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Test: Genelec 8350 APM, Studiomonitor

Einsparer für den Raumakustiker?

30. Januar 2017

Seit Mitte 2016 verfügbar: Der neue Streich aus dem Norden, die Genelec 8350 APM mit dem Genelec Loudspeaker Manager (GLM™). Dieses Package haben wir heute auf dem Audio-Seziertisch.

Genelec 8350APM

Genelec 8350 APM

Über Genelec muss man generell nicht mehr viel erzählen. Vor allem in professionellen amerikanischen Recording Studios steht in den meisten Fällen mindestens ein Paar des Herstellers, das sagt ja schon viel aus. Natürlich sorgt ein somit geschaffener quasi Standard immer für Reibung und Kritik, zumal die Konkurrenz nicht schläft bzw. den Markt belebt.

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Dass Studioabhören eine sehr persönliche Angelegenheit sind, muss ich immer wieder erwähnen. Ein schönes Beispiel sind in diesem Fall die Yamaha NS10, die ja (immer noch) sehr oft als Referenzspeaker genannt werden. Aber eher, weil sie tatsächlich nicht besonders gut klingen. Wenn man auf ihnen einen Mix hinbekommt, so sagt man, klingt er überall. Hier scheiden sich natürlich auch die Geister. Denn theoretisch kann man ja somit auch auf Hi-Fi Boxen mischen, wenn man sie denn gut kennt. Aber eine lineare Transparenz, Tiefe und ein differenziertes Stereobild bieten einem nur speziell dafür entwickelte Studiomonitore, hier bleibt für mich kein Zweifel.

Genelec Loudspeaker Manager (GLM™)

Die zweite, wichtige Komponente ist immer die Raumakustik. Ecken fern von 90 Grad, schwingender Boden, Absorber und Kompensation von Raumeinflüssen im Monitorsystem sorgen für eine ideale Abhörsituation. So was gibt es natürlich meistens nur in Studios mit starkem kommerziellen Background, denn das bedeutet eine größere Investition. Dass ein Raum trotz größter Bemühungen immer noch gewisse Resonanzen aufweist, ist leider meist unumgänglich. Zumal die Wenigsten sich ein Studio bauen lassen, sondern Räumlichkeiten anmieten.

Genelec Loudspeaker Manager GLM

Genelec Loudspeaker Manager GLM

Hier kommt der Genelec Loudspeaker Manager (GLM™) ins Spiel. Digitale DSP-Filter machen es möglich, durch den Raumsound gepushte Resonanzen zu reduzieren. Die Finnen liefern hier für rund 500,- Euro extra ein System, das aus einem Netzwerkinterface zum Anschluss an einen Computer und einem Messmikrofon besteht. Die Lautsprecher werden über Netzwerkkabel mit diesem Interface verbunden. Eine Software, frei zum Download auf der Genelec Homepage, erledigt den Rest. In dem virtuellen Raum positioniert man die Abhören und das Mikro im Sweetspot (die Abhörposition). Startet man das Einrichten, ertönt ein Sinuston durch das gesamte Frequenzspektrum, danach wird graphisch dargestellt, wie sich die Resonanzen in der gegebenen Praxis verhalten. Das System gleicht automatisch positive Raumresonanzen aus. Diese kann man aber auch per Hand wieder nachregulieren. Klingt vielversprechend. Da stellt sich natürlich sofort die Frage: Kann man sich nun die Raumakustik sparen?! Das wäre natürlich eine Revolution auf diesem Sektor. Dazu mehr im Praxisteil. Vielleicht soviel dazu, die Raumakustiker werden zumindest nicht arbeitslos.

Die Genelec 8350APM

Mit 12,8 kg und Maßen von 433 mm Höhe, 286 mm Breite und 278 mm Tiefe sind die Genelec 8350 APM die Größten aus dieser Baureihe. Ein graues, zweiteilig abgerundetes Aluminium-Gehäuse sorgt für den Look, typisch für die 8000er Serie. Der Iso-Pod™ ist ein abnehmbares Isolations Pad aus Hartgummi. Hiermit entkoppelt man nicht nur die Schwingungen, sondern hat sogar die Möglichkeit, den Abstrahlwinkel zu justieren. Die Höhe, inklusive des Iso-Pods™, liegt bei 452 mm. Falls man die Abhöre nicht auf Ständern oder dem Desktop aufstellen mag, bietet die Rückseite im Chassis zusätzlich reichlich vorgebohrte, mit Gewinde versehene Löcher, um sie an der Wand oder diversen Haltevorrichtungen zu installieren.

Iso-Pod™

Iso-Pod™

Ein 8 Zoll (205 mm) Bass Speaker, geschützt durch ein Metallgitter, und ein 1 Zoll (25 mm) Hochtöner aus Metall, ebenfalls vergittert, sorgen neben Bass Reflex Port auf der Rückseite für die Übertragung der Frequenzen. Hier haben wie ein Spektrum von 33 Hz bis 22 kHz, somit könnte man auf einen Sub verzichten.

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Zwei hauseigene Systeme kommen bei der Genelec 8350 APM zum Einsatz: Das Minimum Diffraction Enclosure™ (MDE™) bezieht sich auf den Gehäusebau, das Advanced Directivity Control Waveguide™ (DCW™) beschreibt die abgerundete Form um den Hochtöner herum. Beide zusammen sollen eine tadellose Frequenzübertragung unterstützen.

Die sonst sehr spartanisch ausgestattete Front präsentiert uns neben dem Logo noch eine grün leuchtende LED. Zumindest im aktiven Zustand. Diese wechselt aber auch noch zu Gelb und Rot, was zum Beispiel einen Standby-Modus oder einen Overload kennzeichnet.

Auf der Rückseite gibt es neben dem Einschalttaster, Inputpegel und einem Mäuseklavier zur manuellen Einrichtung variationsreiche Anschlussmöglichkeiten. Alle Ein- und Ausgänge der Genelec 8350 APM sind nach unten gerichtet, somit ist kein Kabel im Weg.

Anschlussmöglichkeit

Anschlussmöglichkeiten

Neben dem üblichen Kaltgerätestecker und einem analogen XLR Input verfügt der Monitor über einen digitalen ABS/EBU-Eingang (auch im XLR-Format). Direkt daneben gibt es einen Ausgang zum Weiterleiten des Signals. Für das GLM™ System gibt es bei jeder Abhöre noch zwei RJ45-Anschlüsse.

Nicht im Text genannte Spezifikationen:
  • Endstufenleistung:

    Bass amplifier short term output power 200 W
    Treble amplifier short term output power 150 W

  • Maximalpegel: 121 dB (Peak pro Paar mit Musikmaterial in 1 m Entfernung)
  • Übertragungsbereich: 33 – 22000 Hz (- 6dB)
  • Frequenzgang: 38 – 20000 Hz (± 1,5 dB)
  • Digital audio input Word length 16 – 24 bits / Sample rate 32 – 192 kHz

  • Bassreflex
  • An-/Abschaltautomatik
  • magnetisch geschirmt

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Forum
  1. Profilbild
    Schorsch

    Die 8350 sind ganz ok. Aber richtig gut sind die 8351A. Das GLM tut seinen Job zuverlässig, kann aber nicht mit FIR Systemen alla Trinnov mithalten. Noch dazu liegt das Gesamtdelay (zumindest bei den 8351A) mit 5msec. ziemlich hoch.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Hallo,

    dieser Test kommt wie gerufen. Ich bin gerade schwer am überlegen, welche Abhöre für mich die Richtige ist. Ich habe meine Genelec 8030 BPM verkauft und würde jetzt gern auf die 8050 wechseln. Allerdings schwanke ich zwischen 8050 und den hier Vorgestellten. Wäre eine Alternative sich die 8050 zu kaufen und von der Ersparnis eine Raumeinmessung durch einen Akustikprofi vornehmen zu lassen. Irgendwie vertraue ich dieser automatischen Einmessung nur bedingt, sofern ich selbst noch Anpassungen in der Software vornehmen muss. Für ein Tipp des Autors wäre ich sehr dankbar.

    VG André

    • Profilbild
      Michael Fendt AHU

      Hallo André,

      wenn ich die Wahl hätte, zwischen dem GLM und einem Akustiker würde ich den Raum ausmessen lassen und Resonanzen, soweit möglich, eliminieren. Das System ist gut und funktioniert auch, aber ersetzt einen, akustisch gut klingenden/abgestimmten, Raum nicht.

      Wenn du bald umziehen solltest oder musst, wäre das GLM die bessere Wahl.

      Du musst übrigens keine Anpassungen vornehmen, waren aber im Test leicht nötig…um den Sound individuell anzupassen. Die Option zu haben ist jedenfalls gut.

      Ich hoffe, ich konnte dir damit weiter helfen.

      VG
      Michael

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Michael Fendt Hallo Michael und Schorsch,

        vielen Dank für die schnelle Beantwortung meiner Frage. Ich lebe in einer Mietwohnung und kann leider keine größeren akustischen Maßnahmen vornehmen. Jedoch möchte ich das maximale an Klang mit den gegebenen Mitteln herausholen, sofern das Budget es zulässt.

        Ich werde mir jetzt ein Angebot eines Akustikers für die Einmessung einholen und dann Vor- und Nachteile beider Varianten gegenüberstellen. Am Ende wird dann entschieden. Aber danke für den Hinweis mit der Software. Ich werde diesen in meine Überlegungen einbeziehen.

        VG André

        • Profilbild
          Onkel Sigi RED

          Hallo Andre´,

          wenn Du in einer Mietwohnung lebst, dann spar Dir jede Ausgabe bezüglich Raumakustiker, kein Mensch bezahlt Dir das beim Auszug.

          Mit den Einmessmethoden und Korrektur-Routinen von Genelec erreichst Du sehr viel und die Boxen kannst Du beim Umzug unter die Arme klemmen (na ja, fast……).

          Glaub einem, der schon zwei Studios in Mieträumen hatte………..

          Musikalische Grüße vom diesbezüglich gezeichneten

          Onkel Sigi

          • Profilbild
            AMAZONA Archiv

            @Onkel Sigi Hallo Onkel Sigi,

            vielen Dank auch für deinen Hinweis.

            Ich habe gestern bei zwei Akustikprofis in Köln angerufen und einen Preis erfragt. Beide konnten verständlicherweise nur ungefähre Angaben machen, da sie den Raum nicht kannten. Aber die Preisangaben übersteigen deutlich mein Budget. Ich werde daher die getesteten Genelec kaufen, da ich auch ein großer Fan des neutralen Genelec-Klangs bin.

            Abschließend habe ich noch eine Frage für deren Beantwortung ich auch sehr dankbar wäre. Ich habe zu diesem Thema bereits viel recherchiert und sehr unterschiedliche Aussagen gefunden.

            Ich produziere vorwiegend elektronische Musik in einem 15m² großen Raum. Bisher hatte ich die Genelec 8030 BPM und war bis auf die Basswiedergabe sehr zufrieden. Sind die Genelec 8350 für diesen Raum zu überdimensioniert oder ist das Verhältnis vom Raumgröße zur Box aus eurer Sicht angemessen.

            VG André

            • Profilbild
              maho

              Hallo,

              ich befürchte der 8350 wird ein bissel zu groß für deinen „kompakten“ Raum. Da die Genelecs ohnehin sehr kräftig im Bass sind würde ich maximal einen 6,5″ LS in diesen Raum stellen (resp. 8340). Vllt wäre sogar noch eher 5″ LS + Sub angebracht!? Wobei ich persönlich eher zur ersten Variante greifen würde.

              Wenn du die Möglicheit haben solltest beide Varianten bei dir zu probieren würde ich es unbedingt tun. Ist als Außenstehender vorher schwer zu sagen wie sich LS in einem nicht bekannten Raum verhält…

              LG
              Marcel :)

          • Profilbild
            iggy_pop AHU

            @Onkel Sigi So ist das.
            Wer zur Miete wohnt, wird niemals einen akustisch optimierten Raum sein eigen nennen — das geht nur, wenn man sich das Studio um die Abhöre herum bauen läßt.
            Man kann in jedem Raum arbeiten, wenn man a) seine Abhöre kennt und b) seinen Raum. Alles andere bedeutet, einer Illusion hinterherzujagen und am Ende immer unzufrieden zu sein.
            Eine Einmeßelektronik mag da hilfreich sein, verzerrt aber die Wiedergabe des Mixes, da der Monitor nicht mehr nur abbildet, sondern dem Raum angepaßt wurde. Winkewinke, Linearität.

    • Profilbild
      Schorsch

      Kommt auf deinen Raum an. Wenn du schon eine (sehr) gute Akustik ohne gröbere Ausreißer hast, brauchst du das Einmessfeature nicht. Falls nicht, leistet GLM eine im besten Fall sogar extreme Verbesserung.

  3. Profilbild
    CC

    Wenn der DSP durch den Raum bedingte Resonanzen ausgleicht wird damit nur ein Teil des akustischen Problems behandelt. Es ist z.B. immer noch nicht das Problem behoben, dass einige Frequenzen (vor allem im tiefen Frequenzbereich) zu lange ausklingen (Stichwort RT60 möglichst gleichmäßig unter 300ms). Neben diesen Resonanzen gilt es z.B. auch die Erstreflektionen zu dämpfen/umzuleiten usw.. Auch wenn es Verbesserung bringt, Wunder würde ich von solch einer Technik deshalb nicht erwarten.

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