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Test: ANT Uno G8, Funkmikrofon

Forza Italia!

18. August 2017

Ich möchte eigentlich keine Klischees bedienen, aber Italien und Instrumente, respektive elektronische Instrumente? Weltruhm jenseits der legendären Amati/Stradivari Familien? Spontan fällt mir diesbzgl. eigentlich nur die Firma Markbass ein, die es im Fusion- und Jazzbereich zu einer respektablen Größe in Sachen Bassverstärker gebracht hat. Wohlan, dann wird es wohl höchste Zeit, muss sich die Firma Advanced Native Technologies (ANT) gesagt haben und hat im Zeichen der Ameise den ANT Uno G8 wahlweise als Handheld oder als Beltpack mit Fertigung in China auf den Markt gebracht. Mit einem Ladenpreis von 225,- Euro schlägt das Produkt in eine bereits stark besetzte Kerbe, mal sehen, ob das Konzept oder eventuelle Detaillösungen die Konkurrenz aufhorchen lassen.

ANT Uno G8 Handheld Set

Erster Eindruck

Geliefert wird das ANT Uno G8 leider nur in einer Verpackung aus Pappe mit ausgeschnittenen Schaumstoffeinlagen. Ein mittlerweile zum Standard avancierter Kunststoffkoffer wird nicht mitgeliefert. Die mitgelieferte Verpackung wird sich erfahrungsgemäß nach ca. 2-3 Shows in ihre Einzelteile zerlegen, daher ist bei der Anschaffung noch ein Transportkoffer mit in die Kalkulation zu nehmen.

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Im Lieferumfang enthalten sind neben einem Empfänger in halber Rackbreite und einem dynamischen Handsender zwei Rackflügel, zwei rückseitig zu montierende vergleichsweise steife, mittellange Antennen, ein Multispannungsnetzteil (12V, 500 mA), zwei Batterien für den Handsender, ein recht einfaches Handbuch in Englisch/Italienisch und ein einfaches, unsymmetrisches Klinkenkabel. Mehr gibt es nicht. Ach ja, zwei Kunststoffkappen zum Verschließen der im Rackwinkel bereits platzierten Bohrungen für frontseitig montierte Antennen, wobei wir auch schon beim ersten Kritikpunkt sind.

Mir ist klar, dass man in der 200 Euro Klasse um jeden Euro kämpfen muss, aber rückseitig angebrachte Antennen ohne BNC-Antennenumsetzer für den Frontbetrieb auszuliefern, geht gar nicht. Das sind Cent-Artikel in der Herstellung und wer einmal die reduzierte Arbeitsweise eines im Rack verbauten Empfängers mit innenliegenden Antennen erleben durfte, kennt das Problem. Natürlich kann man entsprechende Antennenumsetzerkabel für unter 30 Euro erwerben, aber so etwas gehört meines Erachtens zu jeder ausgelieferten Funkstrecke dazu, die auch im Rackbetrieb laufen soll.

Die Verarbeitung macht einen guten Eindruck, saubere Ecken und Übergänge nebst einwandfreier Lackierung. Sowohl der Handsender als auch das Empfängerteil sitzen in einem robusten Metallgehäuse, was eine lange Lebensdauer vermuten lässt. Die Antennen werden mit Bajonettverschlüssen am Gehäuse verankert, was eine schnelle Montage und Demontage ermöglicht.

Ant Uno G8 Receiver Rückseite

Anschlüsse und Handhabung des Empfängers

In Sachen Ausgänge verwendet der ANT Uno G8 die in dieser Preisklasse übliche Mindestausstattung, sprich XLR symmetrisch und Klinke unsymmetrisch. Einfach, aber für den Praxisbetrieb absolut ausreichend. Ein zusätzliches XLR-Kabel oder aber selbiges anstatt des einfachen unsymmetrischen Klinkenkabels wäre schön, aber na ja, siehe oben.

Als sehr übersichtlich in Sachen Größe und Darstellung entpuppt sich das Display des ANT Uno G8 Empfängers. Neben der verwendeten Frequenz informiert es über den AF- und RF-Pegel, die Squelch-Einstellung, den Ausgangspegel, den Antennenempfang und nach Aktivierung der Menüführung auch über den Kanal und die Gruppe. Zudem befindet sich auf dem Frontpanel noch der ASC Infrarot-Empfänger, um den Handsender mit dem Empfänger zu pairen.

ANT Uno G8 Receiver Front

Der Handsender

Farblich geschmacklich kommt der Handsender des ANT Uno G8 in einer Kombination aus Matt-Schwarz und Matt-Anthrazit daher. Man hat den Eindruck, dass nahezu alle Hersteller dieser Preisklasse ihre Mikrofongehäuse im selben Werk fertigen lassen, so sehr ähneln sich die Aufbauten der Handsender. Die dynamische Kapsel, der abschraubbare Schaft mit zwei AA-Batterien, die farblich variable Endkapsel, alles sehr ähnlich in der Optik und Haptik. Laut Hersteller läuft der Handsender des Ant Uno G8 mit einem Batterien-Paar bis zu 10 Stunden. Die Sendeleistung des Handsenders liegt bei 10 mW und ist nicht variabel.

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Und dennoch gibt es kleine Unterschiede, die eine große Wirkung haben können. Da wäre zum einen das leidige Thema mit dem Mute-Schalter. Viele Konkurrenten des ANT Uno G8 versagen hier mit Pauken und Trompeten ob der exponierten Position des Schalters und dem damit verbundenen unbeabsichtigten Muten während des Betriebes. Hier sticht der Ant Uno G8 Handsender angenehm hervor. Nicht nur, dass sich der Sender nur mit explizitem Drücken des Switches, am besten mit dem Fingernagel über einen gut fühlbaren Druckpunkt muten lässt, ein schmales, zweifarbiges LED Band (grün > Go, Orange > gemutet) informiert auch noch zusätzlich über den Status des Handsenders. Sehr schön, sehr praxisgerecht!

ANT Uno G8 Receiver Aufsicht

Ein kleines Display informiert zusätzlich noch über Kanal, Gruppe und den Ladezustand der Batterien. Schraubt man den Schaft des Handsenders ab, so erlangt man zusätzlich den Zugang zum Gain-Regler des Produktes. Hier kann man bei Drehen im Uhrzeigersinn die Sendeleistung erhöhen, in der Gegenrichtung reduzieren. Bei HF-Störungen im Signal lässt sich das integrierte Noise-Gate (Squelch) aktivieren, wobei es eine dreistufige Einstellung gibt. Je höher der Wert ist, umso stärker ist der Schutz gegen Fremdgeräusche. Es gilt jedoch zu beachten, dass ein zu hoher Squelch-Wert das Audiosignal auch negativ beeinflussen kann. Wenn die Störungen mit dem beschriebenen Maßnahmen nicht zu beheben sind, bietet sich ein Kanalwechsel an.

In Sachen Nebengeräusche kann man die Empfindlichkeit des Handsender-Gehäuses von zwei Seiten aus betrachten. Aufgrund der massiven Metallkonstruktion dämpft das Gehäuse „Trommelgeräusche“ der Fingerkuppen oder anderer Hautpartien recht gut, ein fetter Pluspunkt. Das gleiche Konstrukt zeigt aber leider auch aufgrund seiner hohen Dichte des Materials eine sehr hohe Klopfempfindlichkeit gegenüber Ringen an den Fingern, die mit sehr lauten Klickgeräuschen wiedergegeben werden. Man kann halt leider nicht alles haben …

Ant Uno G8 Handsender Schaft

Das leidige Frequenzgewusel

In Sachen Trägerfrequenz geht der ANT Uno G8 einen Mittelweg zwischen dem überall erlaubten, aber mit Handyfrequenzen verseuchten 2,4 GHz Netz und den lizenzpflichtigen MHz Bereichen. Mit dem 1785 – 1805 MHz Frequenzband darf man in den meisten westeuropäischen Ländern ungehindert funken, wobei der größte Teil des osteuropäischen Bereichs keine Auskunft gibt. Lediglich Portugal, England, Kroatien und Belgien verlangen eine Lizenzierung, während Norwegen eine maximale Sendeleistung von 20 mW vorgibt und somit den Betrieb des Ant Uno G8 ermöglicht. Als Spielverderber entpuppen sich neben Russland und der Slowakei einmal mehr Irland und Italien, welche generell eine sehr begrenzte Frequenzauswahl zulassen.

ANT Uno G8 Handsender Innenleben

Handhabung und Klang

Fangen wir mit der Sendeleistung an. Die fest eingestellte Sendeleistung von 10 mW zeigt recht schnell, wo der Hase lang läuft. Die Priorität liegt eindeutig auf langer Betriebsdauer bei freier Sicht auf der Bühne. Befindet man sich auf einer Bühne, die gerne Wacken Abmessungen annehmen kann, man seinen Empfänger aber ohne Hindernisse im direkten Blick hat, dürfte es im Normalfall keinerlei Aussetzer in der Signalführung geben. Im persönlichen „Gartentest“ lag die Sendeleistung jedenfalls bei knapp 40 bis 50 Meter, was jeder Standard-Bühne genügen sollte.

ANT Uno G8 Handsender Display

Im Indoor-Bereich hingegen oder bei aufwändigen Bühnenaufbauten gilt es einen Sicherheitscheck im Vorfeld durchzuführen. Bei mir zu Hause war nach der 2. KS Mauer Feierabend, zumal das Produkt wie alle Sender aufgrund der Reflektionsgefahr sehr empfindlich auf spitze Winkel reagiert. Sollte eine entsprechende Armierung wie bei Decken oder Fußböden vorliegen, dürfte dies die Sendeleistung nochmals etwas mindern. Fazit: vor der Show ausprobieren.

Klanglich hinterlässt der ANT Uno G8 eine gute Figur. Die dynamische Kapsel mit Nierencharakteristik liefert vergleichsweise weiche Höhen und einen strammen Bass, während sie im Mittenbereich leicht zum „Nöhlen“ neigt. Mit einem intelligent eingestellten parametrische Filter dürfte dieser Punkt jedoch in den Griff zu bekommen sein, zumal die Kapsel an sich für diese Preisklasse sehr gefällig klingt.

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Fazit

Mit dem ANT Uno G8 hinterlässt das italienische Unternehmen einen guten Eindruck in der hart umkämpften 200 Euro Klasse. Verarbeitung und Detaillösungen sind sehr ordentlich, die Optik ansprechend, der Klang besser als es der Preis erwarten lässt. Wer bereit ist, auch einem Anbieter eines weniger bekannten Trademarks ein Ohr zu leihen, sollte dem südeuropäischen Anbieter eine Chance geben. Es könnte sich lohnen!

Plus

  • Verarbeitung
  • Optik
  • Klang

Minus

  • keine BNC Antennenumsetzer im Lieferumfang
  • kein Hartschalenkoffer

Preis

  • Ladenpreis: 225,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    dilux AHU

    nur ganz kurz zu den ersten 2 sätzen: siel, farfisa, crumar, elka und da habe ich bestimmt auch schon welche vergessen :)

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        dilux AHU

        @Onkel Sigi lol, die hatte ich mich gar nicht getraut zu nennen, obwohl ich in den 70ern selbst so einen bontempi-föhn besass :)

        • Profilbild
          Onkel Sigi RED

          @dilux Mir sind noch ein paar ernstzunehmende Hersteller eingefallen:

          Fatar, seit Jahrzehnten einer der bedeutendsten Tastatur-Hersteller weltweit und dessen Eigenmarke Studiologic.

          GEM, war auch kein Murks, was die gemacht haben (Promega-Digipianos und früher die tollen WK-Keyboards).

          Orla, machen bis heute gute Orgeln und ich glaube auch Keyboards.

          Binson Gitarrenverstärker

          Lautsprecher-Hersteller RCF

          Alto, vor der Übernahme durch InMusic

          Montarbo, völlig unterschätzte Produkte hierzulande (PA, Mischpulte etc.)

          Musikalische Grüße von Onkel Sigi

          • Profilbild
            Markus Galla RED

            @Onkel Sigi Ganz neu: Dexibell (ehemalige Roland-Mitarbeiter), K-Array, RCF wurde schon genannt und die unzähligen Hersteller sehr guter akustischer Instrumente……

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