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Test: Gemini MDJ-900, Media-Player

Schlecht, wenn die Software nicht mitspielt

3. August 2017

Ganz aktuell ist es Denon DJ, die mit der Prime-Serie den Markt ein wenig in Bewegung versetzen, gerade mit Hinblick auf die Player. Hochpreisig, aber mit starken Funktionen. Hochpreisig ist offenbar gerade in letzter Zeit ein Thema, mit dem man sich beschäftigen muss, besteht der Wunsch, sich einen oder idealerweise ja zwei Media-Player anzuschaffen. Selbst die kleinen Pioneer Player, sei es ein CDJ-350 oder ein XDJ-700, liegen bei 650,- Euro aufwärts. Etwas günstiger ein Reloop RMP-4, der rund 450,- Euro kostet. Das ist allerdings in der Tat auch das günstige aktuelle Modell auf dem Markt, immer noch rund 900,- Euro für zwei Stück. Dazu noch ein kleiner Mixer und man landet sofort bei über 1000,- Euro. Im Vergleich zu den Kosten für einen einzigen Player der Oberklasse ist das nichts, aber immer noch viel Geld.

Möglicherweise gibt es aber einen Lichtblick. Die MDJ-Reihe von Gemini könnte eine Lösung für den schmalen Geldbeutel sein. So gab es zuletzt den MDJ-1000, der allerdings derweil ausläuft. Frisch auf dem Markt sind die Modelle Gemini MDJ-900, MDJ-600 und MDJ-500.

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Der Gemini MDJ-900 schlägt dabei „nur“ mit einem Preis von 349,- Euro zu Buche, deutlich weniger als der MDJ-1000 zu Beginn (499,- Euro UVP), ist in der 3-er Reihe der neuen MDJ-Modelle aber dennoch das Oberklasse-Modell.

Der Gemini MDJ-900 auf den ersten Blick

Ein Blick auf den MDJ-1000 vor diesem Test nicht, wenn auch nur kurz. Auf den ersten Blick zeigt sich sofort: Der MDJ-900 scheint nicht der kleine Bruder zu sein, sondern eher eine Überarbeitung.

Es zeigt sich aber auch: Der MDJ-900 hat viel vom MDJ-1000. Rein äußerlich gleich der MDJ-900 vollständig dem MDJ-1000, aber auch der all-in-one Lösung, dem CDMP-7000.

Der MDJ-900 ist das, was man heute als Media-Player bezeichnet, „professional media player“ schreibt Gemini selbst auf das Gerät. Media-Player: USB-Schnittstelle, aber kein CD-Laufwerk mehr.
Dominiert wird der Player von dem 8-Zoll großen Jog-Wheel mit Display in der Mitte so wie dem 4,3-Zoll Farbdisplay. Rundherum angeordnet sind die Bedienfunktionen wie zu erwarten. Play, Cue, Track Search und Skip links, Pitchfader rechts, Loops über dem Jog-Wheel. Seitlich des Displays finden sich Hot Cues und ein paar Einstellungen und Auswahlmöglichkeiten.

Quellen-Auswahl und Settings

So findet sich hier rechts der Weg zu den Einstellungen, die Auswahl der Quelle (USB oder Link) oder die Auswahl der MIDI-Funktion. Der Push-Encoder zum Scrollen in Playlisten und zum Laden von Tracks ist wie bei einem Pioneer CDJ rechts neben dem Display positioniert. Die zugehörige Back-Taste findet sich unter dem Encoder.

Ebenso findet sich hier eine Eject-Taste. Nach kurzer Verwunderung, was die hier soll, hat der MDJ-900 doch kein Laufwerk, fällt ein: Sie gilt natürlich für den USB-Port. Dieser findet sich allerdings links vom Display – keine geglückte Positionierung der Taste also. Ebenso links des Displays findet sich die Shift-Taste wie die vier Cue-Taste.

Die Schnittstelle der Wahl also ist USB. Der entsprechende Port ist oben links, verdeckt durch eine Gummi-Kappe. Ein Blick in die (englische) Bedienungsanleitung zeigt: Der Player spielt folgende Formate: WAV, MP3, AAC, AIFF, sofern die USB-Speichermedien in Fat, Fat32, HFS+ oder NTFS formatiert sind. Das sollte im Regelfall der Fall sein und mit AIFF, WAV ist alles abgedeckt, was ich benötigte, MP3 ebenfalls für alle, die diesen qualitativen Unterschied akzeptieren.

Einmal eingesteckt wird der USB-Stick gelesen, die Ordnerstruktur wird im Display angezeigt. Darüber zu diesem Zeitpunkt noch leer, die Informationen zu einem aktuellen Track.

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Stumpf, wie ich manchmal bin, habe ich direkt als erstes einmal meinen USB-Stick eingesteckt, von dem ich normalerweise spiele. Auf diesem befinden sich ausschließlich Dateien von Rekordbox. Versuchen kann man es ja mal. Tatsächlich findet der Player die einzelnen Tracks, sortiert nach Artist. Das habe ich erwartet, auch wenn es hier gut eine Minute dauert, in der das Display „Processing“ anzeigt. Deutlich schneller geht es natürlich beim Laden von Sticks, die ganz simpel mit Tracks beladen sind. Das Laden geht dabei so schnell, dass man nicht drüber sprechen muss.

Ordnerstruktur auf dem MDJ-900

Alternativ lege ich mir einen normalen Ordner auf dem Stick an, in die ich einige Tracks im MP3-, AIFF- und WAV-Format lege.

Kurzer Blick auf die Rückseite: Cinch-Ausgänge wie ein digitaler Ausgang, Netzwerkbuchse für den Link-Verbund und eine USB-Buchse für den Anschluss an einen Computer.

Wie immer wichtig: Was geht rein und raus

Der Gemini MDJ-900 in der Praxis

Track ist geladen, aber erst einmal einen Schritt zurück, ein Blick in die Struktur des Geräts. USB oder Link, so viel wurde schon verraten. Verlinken kann man bis zu vier Player per Ethernet und bei mehr als zweien natürlich per HUB. Ein entsprechendes Kabel findet sich im Lieferumfang ebenso wie natürlich Strom und Cinch.

Ein Blick in die Einstellungen zeigt zunächst: Das Gerät ist nicht auf dem neusten Software-Stand. Auf der Produktseite von Gemini findet man, was man braucht für Mac wie auch Windows. Ein kleines Updater-Programm muss installiert werden, der Player wird per USB-Kabel mit dem Rechner verbunden, der MIDI-Mode ausgewählt und das Programm gestartet. Nach Erkennung des Gerätes findet das Firmware-Update statt – das Gerät ist dabei eingeschaltet. Nehmt euch Zeit dafür, das Update dauert gute 30 Minuten. Nach dem ersten gescheiterten Versuch klappte glücklicherweise der zweite Versuch und der Player ist auf der aktuellen Version 6.5.

Nach dem Update ein weiterer Blick in die Einstellungen. Sieht auf den ersten Blick schon gar nicht so schlecht aus. Auto-Cue-Level lässt sich einstellen (-36 dB bis -54 dB9, ebenso das Zeit-Format (Remain oder Elapsed) wie auch die Pitch-Range ( ± 4%, ± 8%, ± 16%, ± 24%). Key-Lock, BPM-Lock, Beat Grid, Quantize, Beat Offset, Emergeny Loop, alles kann man an- oder ausschalten. Ebenfalls einstellbar die Klangqualität der internen Soundkarte, 44,1 kHz und 16 Bit, 48 kHz und 16 Bit, 48 kHz und 24 Bit, 96 kHz und 24 B oder die Player-Nummer im Link-Verbund. Analyse Tracks kann ebenso eingestellt werden, an oder aus, ebenso Single- oder Continous-Play.
Damit sind die Einstellungen eigentlich abgearbeitet. Die Einstellungen können natürlich gespeichert werden auf einem internen Speicher (MSD), ebenso von diesem geladen werden. Settings können übrigens auch am Rechner bearbeitet werden, V-Case ist das Stichwort, dazu später mehr.

Das Display des Gemini MDJ-900

Das Display ist ohne Frage ein zentraler Punkt eines jeden Players. In diesem Fall 4,3-Zoll und farbig, bietet es eine gute Übersicht. Mitlaufende Wellenform mittig, darüber eine gesamte Darstellung der Wellenform (sehr klein), ebenso Trackdaten wie Zeit, Tempo, Pitch-Wert so wie einige Einstellungen. So ist zu sehen, welcher Tempo-Analyse-Modus ausgewählt ist und ob Quantize angeschaltet ist. Auch die Pitch-Range wird angezeigt, ebenso der Prozentwert des High-Pass-Filters / Low-Pass-Filters. Anmerkung dazu kurz: Unter dem Display findet sich ein bipolares Filter in Form eines Potis, HPF und LPF.

Nur sehr klein leider wird der laufende Tracktitel im Display dargestellt, dafür umso größer die Wellenform.
Ein wenig sparsam im Design bietet das Display jedoch eine ganz gute Übersicht über notwenige Informationen.

Ein Blick auf das Display

Ein erster Test mit Files vom USB-Stick

Ist ein Track geladen, zeigt das Display eine rote Wellenform an. Der Cue-Punkt wird automatisch gesetzt und der Track ist nach wenigen Sekunden „einsatzbereit“. Die kleine komplette Wellenform-Übersicht wird parallel geladen. Das dauert bei einem Track von knapp über 7 Minuten rund vier Minuten, die Wellenform baut sich dabei langsam auf. Das ist keine Spitzenzeit, überlegt man, dass die Daten von einem USB-Stick kommen.

Die Tempoerkennung dagegen ist sehr schnell. Innerhalb weniger Sekunden ist eine BPM-Zahl zu sehen auf dem Display. Immer korrekt? Das leider nicht. Von 14 Tracks waren bei drei die BPM-Zahl komplett falsch. Interessanterweise alles MP3. Offenbar wird hier nicht jeder Codec erkannt, ähnliches hatte ich zuletzt in der Denon Engine Prime mit anderen Tracks. WAVs und AIFFs erkennen die Player recht schnell (so 5-7 Sekunden) und auch zuverlässiger. Zuverlässig falsch allerdings. Im Test zeigte sich, dass alle geladenen Tracks eine falsche BPM-Zahl hatten. Alle hatten bei 0% Pitch 0,1 BPM zuviel. Wenn das bei allen falsch ist, kann man sich darauf verlassen, holt man sich aber ein Tempo aus einem ID3-Tag, passt es am Ende schon wieder nicht mehr zusammen. Sync? Läuft nicht.

Tempo aus einem ID3-Tag? Ein Blick in die Einstellungen hilft. Man kann auswählen, ob man das Tempo automatisch erkannt haben möchte (was ja einige Fehler mit sich bringt) oder manuell tappen möchte (was leider echt schwierig funktioniert. Nicht, weil ich zu blöd bin, sondern einfach weil die Zahl trotz kontinuierlichem Tappen, auch über einen längeren Zeitraum im Bereich von 1-2 BPM sprint). Grob machen, für eine Nutzung mit dem Sync-Modus: unbrauchbar.
Alternativ kann man das Tempo auch aus dem ID3-Tag auslesen lassen, was natürlich nur klappt, wenn dieser hinterlegt ist. Alternativ kann man über den Browse-Encoder auch das Tempo komplett manuell eingeben, Manual BPM heißt der Modus. Das funktioniert leider im Test zunächst gar nicht.

Nur durch Zufall stellt sich heraus, dass beim Wechsel der Modi per Shit + Pitch-Bend-Tasten im Manual BPM nach Anwahl die BPM-Zahl blinkt und sich per Encoder verändern lässt. Man muss den Modus also offenbar immer wieder anwählen. Unpraktisch. Noch unpraktischer: Man muss das Tempo vorher wissen. Wer weiß denn schon die Tempi aller seiner Tracks? Auch das ist für die normale Anwendung unpraktisch.

Also, mal funktioniert die automatische Erkennung, mal, wenn das nicht zutrifft, hilft die Information im ID3-Tag. Hilft die auch nicht, hilft eigentlich nichts mehr. Weiß man das Tempo nicht, bringt das Einstellen nichts, manuell eintippen funktioniert tatsächlich nur grob. Da hilft eigentlich nur: In Ableton/Traktor/Serato oder oder oder rein den Track, analysieren und danach das Tempo im ID3-Tag hinterlegen. Oder Tracks kaufen, AIFF oder WAV.

Alles in allem: Nachbesserungsbedarf.
Leider endet das Kapitel der Kritik damit nicht. Schaut man sich einmal den Verlauf Pitch in Prozent versus BPM-Zahl an, fällt auf: Pitch-Wert steigt, die BPM-Zahl ändert sich ebenfalls. Das gilt solange, bis man den halben Wert nach dem Komma erreicht hat, z.B. 120,5 BPM. Der nächste logische Schritt wäre? 120,6 BPM, richtig. Hier springt die Anzeige zu 121,6 BPM. Das geht dann in sauberen Schritten weiter bis zur 121,9 BPM und nach dieser folgt? Genau, die 121,0 BPM. Dann geht es wieder bis zur 0,5 und dann direkt um einen nach oben. Wohlgemerkt: Das passiert nur in der Anzeige, nicht im gespielten Tempo. Hier stimmt die Einstellung in der Programmierung nicht. 121,7 BPM ist also in Wahrheit 120,7 BPM und 122,7 BPM wäre 121,7 BPM.

Finde den Fehler!

Ist das keinem aufgefallen? Ist das ein Bug in der neuen Software? Sowas darf nicht passieren, da kann direkt das nächste Firmware-Update her.
So aber kann man die Anzeige der BPM-Zahl aktuell sowieso erst einmal vergessen.

Ein Test mit Files vom USB-Stick, vorab analysiert mit V-Case

V-Case ist die Gemini eigene Software zur Analyse und zum Managen der Musik, ähnlich Rekordbox und Denon Engine Prime. Sie kann kostenlos auf der Homepage von Gemini heruntergeladen werden. Benötigt werden etwa 360 MB, die Handhabung ist einfach, das Programm übersichtlich. Etwas irritierend: V-Case legt quasi eine Kopie der gesamten Playlisten auf dem USB-Stick an, wirklich einzeln Listen exportieren ist wohl nicht möglich. Ich hoffe, ihr habt große USB-Sticks! Die Analyse der Tracks geht tatsächlich recht schnell, nicht fehlerfrei jedoch. Erkannt wird das Tempo wie auch die Tonart, ein Rating kann zur eigenen Information hinzugefügt werden. Viel mehr Möglichkeiten bietet die Software allerdings nicht, außer verschiedene Playlisten anzulegen. Zumindest den Cue-Punkt manuell verändern zu können oder das Grid-Raster anzupassen, hätte ich hier erwartet, aber Fehlanzeige.

Gemini V-Case – die Software zur Analyse von Audiodateien

So ist es generell kein Wunder, dass die Software zwar einiges verbessert, aber leider auch einiges fehlerbehaftet bleibt. Generell scheint die Analyse das Tempo der Tracks besser zu erkennen als der Player, nur frage ich mich, warum das Gerät die Daten nicht sofort von den Tracks aus dem V-Case-Ordner erhält. Nach Laden des Tracks und Play Drücken vergehen nach wie vor einige Sekunden, bevor der Player das richtige Tempo erkennt. Was genau hat V-Case dann verbessert? Die Tracks sind sauberer bestimmt im Tempo, aber warum wirkt es noch so, als würde der Player das Tempo selbst bestimmen müssen?

Auch die Wellenform der Gesamtübersicht baut sich nach wie vor langsam auf, Cue-Punkte sind immer noch falsch. Gut, die kann man in der Software ja auch nicht korrekt setzen.

So leid es mir tut zu sagen, aber die Analyse mit V-Case kann man sich hinsichtlich dieser Punkte sparen. Da wirkt es fast ein wenig ironisch, dass auf der Homepage von V-Case steht, dass es eine Software ist, die mit dem Nutzer wächst und es noch große Pläne gibt. Nun, es gibt auch viel Verbesserungsbedarf und das beginnt bei den Grundfunktionen.

Master und Sync-Modus

Wenn man gerade beim Thema Tempo ist, kann man sich den Master- und Sync-Modus einmal anschauen. Die entsprechenden Tasten lassen sich nur samt Shift-Taste nutzen, es sind die Search-Tasten links des Jog-Wheels. Tatsächlich ein wenig komisch, dass man zum Drücken der Sync-Tasten die Shift-Funktion nutzen muss, aber ok. Mit ein wenig gespreizten Fingern kann man das aber auch mit einer Hand machen. Ebenso verhält es sich bei der Auswahl des Masters.

Nur per Shift zu erreichen: Der Sync-Button

Weist man einen Player als Master aus, wird an diesem die BPM-Zahl blau. Entsprechend rot wird diese bei dem Player, der synchronisiert mitlaufen soll. Mit dem Stoppen des Master-Tracks wechselt die Rolle des Masters automatisch auf den zweiten Player, wie zu erwarten. So ist die Kommunikation zunächst in Ordnung.

Interessant aber ist, ob die automatische Synchronisation funktioniert oder in einem ungalantem Holpern endet. Letzteres ist es bei den Gemini MDJ-900 Modellen nicht, tight aber ist auch etwas anderes. Da kein sauberer Beatgrid zu setzen ist, holpert es am Ende doch deutlich hörbar. Unangenehm vor allem, dass es einen sauberen Mix aus dem Takt zieht, wenn man die Synchronisation anschaltet.

Funktioniert denn die Synchronisation einwandfrei, wenn man die Tracks mit V-Case analysiert hat? Nein, auch hier Fehlanzeige. Sauber übereinander laufende Tracks werden nach wie vor deutlich hörbar versetzt, wählt man bei einem den automatischen Sync aus. Auch hier hat sich nicht wirklich etwas verbessert.

Zum Anpassen des Tempos kann man die Synchronisation schon nutzen, für alles andere sollte man einen guten Finger am Jog-Wheel haben, denn tightes Mixen, das kann der Player mit der automatischen Synchronisation definitiv in den meisten Fällen nicht. Für ersteres aber könnte man auch den Pitch-Fader einfach bewegen und am Display ablesen, wann das Tempo angepasst ist.

Wichtig: Über die Einstellungen kann man das Beat Grid an- oder abschalten. Das Beat Grid wird vom MDJ-900 automatisch gesetzt. Es ist laut Gemini sehr empfohlen V-Case, zu nutzen, um die Tracks vorher zu analysieren. Mit oder ohne Beat Grid ändert sich jedoch bei der Synchronisation nichts. Grund: Das Beat Grid sitzt einfach häufig falsch.

Sollte dies der Fall sein, kann das Grid-Raster auf einen Punkt gerade gesetzt werden. Dazu muss Beat Offset in den Einstellungen eingestellt sein. Auf den ersten Cue-Punkt oder z.B. die erste Kick kann man dann per Shift + Cue-Taste das Grid-Raster sauber setzen.

Hat man dies getan, sollte eigentlich nach Tempo-Erkennung und sauberem Beat Grid der automatischen Synchronisation nichts mehr im Wege stehen.

Denkt man. Tatsächlich verbessert sich die Situation auch, plötzlich aber zeigen mehrere Tracks, die vorab analysiert worden sind in V-Case, völlig falsche Tempowerte an, zumeist im Bereich 85-95 BPM. Dass man danach die Synchronisation komplett vergessen kann, dürfte klar sein.

Ehrlich gesagt habe ich danach aufgehört, nach einem Fehler zu suchen. Die Liste der Bugs, die hier zusammen kommen zwischen V-Case, Analyse in der Software, Analyse vom MDJ-900, Tempo-Erkennung automatisch oder ID3-Tag und Beat Grid korrigieren, ist so lang, dass mir einfach die Lust vergangen ist. Löst man das eine Problem, taucht ein Neues auf. Löst man dieses, tritt das vorher Gelöste wieder auf. Die Software scheint hier einfach nicht ausgereift zu sein, an vielen Baustellen muss noch Arbeit geleistet werden, bis hier die MDJ-900 und Tracks V-Case-Analyse sauber spielbar sind, ohne dass die Nutzer an vielen Stellen nachbessern müssen.

Kurz erwähnt: Der Gemini MDJ-900 bietet Key-Lock an. Das Tempo von Tracks kann demnach angepasst werden, ohne eine große Tonhöhenveränderung nach sich zu ziehen.

Loopen mit dem Gemini MDJ-900

Die Loop-Sektion ist übersichtlich, alle sieben notwendigen Tasten finden sich in einer Reihe. Wie bei den meisten Tasten auf dem MJD-900 hat auch hier alles, was man drücken kann, eine zweite Funktion in Kombination mit Shift. Links finden sich zwei Tasten für das manuelle Setzen von Loop Start- und Endpunkt (mit Shift halbieren oder verdoppeln der Loop-Länge), daneben der Reloop / Exit-Button (mit Shift Loop Roll).

Für die vorgegebenen Loop-Längen (Auto Beat Loop) gibt es vier Tasten. Primär für die Längen von 2 bis 16 Beats, sekundär über die Shift-Taste für die Länge von 1/8 bis 1 Beats. Einmal gedrückt läuft der Loop los, dargestellt mit dem Einfärben der Wellenform auf dem Display in Blau.

Ein gesetzter Loop, im Display gut sichtbar

Die jeweilige Länge des gesetzten Loops kann durch Kombination der Shift-Taste plus der beiden Tasten Loop-In und -Out verändert werden, um den Faktor 2 (Halbierung oder Verdopplung der Länge).

Schön ist dabei, dass es eine Quantisierung gibt. Einmal eingeschaltet in den Einstellungen (oder per Shift + Vinyl-Taste) werden Loop-Punkte auf das Grid Raster gesetzt und sollten demnach tight sein. Sind sie auch, wenn das Grid Raster gerade sitzt. Hier verweise ich auf das Kapitel vorher hinsichtlich Synchronisation und Grid Raster.

Auffällig im Test wurden zwei Situationen, in der der Track im ersten Durchgang des Loops auf dem ersten Beat sprang – heißt: Der erste Beat des Loops wurde gespielt, der Track sprang an den Loop-Anfang zurück und spielte von vorn. Das würde natürlich im Mix bedeuten, dass man danach genau um einen Beat versetzt spielen würde. Generell stolpere ich über dieses Problem, weil der MDJ-1000 genau dieses immer dann tat, wenn man bei einem Track von CD gespielt einen Loop setzte. Das Problem ist also generell nicht neu und scheint ein Softwarefehler zu sein, tritt beim MDJ-900 aber offenbar nur sehr selten auf.

Das Jog-Wheel des Gemini MDJ-900

Das große Jog-Wheel ist mit Hinblick auf den Preis des Gerätes gut gelungen. Es ist recht flach, seitlich besitzt es einen gummierten Ring mit Einkerbungen. Die Oberseite des Jog-Wheels ist griffig durch ringförmige Rillen, mittig findet sich das Display. In einem roten LED-Kreis läuft eine kleine LED im Kreis, sobald der Track spielt. Mittig informiert das Wort „Vinyl“ in blauer Schrift, dass der Vinyl-Modus gewählt ist. Leuchtet hier nichts, befindet sich der Player im CD-Modus. Der Unterschied? Im Vinyl-Modus ist die Oberfläche des Jog-Wheels druckempfindlich. Drückt man hier, bleibt der Track sofort stehen, jede Bewegung des Jog-Wheels mit Druck auf die Plate wird verarbeitet wie der Druck auf eine Schallplatte bis zum Stillstand und eine Bewegung.

Gefällt: Das Jog-Wheel macht einen guten Eindruck

Im CD-Modus sind Oberseite des Jog-Wheels und der Außenring gleich. Der Track läuft immer weiter, man kann natürlich abbremsen (durch Zurückdrehen) oder die Abspielgeschwindigkeit beschleunigen durch Drehen des Jog-Wheels.

Je nach Wunsch kann die mechanische Sensibilität des Jog-Wheels eingestellt werden. Zwischen fest und lose kann stufenlos mit Hilfe eines Drehreglers gewählt werden. Ich pendele mich irgendwo mittig ein. Lose ist mir zu leicht, außerdem fängt das Jog-Wheel bei einer kräftigen Bewegung etwas an zu schnarren.

Ich erinnere mich dunkel daran, dass ich damals beim Test des MDJ-1000 bemängelt hatte, dass das Jog-Wheel in der Drehbewegung völlig übersensibel war. Eine Drehbewegung um wenige Zentimeter brachte den Track bereits völlig aus dem Takt, kleine Eingriffe waren kaum möglich oder nur mit Bewegungen des Jog-Wheels im Millimeter-Bereich.
Nach wie vor ist das Jog-Wheel wie nun auch beim MDJ-900 recht sensibel, hier hat man aber die Kritik aufgenommen und nachgebessert. Sensibel bedeutet: Ein direkter Switch von einem Pioneer CDJ, der als Clubstandard nun einmal das Maß der Dinge ist, zu einem Gemini MDJ-900 klappt nicht reibungslos, hier besteht doch nach wie vor ein Unterschied. Nach ein paar Minuten mit dem MDJ-900 gewöhnt man sich aber an das Jog-Wheel und hat „den Dreh“ raus.

Qualität vs. Software-Bugs

Rund 350,- Euro für einen Media-Player? Zugegeben, wieviel Qualität kann man hier erwarten? Für den geringen Preis macht der Gemini MDJ-900 eine gute Figur. Besonders positiv fällt mir dabei das Jog-Wheel auf, das mit dem gummierten Außenring und der rauen Face-Plate einen soliden Eindruck macht und sich gut anfühlt.
Die Tasten sind allesamt aus Kunststoff und haben teils einen sehr knackigen und laut hörbaren Druckpunkt – inklusive der Play- und Cue-Taste. Bei diesen beiden finde ich das ein wenig störend. Das Display hingegen finde ich für den Preis ganz ordentlich. Kein High-End, aber auch kein Pixel-Display. Für die Übersicht reicht es aus. Auch die Potis für die Einstellungen sind dem Preis absolut angemessen.

Für rund 350,- Euro eine ganz solide Kiste, bei der äußerlich keine Mängel auffallen.

Leider bietet die aktuelle Software-Version Anlass zur Kritik wie bereits genannt. Hier gibt es offenbar Missstände bei der Qualitätskontrolle, denn dass ein Firmware-Update mit derartigen Fehlern auf den Markt kommt, wirft Fragen auf. Das hätte auffallen müssen. Hier besteht wie genannt dringend Nachbesserungsbedarf, ansonsten sind verschiedene Funktionen des Players einfach nicht zufriedenstellend nutzbar.

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Fazit

Ein sehr günstiger Preis für einen Media-Player mit einem solchen Funktionsumfang, so wäre die Idee. Mit den Funktionen, die der Gemini MDJ-900 bietet, möchte der Hersteller schon ein wenig mit den Großen mitspielen, den Preis aber sehr niedrig halten.

Für rund 350,- Euro gibt es einen USB-tauglichen Player samt farbigem Display, großem Jog-Wheel, Loop- und Hot-Cue-Sektion wie auch die Möglichkeit, mehrere Player zu verlinken inklusive Sync.
Eine kostenlose Software dient zum Erstellen von Playlisten wie auch zur Analyse der Audiodateien am Rechner und zum Export auf das USB-Speichermedium.

Für den Preis anständig verarbeitet zeigt sich in der Praxis leider, dass einige Funktionen aufgrund von deutlichen Fehlern in der Software nicht so funktionieren, wie versprochen. Die Anzeige des Tempos harmoniert nicht mit dem Pitch-Fader überein, die Analyse der Tracks in V-Case ist deutlich verbesserungsbedürftig, ebenso wie am Player selbst. Tempo und Beat Grid liegen regelmäßig daneben und auch sofern richtig erkannt oder manuell geändert, kann es sein, dass der MDJ-900 im laufenden Betrieb im Master-Mode plötzlich ein komplett anderes Tempo erkennt, was den synchron mitlaufenden Player zu schrecklichen Folgen zwingt  (im wahrsten Sinne des Wortes). Hier müsste man viel eigenhändige Arbeit in die Vorbereitung der Tracks stecken, wozu ja eigentlich die Software da wäre. Aber auch dann kann man nicht sicher sein, dass der MDJ-900 nicht eigensinnige Einzelgänge vollführt und die Arbeit zunichtemacht.
Dazu gesellen sich kleinere verschiedene Bugs, die im Test auftraten und darauf hinweisen, dass hier Software-seitig einiges noch nicht harmoniert.

Da der Gemini MDJ-900 ohne CD-Laufwerk kommt, ist das Abspielen von Tracks vom USB-Stick die einzige Möglichkeit und hier sehe ich die Analyse als einen der wichtigsten Punkte – nicht einmal in der Software, darüber könnte man vielleicht noch hinwegsehen, auch wenn das Angebot, sofern vorhanden, funktionieren sollte. Funktionieren muss zumindest halbwegs anständig die Funktion am Player.

Mein Fazit: Generell ein guter Player mit guten Ideen und dem Preis entsprechend einer Verarbeitung, die dem Preis mehr als gerecht wird. Haptisch wie optisch ein solides Produkt, leider in der Praxis mit einigen Software-Mängeln, die den Spaß verderben. Schade, dass eine unzureichende Software einem soliden Player für einen günstigen Preis am Ende eine nicht-positive Testbewertung beschert.
Ein zeitnahes Updates mit Lösung der Probleme wäre wünschenswert, dann könnte man den Gemini MDJ-900 auch besser bewerten als „ungenügend“.

 

Plus

  • günstiger Preis
  • Jog-Wheel fühlt sich gut an
  • Verlinkung von bis zu vier Playern möglich
  • viele Einstellungsmöglichkeiten mit schnellem Zugang zum Menü

Minus

  • BPM-Anzeige springt, stimmt nicht mit Pitch-Fader überein
  • BPM-Erkennung funktioniert in vielen Fällen nicht, weder in V-Case Software, noch am Player
  • Player springt ab und an trotz richtig erkanntem Tempo im Track in völlig falsche Tempo-Bereiche
  • automatische Synchronisation funktioniert nur schlecht bis teilweise mangelhaft
  • Geräte weißt diverse kleine Software-Bugs auf (Hot-Cue und Loop-Springer z.B.)
  • Analse-Software besitzt stark Verbesserungsbedarf (kein Eingriff auf Beat-Grid, kein Metronom)

Preis

  • Ladenpreis: 349,- Euro
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