Test: Hagstrom, Viking Bass, E-Bass

Die Testvorhersage der Amazona-Testlabore lässt verlauten: „In den nächsten Zeilen wird es heiter bis vintage, und der Wind bläst leicht aus der Retro-Richtung.“ Wie z.B. Wein- oder Autoliebhaber schwelgen auch wir Musikinteressierte gerne in den „guten alten Zeiten“. Und das nicht nur, wenn es darum geht, sich Songs von „damals“ anzuhören, sondern auch wenn es sich um Jahrzehnte alte Instrumente handelt. Um sich diesem Genuss hinzugeben muss man allerdings wie die Leidensgenossen tief in den Geldbeutel greifen. Denn alte Weine, alte Autos oder alte Instrumente haben allesamt eines gemeinsam, sofern sie einerseits noch bekömmlich oder andererseits funktionstüchtig sind: Sie sind sündhaft teuer. Während man sich als Anhänger von Weinen, wie auch Autos nur an die alten Originale halten kann, um den gewissen „Kick“ zu bekommen, bieten Instrumentenhersteller für alle Retro-Fans unter den Musikern schon seit ein paar Jahren verschiedenste Lösungen an. Nämlich die Produktion von Kopien alter Klassiker. 

Genau so verhält es sich mit den Raritäten aus dem Hause Hagstrom, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts vorerst mit der Produktion von Akkordeons sein Glück versuchte. Nachdem allerdings die in den Kinderschuhen steckende E-Gitarre in der damaligen Musikwelt nach und nach an Bedeutung gewann, erkannte man bei Hagstrom die Gunst der Stunde und entwickelte ab Ende der 50er Jahre fortan sehr eigene und charakteristische E-Gitarren wie auch E-Bässe, die im weiteren Verlauf der Musikgeschichte kaum noch wegzudenken wären. Selbst Musikgrößen wie Frank Zappa, Elvis Presley oder Jimi Hendrix kamen um E-Gitarren aus dem Hause Hagstrom nicht herum. Zwar stellte das schwedische Unternehmen seine Produktion im Jahre 1982 aufgrund des damaligen Musiktrends und der damit verbundenen gesunkenen Nachfrage ein, was sich jedoch 2005 aufgrund des rapide ansteigenden Retro-Hype nach sage und schreibe 23 Jahren wieder änderte. Mit einer Neuauflage der alten Modelle werden diese nun originalgetreu anhand von Original-Zeichnungen und Formen hergestellt. Allerdings nicht mehr in der altehrwürdigen Hagstrom Fabrik in Schweden, die nun zu einem Hagstrom-Museum umgenutzt wurde, sondern, wie sollte es auch anders sein, in Fernost, um die Produktionskosten konkurrenzfähig zu halten. Daraus resultiert dementsprechend ein äußerst günstiger Preis der Instrumente für den Endverbraucher, der wahrlich verführt.

— Hagstrom Viking Bass in Tobacco Sunburst —

Aus dieser Neuauflage erhielt Amazona nun den Hagstrom Viking Bass in der Farbvariante Tobacco Sunburst, der bereits auf der Musikmesse 2010 der breiten Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Rein historisch gesehen wurde dieses Hagstrom E-Bass-Modell bereits zwischen 1965-71 unter dem Namen Concord Bass vertrieben, und die heutige Namensgebung stellt lediglich eine Hommage an die optisch fast identische und weitaus berühmtere Hagstrom Viking E-Gitarre dar. Also stand bei der Namensgebung wahrscheinlich der Marketingaspekt vor der korrekten historischen Bezeichnung. Aber genug Besserwisserei und Belehrung. Dann nehmen wir diese Retro-Kopie mal genauer unter die Lupe und versuchen zu klären, ob der historische Flair auch in dieser Neuauflage weiterlebt.