nicht mehr mit einer mir gehörenden Lichtanlage. Aber das war mir ganz recht, ich bekam eine hohe Tagesgage und brauchte mich nicht um die wirtschaftlichen Dinge zu kümmern. Anfang der 80er Jahre habe ich dann immer mal als Tourneeleiter für die Karsten Jahnke Konzertdirektion in Hamburg gearbeitet und englische und amerikanische Künstler bei deren Deutschlandtourneen betreut. So habe ich Al Jarreau, Mitch Ryder und viele andere Künstler kennengelernt und hatte mit den meisten auch später noch Kontakt.

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Peter:
Immer auf Tour – kam nicht mal eine Phase, bei der es etwas … ruhiger wurde?

Hans:
Die Phase begann mit „Ronny’s Popshow“, eine von einem Schimpansen moderierte Video-Clip-TV-Show, die zur Primetime 19:30 bis 20:15 mittwochs im ZDF lief und von der Otto-eigenen „Rüssl Video&Audio GmbH“ hergestellt wurde. Hier war ich in verschiedenen Positionen tätig. Daraus ergab sich dann eine feste Anstellung in dieser Firma. 1985 wurde dann der erste Otto-Kino-Film produziert und ich war für die Vorbereitung und Durchführung der Außenaufnahmen in Hamburg und auf Jamaika zuständig. Als der Film dann in die Kinos kam, gab es eine Riesennachfrage nach Ottifanten-Merchandising-Artikeln. Plötzlich war es meine Aufgabe, diese herstellen zu lassen und für den Vertrieb zu sorgen.

Hans mit Otto auf Tour

Peter:
Was für ein Wandel! Und plötzlich warst du Merchandising-Produzent für Otto Walkes?

Hans:
Ja, das hat mich die folgenden Jahre beschäftigt und „nebenbei“ entstanden dann auch noch Comic-Strips für Tageszeitungen, ein Heißluftballon in Ottifanten-Form und eine Zeichentrickserie für RTL. Und wenn Otto irgendwo auftrat, musste ich mich um die logistischen und technischen Dinge kümmern. Sehr stressig, aber insgesamt eine tolle Zeit, die ich nicht missen möchte. Leider endete sie 1996 nach einem heftigen Streit mit dem Künstler.

Peter:
War das erneut ein Rückschlag?

Hans:
Nein, eigentlich nicht. Von heute aus gesehen war es genau richtig. Ich erkannte, dass ich meine Kräfte und Ideen für mich selbst einsetzen sollte und nicht immer für andere. Im Herbst 2000 wurde ich gebeten, bei der Organisation eines Heißluftballon-Festivals im Oman zu helfen. Der dortige Sultan wollte, dass zum 30-jährigen Staats-Jubiläum 30 Ballone über die Hauptstadt fahren sollten. Bei den Vorbereitungen dazu lernte ich meine jetzige Frau kennen, sie war eine der Piloten, die dort starten sollten.

Peter:
Endlich, die Love-Story. Der Hans im Glück, oder?

Hans:
Es war Liebe auf den ersten Blick und wir beschlossen, zukünftig unser Leben gemeinsam zu bestreiten. Und so zog ich von Hamburg, wo ich seit 1967 gelebt hatte, aufs Land zu meiner Gabi. Am 11.12.13 um 14.15 Uhr haben wir dann auch noch geheiratet und so leben wir nun hier glücklich mit Pferden, Hund und Katzen auf einem Riesengrundstück in einem wunderschönen Haus und lassen es uns gut gehen. Im Sommer machen wir gelegentlich Ausflüge mit unserem Ballon und im Winter verbringen wir, wenn’s irgendwie geht, einige Zeit in warmen Gefilden. Also, mir ging es noch nie so gut wie jetzt und ich freue mich jeden Tag darüber. Jetzt muss ich nur noch gesund bleiben.

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Peter:
Ein schöner Abschluss.

Hans:
Das war’s, ich hoffe, euch nicht allzu sehr gelangweilt zu haben. Wenn ihr aber auch noch die vielen, vielen kleinen Geschichten, die so am Rande passiert sind hören wollt, dann solltet ihr viel Zeit mitbringen.

Peter:
Lieber Hans, keine Bange – das werden wir.

Das „neue“ FACHBLATT

Interview mit Zeitzeugen

Wenn heute vom FACHBLATT die Rede ist, ist meistens die Zeit nach RIEBE’s Fachblatt gemeint. Aus dem einfachen Blättchen wurde ein vierfarbiges Fachmagazin und galt sicher auch als Blaupause für nachfolgende Fachmagazine. Das neue FACHBLATT brachte schließlich auch eine neue Generation von Musikmagazin-Machern hervor wie Dieter Roesberg (GITARRE & BASS) oder Gerald Dellmann (KEYBOARDS).

Um diese zweite Phase des FACHBLATTs ein wenig lebendiger werden zu lassen, haben wir einige Zeitzeugen befragt und um kurze Statements gebeten.

Dirk Matten, ehemaliger Inhaber des Synthesizerstudio Bonn

Peter:
Kannst du dich noch eine deine erste Fachblatt Ausgabe erinnern?  Welchen Eindruck hattest du damals davon?

Dirk:
Mein erstes FACHBLATT habe ich beim Besuch der Firma Music City in Köln auf der Ladentheke gesehen. Das gab es kostenlos. Das muss die zweite Ausgabe gewesen sein. Für mich war das eine tolle Sache, dass es ein spezielles Magazin für aktive deutsche Musiker gab. Der sogenannte Krautrock war ja populär und Musiker aus Deutschland wurden nach all den Jahren des Kopierens angloamerikanischer Bands endlich selbstbewusst. Das FACHBLATT hatte da einen ganz entscheidenden Einfluss.

Es waren ja die Pioniere wie Amptown und Musik Produktiv, die mit dem VW-Bus am Wochenende nach England fuhren und sich Marshall Verstärker und Boxen besorgten. Deren Anzeigen im FACHBLATT führten dazu, dass Bands zum Teil Hunderte Kilometer fuhren, um dort einzukaufen. Mein Erlebnis: Ein Rickenbacker Bass sollte in Köln DM 2400 kosten, bei Musik Produktiv war er DM 1000 billiger. Frechheit! Das mischte den traditionellen Musikeinzelhandel mal so richtig auf und eine neue Generation von Händlern brachte frischen Wind in die verpennte Szene. Gauss Speaker, Martin Bins, Flightcases – alles ein Traum. Gab es. Endlich. Gute Sache.

Auf dem Titelbild einer späteren Ausgabe war ein Foto von Conny Plank abgebildet und es wurde berichtet, dass er, der legendäre Produzent von Kraftwerk, ein Studio in Neunkirchen-Seelscheid, ganz in meiner Nähe eingerichtet hatte. Als Promoter für ARP Synthesizer habe ich ihn angerufen, was daraus wurde, ist HIER nachzulesen. Nennen wir es Schicksal.

Peter:
Habt ihr damals mit dem Synthesizerstudio Bonn auch im Fachblatt geworben?

Dirk:
Ja, dazu gibt es eine kleine Geschichte auf der Homepage zum Synthesizerstudio Bonn, die ich gerne hier zitiere: LINK ZU ELEKTROPOLIS

Peter:
Welchen Stellenwert hatte das Fachblatt damals für euch als Händler?

Dirk:
Ohne das FACHBLATT als einzige Werbeplattform hätten wir nicht den Bekanntheitsgrad erlangt, das ist sicher. Klaus Böhler, der das FACHBLATT übernommen hatte, bot uns einige Jahre später an, ganzseitige Farbanzeigen zu schalten – und das zu einem Vorzugspreis von DM 2000. Das war ziemlich viel Holz, er meinte aber, wir würden uns dann vor Anfragen nicht mehr retten können. Stimmte.

Peter:
Hast du persönlich das Fachblatt regelmäßig gelesen? Wenn ja, wie lange?

Dirk:
Ich habe da zwischen Beruf und privat nie unterschieden, ich war ja eh ein „Überzeugungstäter“. Und ja, das FACHBLATT habe ich immer gelesen und geschätzt, sowohl als Werbemedium als auch als Informationsquelle. Tolle und spannende Zeit. Umsturz und Aufbruch. Alles neu. Selber gemacht. Viel gelacht. Klasse Kunden – Freunde, bis heute noch. FACHBLATT war gut.

Hans Thomann

Hans Thomann 2017

Hans Thomann, Inhaber THOMANN

Peter:
Welche frühen Erinnerungen hast du an das Fachblatt?

Hans:
Grundsätzlich muss man sagen, was heute das Internet für die Musiker ist, war damals wirklich das FACHBLATT. Man hat Monat für Monat auf die neue Ausgabe gewartet – das war für Musiker eine ganz wichtige Sache, die neueste FACHBLATT Ausgabe.

Peter:
Habt ihr das auch im Laden gemerkt?

Hans:
Und wie! Wir hatten im Umkreis von unserem Laden eine ziemlich starke TOP 40 Band-Szene. Mal ein Beispiel: Der Klassiker DBX-160 Kompressor hat damals noch über DM 2.000 gekostet. Das war für Bands ein Vermögen. Wurde so ein Teil im FACHBLATT besprochen und gut bewertet, hat das die Musiker inspiriert und sie sind daraufhin zu uns in den Laden gekommen.

Peter:
Die Tests im FACHBLATT hatten also bei Musikern eine gewichtige Bedeutung bei Einkaufsentscheidungen?

Hans:
Absolut, das hatte eine wirklich starke Aussagekraft gehabt. Was mich total fasziniert hat, war folgende Geschichte. Das FACHBLATT hat die getesteten Produkte mit Schulnoten bewertet. Wenn da ein Produkt ein Note 1 bekommen hat, konntest du als Händler eigentlich blind bestellen. Ich war ungefähr 17, da gab es mal einen Transistor AMP von Ibanez. Nichts Besonderes, der Speaker in dem Teil war sogar ziemlich billig. Und trotzdem, das FACHBLATT gab als Testnote eine 0,8, also besser als eine 1. Das Ding war danach der absolute Renner.

Peter:
War das FACHBLATT Ende der Siebziger wirklich das einzige Musikfachmagazin am Markt?

Hans:
Soweit ich weiß schon. Es gab da noch das SPOTLIGHT, aber das hatte längst nicht den Stellenwert. Später kam dann noch das STUDIO MAGAZIN von Fritz Fey, aber auch das sprach eine andere Zielgruppe an und hatte nie die Verbreitung wie das FACHBLATT.

Peter:
Hab ihr mit eurem kleinen Musikladen damals auch im FACHBLATT geworben?

Hans:
Ich wollte schon, aber das war mir einfach viel zu teuer. Ich konnte mir Anzeigen im FACHBLATT die ersten Jahre einfach nicht leisten. Ich träumte immer von einer Doppelseite im FACHBLATT, aber die hätte locker DM 6.000 gekostet. Für uns damals unerschwinglich. Später, als unser Umsatz langsam stieg, setzte ich dann Drittelseiten als Anzeige ins FACHBLATT.

Gerald Dellmann, ehemaliger Gründer KEYBOARDS und einer der ersten Mitarbeiter beim „neuen“ FACHBLATT

Peter:
Welchen Stellenwert hatte damals in den ersten Jahren das FACHBLATT am deutschen Musikmarkt?

Gerald:
Das Fachblatt war DIE BIBEL der Musikszene. Es gab ja kein anderes Informationsmedium. Das Fachblatt hatte natürlich großen Einfluss auf die Szene. Ein positiver Testbericht und die Verkäufe zogen über Nacht an, ein Verriss und das Gerät war weg. Diese Macht hat heute kein Medium mehr.

Peter:
Du hast die Synthesizer-Redaktion betreut. Viel Platz hattest du da am Anfang nicht. Vor allem waren deine Seiten anfänglich nur schwarz/weiß, während G&B deutlich mehr Platz und teilweise auch Farbe bekam. Wie war das damals?

Gerald:
Nun ja, das mit den Synths fing ja gerade erst an. Man stelle sich vor, der KORG MS-20 kam ja erst 1978 raus. Ich bin 1976 dazugekommen und musste das alles erst einmal aufbauen. Die Gitarren hatten da schon eine gewisse Vormachtstellung. Und es war damals tatsächlich so, man konnte aus Kostengründen gar kein Heft durchgehend farbig drucken. Die Farbplätze waren schon sehr rar.

Peter:
War das FACHBLATT nur bei Rockbands etabliert oder lasen deine Kolumne auch viele Synthesizer-Enthusiasten?

Gerald:
Es gab ja nichts anderes, also haben auch Synthesizer-Nerds das Fachblatt gelesen, obwohl andere Themen die Überhand hatten.

Peter:
Irgendwann hast du das FACHBLATT verlassen und KEYBOARDS gegründet. Wie kam es dazu?

Gerald:
Das Thema Synthesizer und Keyboards im weitesten Sinne explodierte dann förmlich. Das war innerhalb des Fachblatts nicht mehr abzubilden. Auch war es in dem damaligen Verlag nicht möglich, das Thema auszuweiten. Aber damals gab es im Fachblatt schon die Beilage „Computer & Musik“, die sich mit dem Thema beschäftigte. Das machten mein Freund Martin Thewes (u.a. Entwickler für Kraftwerk) und ich. Aber der Markt lechzte geradezu nach einem eigenen Medium nach Vorbild des amerikanischen KEYBOARD Magazins. Und so keimt schnell die Idee. Und im Dezember 1984 war es dann so weit. Die erste Ausgabe von Keyboards kam auf den Markt.

Peter:
Was konnte KEYBOARDS besser als das FACHBLATT?

Gerald:
Wie gesagt, es gab nur ein Thema: Keyboards stand drauf und nur Keyboards waren drin. Damit haben wir den Niedergang der Fullrange-Magazine eingeleitet.

Das FACHBLATT 1990

Danksagung

Wir möchten uns recht herzlich bei Theo Möbus (fachblattarchiv.de) für die Bereitstellung der Riebe’s Fachblatt Cover bedanken.

Vor allem gilt unser Dank auch besonders Hans Riebesehl, der sich viel zeit für uns genommen hat und privates Bildmaterial zur Verfügung stellte.

Ebenfalls ein dickes Dankeschön an Dirk Matten, Hans Thomann und Gerald Dellmann für ihre Unterstützung, um ein wenig Eindruck von jener Zeit zu bekommen, in der die Musikindustrie in Deutschland das Laufen lernte.

EMPFEHLUNG

Im „fachblattarchiv.de“ widmet sich  Theo Möbus umfangreich um die Archivierung der interessantesten Beiträge und Geschichten aus und rund um das Fachblatt. Videos und umfangreiches Bildmaterial ergänzen dieses wunderbare Online-Museum.

Und auch wir werden demnächst eine Serie starten mit dem Titel FACHBLATT FILES, in der wir in Jahresrückblicken die wichtigsten Ereignisse aus der Studio- und Synthesizer-Szene in Szene setzen werden. Immer reflektiert durch die Brille der FACHBLATT-Redaktion. Für uns ist das Thema FACHBLATT also noch lange nicht zu Ende – oder anders gesagt: „Jetzt fangen wir erst richtig an!“

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Forum
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    AMAZONA Archiv

    Für mich ein Interview Highlight! Gar nicht so sehr wegen der Geschichten, sondern ob der vielen Wendungen und der für mich guten Einstellung. Hut ab und weiterhin alles Gute, vor allem Gesundheit.

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    iggy_pop AHU

    „Und wirkliche Profis haben sich auch kaum an dem Info-Austausch beteiligt, kurz, ich glaubte, dass unsere Vorstellungen nicht erreicht wurden und unsere ganzen Bemühungen „Perlen vor die Säue“ waren.“ — Das glaube ich allerdings nicht: Unvergessen die Kontaktanzeige, daß eine Hannoveraner Hardrockband, gut gebucht, erfahrenen Sänger sucht. Kontakt: Scorpions z. Hd. Rudolf Schenker. Muß so um 1971/72 gewesen sein.
    .
    „Kann man sich heute kaum mehr vorstellen, dass eine wütende Menge vin Konzertbesuchern die PA kurz und klein haut.“ Das lief auch in Scheessel 1977 sehr überzeugend ab, und anschließend haben die Angels dann noch die Bühne abgefackelt. Klaus Schulze bekam noch mit Mühe und Not sein Set von der Bühne geholt. Andere hatten da nicht so viel Glück. Seither gibt’s ja auch drei Kilometer Todesstreifen vor der Bühne, wo keiner rein darf.
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    Ebenso unvergessen: Die Aufkleber-Cover — „Ich bin doof, ich mach Musik.“ Den hätte ich gerne wieder.
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    Noch unvergessener: Der Kleinanzeigenteil. „EMS VCS-3 Synthesizer aus dem Besitz von Pink Floyd, 1.500 DM“, „Korg PS-3300 Synthesizer, prima für experimentelle Musik, 4.500 DM“. Das tut weh.
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    Das erste Mal einen Mini Moog gesehen („ist der aber klein!“), und ein Plastikburger auf dem Synare bei SSB.
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    Sehr schöne Story, danke dafür.

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    AMAZONA Archiv

    Bewegte Geschichte der Oma von Amazona und Co.

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    costello RED

    Danke für diese Supergeschichte!!! Das Fachblatt war wirklich die Bibel und Gerald Dellmann für die Keyboarder mindestens der Papst – um nicht höher zu greifen. Wenn er seinerzeit über den Crumar Organizer T1 schrieb, dass der Bassteil bombastische, fast synthesizerähnliche Klänge erlaubt, dann war das Teil so gut wie gekauft. An die großen Anzeigen vom Synthesizerstudio Bonn kann ich mich auch noch gut erinnern. Speziell für den Banana, der nicht ganz zufällig an das Design der Oberheim-Synthesizer angelehnt war. Schön hier mehr über die Anfänge zu erfahren, wobei Riebes Ära vor meiner aktiven Musikerzeit lang.

    • Profilbild
      Dirk Matten RED

      @costello Das FACHBLATT stand für die deutsche Rockmusik-Szene als Gegenbewegung und als Abgrenzung zur angloamerikanischen und zur spießigen Alleiunterhalter-, Musikschul- etc. Szene. KEYBOARDS schaffte mit Gerald Dellmann das Unmögliche, nämlich diese Gegensätze in einer Musikinstrumentengattung zusammen zu fassen und dem übergeordneten Begriff der schwarz-weißen Tasten unterzuordnen. Schrecklich. Identitätsstiftung ade.
      Ich muss mal überlegen, wann der Spaß an meiner Arbeit in meiner Firma in Sarkasmus umgeschlagen ist, habe sie dann mehr in Richtung Gesamtkunstwerk gestaltet.

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        costello RED

        @Dirk Matten Die Entwicklung war aber auch logisch, denn mit Ausnahme des Studio/Recording-Sektors hat sich ja keine Instrumentengattung so dynamisch entwickelt wie der Keyboard-Bereich. Da war ein eigenes Fachblatt schon gerechtfertigt. Und die Abgrenzung zu Tanzmuckern war vielleicht in den 70ern noch ein Thema. Seit ich in Brüssel mal in einer reinen Cover-Band gespielt habe, denke ich da anders drüber. Der Bassist hatte bei Kirmesveranstaltungen etc. hunderte von Auftritten gehabt und war so was von versiert – eben einfach ein guter Musiker. Und Amazona.de berichtet ja auch diskriminierungsfrei z.B. über den Xenos. ;-)

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            Markus Galla RED

            @Dirk Matten Haha, das gefällt mir.
            Das spätere Fachblatt hat mir nie gefallen. Irgendwann war alles oberflächlich. Keyboards war zu Beginn sehr gut. Ich habe die Zeitschrift geliebt. Die Synth-Presets für DX, CZ & Co waren cool. Habe unendlich viele davon eingetippt. Die Noten für Orgel, Piano und Keyboards von WW waren auch richtig gut. Es war eine unglaublich hohe Fachkompetenz in der Redaktion vertreten. Später auch bei G&B. Da konnte das Fachblatt nicht mithalten. Aber: Irgendwann wurde alles zu kommerziell – immer mehr Anzeigen, immer weniger Inhalt. Später dann S&R und Keyboards wurde dünner und dünner und schließlich mehr Beilage als Fachzeitschrift. Chord Charts, die es im Internet kostenlos gibt (und in besserer Qualität) statt Noten, noch mehr Werbung. Als langjähriger Abonnent habe ich mich dann verabschiedet. Richtig cool war Solo – das Musikermagazin. Da habe ich mal als Autor gearbeitet. Das hatte den frühen Geist des Fachblatts. Über Christoph Rocholl und ein Abo des Nachfolgers Tools 4 Music bin ich dann wieder als Autor bei der Tools gelandet. Für mich bis heute das beste Magazin für Beschallungstechnik am Markt – und das sage ich nicht, weil ich für die Tools schreibe. Es gibt kaum irgendwo bessere und kritischere Testberichte und die Hersteller dürfen einen Kommentar abgeben. Und Amazona und Bonedo sind online maßgebend und richtungsweisend.

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        AMAZONA Archiv

        @Dirk Matten Früher gab es eine Krautrock-Szene sogar in deutschen Dörfern. Heute sind dort die Fanfarenzüge wieder auf dem Vorrrmarrrsch. Das sollte uns allen schwer zu denken geben. Wird wieder Zeit für eine Gegenbewegung! ;)

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      moogist

      @costello Dellmann der Papst?! – Mit „Karl der Käfer“ hat er – zumindest bei mir – viel Credibility eingebüßt…

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        Markus Galla RED

        @moogist Zumindest hatte er einen Hit und durch Rolf Zuckowski und „Die Rinks“ wurde er ja noch einmal aufgewärmt. Als Papst würde ich ihn auch nicht bezeichnen. Eher als aufstrebenden Bischof, der dann irgendwann die Dollarzeichen in den Augen hatte. Zumindest kommt es mir rückblickend so vor. Aber was soll’s, wer weiß, wie man selbst in seiner Situation gehandelt hätte, schließlich ist es für die Printmedien durch das Internet nicht leichter geworden. Dieser Ausverkauf von Keyboards und S&R hin zu einem Anzeigenblatt mit einigen oberflächlichen Testbeilagen ist mir aber nach wie vor ein Rätsel. Aber alles hat eben seine Zeit und vielleicht war die Zeit jetzt auch einfach vorbei. Dass er eine Idee in den Anfangstagen der Keyboards so konsequent und gut umgesetzt hat, sollte ihm aber nicht abgesprochen werden.

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    AMAZONA Archiv

    „Zu den erfolgreichsten internationalen Interpreten gehören 1972 die ROLLING STONES, DAVID BOWIE, NICK DRAKE, NEIL YOUNG, LOU REED, YES, DEEP PURPLE, JETHRO TULL, GENESIS und CAN.“

    Hahaha, so sympathisch das ja ist – in dieser Liste sehe ich CAN und Nick Drake sehr gern, aber so wirklich international kommerziell erfolgreich waren sie da nicht. Nick Drake ist leider erst sehr spät nach seinem Tod zu dem Ruhm gekommen, den er zu Lebzeiten verdient hätte.

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    Spartakus

    Ich habe damals auch regelmäßig das Fachblatt gelesen. Zeitweise war der Stapel mit den alten Zeitschriften über einen Meter hoch. Ich habe sie dann im Ofen verbrannt. Was will man sonst damit machen ?

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      AMAZONA Archiv

      @Spartakus Was man damit sonst machen will? Na, Leuten überlassen, die ihre Freude mit den Heften gehabt hätten. Verfluchte Wegwerfgesellschaft!

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        Markus Galla RED

        Ich habe kürzlich Keyboards-Ausgaben von 1984 bis 2014 entsorgt, Ausgaben der S&R seit der Erstausgabe, G&B, Soundcheck und ja, auch einige wenige Fachblätter. Die große blaue Tonne war am Ende so schwer, dass man sie kaum noch bewegen konnte. Sie reichte noch nicht einmal…..es wurde noch bestimmt ein halber Altpapier-Container damit gefüllt :-)

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          iggy_pop AHU

          @Markus Galla Ja, super!
          .
          Und ich renne zehn Jahre einer Oktober-Ausgabe der Keboards von 1985 hinterher.
          .

  7. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Wunderbar! Danke für den Erinnerungszirkus.
    Damals nach der Schule immer als Erstes, wie von der Tarantel gebissen, zum Kiosk gerannt wenn das neue Fachblatt rauskam. …als Keyboarder.

  8. Profilbild
    Atarikid AHU

    Mein Kumpel und ich haben als 7-10 Jährige das Fachblatt regelmäßig von seinem großen Bruder geschnorrt und dann die ganzen abgefahrenen, unerreichbaren Geräte angehimmelt. Stundenlang… Tagelang… Und das Highlight war dann das Nachbauen diverser Geräte aus Karton, Folien usw.. So zum Beispiel Linndrum (sah geil aus! ^^). GAS kenn ich dank Fachblatt also schon seit Kindesalter :)… Sehr cooles Fachblatt-Special!!!!

  9. Profilbild
    sabsipink

    …. nach der Schule zum Kiosk ….. genau so war es bei uns auch ….. und dann sehr lange alles gehortet und gesammelt.
    ….. irgendwann hat man dann eine Baustelle und befreit sich von allen Zeitschriften.
    Sehr guter Artikel ……besten Dank

  10. Profilbild
    k.rausch AHU

    Die Kleinanzeigen im Fachblatt waren Institution und für so manchen An- und Verkauf in der Szene nicht ganz unbedeutend. Musugru und Grusumu war der Spiegel der Welt der Proberäume, Open Air Bühne und welchen in Hallen. Die sich Gitarristen mit allen anderen Musikern geteilt haben. Auch den Typen an den Drums :)

  11. Profilbild
    mdesign AHU

    ja, ohne die FB-kleinanzeigen wäre das regelmäßige umbauen der keyboardburg bei mir kaum möglich gewesen. ein bisschen geduld war dazu allerdings manchmal nötig, wenn man den redaktionsschluss verpasst hatte und dann vier wochen auf den nächsten warten musste…

  12. Profilbild
    moogist

    Ohne das FACHBLATT hätte ich die 80er Jahre (musikalisch) kaum überlebt :-)
    Neben den vielen hervorragenden Instrumententests möchte ich auch an die tollen, oft viele Seiten umfassenden Interviews von Andreas Hub und Kurt Kölsch erinnern: Spliff, Mitteregger, Kate Bush, BAP, Pretenders, Wolf Maahn und und und….

    • Profilbild
      iggy_pop AHU

      @moogist Andreas Hub, einer der letzten guten Musikjournalisten, die in diesem Land tätig werden durften (macht er eigentlich noch was? — EDITH: Ich fürchte, er wird nie wieder etwas machen, denn anscheinend ist er im vorletzten Jahr von uns gegangen: http://ruh.....dreas-hub/). Gute Schreibe, kombiniert mit profunder Sachkenntnis — das gibt’s heute nicht mehr.
      .
      Andilein und das Mercedilein (und der Weihnachtsteller…) — aber das wäre Stoff für andere Geschichten.
      .

  13. Profilbild
    Son of MooG AHU

    Das FB war 1982-83 zusammen mit Bernd Schreibers „Synthesizer-Handbuch“ meine einzige Informationsquelle auf der Suche nach dem ersten Synthie. Dafür bin ich dann auch mit dem Zug 30 Kilometer zum Musikhaus Wondra in Nürtingen gefahren, weil die den Juno-6 noch ein paar Hunderter günstiger verkauften. Das „Keyboards“ hatte ich auch viele Jahre abonniert, als es aber immer dünner wurde gekündigt. Nun verlasse ich mich auf online-Angebote wie Amazona und sonicstate, aber die Leser-Sound-Rubrik fehlt mir etwas…

  14. Profilbild
    [aˈtoːm] [aːl] [ˈa(ː)tonaːl] AHU

    Damit bin ich aufgewachsen :D. Das war mein Internet damals ^^.

    Ich hatte mal ne Ausgabe, da ging es um einen Percussionisten/Drummer, der wirklich aus fast allem irgendwelche Sounds erzeugt hatte, und wenn er nur die Tischplatte bearbeitet hatte. Der Typ war vällig verrückt :D.
    Ich komm einfach nicht mehr auf seinen Namen.

    wäre cool falls sich jemand erinnert und mir den Namen nennen kann!

  15. Profilbild
    Tai AHU

    Was in dem Artikel angedeutet wird, aber für mich nicht deutlich genug herauskommt: dieses Blatt veränderte die ganze Musikladenszene. Es kam eine neue Generation von Musikalienhändlern hoch, die mit geringeren Spannen arbeiteten und angesagte Produkte aus England oder USA importierten. Die sind jetzt natürlich auch schon im Rentnenalter, aber das hat die damals völlig verschnarchte Szene extrem durchgeschüttelt. Da wurden rotzfrech Preise abgedruckt, welch ein Frevel, der Preisvergleich wurde möglich und wahrscheinlich sind einige mit dem Heft in der Hand zu ihren Dealer gegangen und haben dem mal gezeigt wo der Frosch die Locken hat. War spannend. Ich hatte fast alle gekauft, egal was.

    Heute sieht die Situation so aus, dass Keyboards oder S&R es nichtmal schafft eine zeitgemässe Version eines Musikermagazins z.B. fürs iPad herauszugeben, einfach das Heft als pdf zum gleichen Preis ist ein Versuch, aber kein guter. Die werden’s auch noch stecken

  16. Profilbild
    bimba

    Van der Graaf Generator in Scheeßel, und freie Cola für alle dank der „Rocker“.

    Wobei Rock im West mit UFO und Rainbow und x anderen Bands in der Dortmunder Westfalenhalle war auch nicht schlecht.

    Dabei ist alles.

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