Der Höhlenforscher geht in die zweite Runde
Ich muss gestehen: Ich bin ein Fan des Keeley Caverns! Als die Version 1 des kombinierten Hall-Echo-Pedals vor knapp zwei Jahren bei uns zum Test erschien, hinterließ die unscheinbar wirkende Metallkiste im Test einen mehr als bleibenden Eindruck. Inspirierende Sounds mit hervorragender Signalqualität zeichneten das Keeley-Pedal damals aus und nun ist es für Robert Keeley und seine Crew wohl an der Zeit, einen Nachfolger zu präsentieren. Die Überarbeitung nennt sich sinngemäß Keeley Caverns 2 und steht nun zum Test bei uns bereit.
Facts & Features
Rein äußerlich betrachtet liegen zwischen der ersten Version des Caverns und unserem Testgerät faktisch Welten. Das Gehäuse ist nun deutlich größer und zudem schneeweiß lackiert, die Anschlüsse für Audio In/Out und für das Netzteil befinden sich aber nach wie vor erfreulicherweise an der Stirnseite. Wie fast immer bei Pedalen von sogenannten „Boutiqueherstellern“ wird auch beim Keeley Caverns 2 leider kein Netzadapter mitgeliefert, für einen entsprechenden 9-Volt-Adapter im bewährten IBZ/BOSS-Format sollte man also sorgen. Mit Batterien geht hier genau wie beim Vorgänger nämlich gar nichts.
Keeley Caverns 2 Gitarren Hallpedal
Waren die Knöpfe beim ersten Caverns noch Mini-Potis mit aufsteckbaren Köpfen, so sind die nun vollwertigen Potis gewichen, die allesamt mit dem Gehäuse verschraubt wurden. Bei der Anzahl der Regler bringt das natürlich auch Platzprobleme mit sich, so sind speziell die inneren vier der acht Regler nur mit den Fingerspitzen zu erreichen. Da war das bei V1 meiner Meinung nach besser gelöst, denn dort konnte bzw. kann man entscheiden, welcher Regler wichtig für die eigene Performance ist und ihn dem entsprechend mit einem beigelegten Potiknopf bestücken. Dort gab bzw. gibt es auch nur sieben Regler, das sollte man fairerweise erwähnen.
Die Bedienelemente am neuen Keeley Caverns 2
Links – der Hall
Die sind nun vertikal angeordnet. Auf der linken Gehäuseseite befindet sich die Hallsektion mit vier Reglern und einem knackig einrastenden, gut geschützen Schalter, der die Auswahl zwischen den drei Presets Shimmer, Spring oder Modulated ermöglicht. Die vier Potis steuern das Mischverhältnis zwischen Original- und Effektsignal (BLEND), die Halldauer (DECAY) und die Klangfarbe des Halls (WARMTH). Das vierte Poti (RATE) übernimmt hingegen mehrere Funktionen. So dient es im Shimmer Mode zum Bestimmen der Stärke des Shimmer-Effekts innerhalb des Hallsignals, im Spring Mode zum Zufügen eines Tremolos oder aber im Modulated Mode zum Regeln der Intensität der Modulationen.
Rechts – das Echo
Die Schaltung für das Echo an Bord des Keeley Caverns 2 basiert auf einem weiteren Pedal aus dem Hause Keeley, dem Magnetic Echo. Die maximale Verzögerungszeit liegt bei 650 ms – lang genug für die meisten Anwendungsgebiete. Neben den klassischen Bedienelementen eines Echos wie Verzögerungsdauer (TIME), Anzahl der Wiederholungen (REPEATS) und Intensität des Effekts (BLEND) gibt es auch hier (wie beim Hall) einen RATE-Regler, der dem stufenlosen Zumischen von Modulationen dient. Wie intensiv die ausfallen sollen, bestimmt ein Dreifach-Miniswitch, der zwischen „Deep“, „Light“ und gar keiner Modulation wählt.
Die beiden Metallschalter zur Aktivierung der Effekte sind leider nur mechanische Typen, das heißt, es kracht beim Schalten ganz ordentlich. Dafür aber kann man beide mit einem Fußtritt gleichzeitig betätigen. Zwei blaue LEDs informieren über den aktuellen Betriebszustand des jeweiligen Effekts. Schön, dass hier auf den Typ „Suchscheinwerfer“ verzichtet wurde und man so in der Lage ist, die Bedienelemente auch bei Dunkelheit im Fußbereich noch gut zu erkennen.
Tap-Tempo?
Schmerzlich vermisst wird eine Tap-Tempo-Funktion, die zumindest die Verzögerungszeit der Echos regeln könnte, gerne aber auch dazu die Modulationsgeschwindigkeit des LFOs im Hall-Modus. Aber Fehlanzeige, keine EXP-Buchse oder geschweige denn ein eigener Schalter auf der Oberfläche existiert für dieses äußerst nützliche Feature. Schade!
Sound & Praxis mit dem Keeley Caverns 2
Die Signalqualität und das Rauschspektrum sind grundsätzlich zufriedenstellend, bis gut dreiviertel des Regelwegs beider Blend-Potis ist kaum etwas an Nebengeräuschen wahrzunehmen. Im letzten Drittel allerdings schon, hier fällt dann besonders der LFO der Modulation mit seinem „waschmaschinenähnlichen“ Pumpen auf. Aber bereits vorher stehen beide Effekte gut im Saft und bieten ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Original- und Effektsignal.
Klang das erste Caverns schon sehr nach „Höhle“, so tut es das Caverns 2 noch ein gutes Stück mehr. Ziemlich düster und psychedelisch geht es hier zu, Fans von kristallinen Studio-Delays und Reverbs werden daher vermutlich enttäuscht werden. Wie man sich denken kann, sind die Möglichkeiten des Caverns 2 sehr vielfältig, jeder der beiden Effekte an sich bietet schon eine große Bandbreite, die natürlich durch das Zuschalten des zweiten Effekts an kreativem Potenzial dazu gewinnt.
Die Klangbeispiele
Im ersten Klangbeispiel fangen wir an mit dem puren Echosound des Caverns 2. Für die folgenden Klangbeispiele wurde das Pedal in den Effektweg meines Orange Micro Dark eingeschleift, daran angeschlossen war eine H&K GL112 Box mit einem 12″ Celestion Vintage 30 Speaker, für die Abnahme wurde ein AKG C3000 Mikrofon verwendet. Als Gitarre habe ich meine Music Man Silhouette Special benutzt.
Nun das Delay mit zusätzlicher Modulation, die Verzögerungszeit beträgt ca. 500 ms.
Jetzt zu den Hallsounds. Im nächsten Klangbeispiel wurde das Preset „Spring“ gewählt, eine Federhallsimulation also. Meiner Meinung nach klingt das nach allem anderen als nach einem Federhall eines Fender Blackface-Amps. So beschreibt es aber der Hersteller. Trotzdem ein guter räumlicher Sound, der für vieles zu gebrauchen ist.
Klangbeispiel 4 zeigt das Caverns 2 mit einem kurzen Hall und ein wenig zugefügter Modulation mittels Rate-Poti. Das klingt schon sehr dicht und warm.
In Klangbeispiel 5 nun die Kombination beider Effekte. Hier sollte man mit den beiden Blend-Potis vorsichtig agieren, um das Signal nicht zu sehr „zuzukleistern“. Das ist nämlich recht schnell passiert. Interessant wäre in diesem Zusammenhang zu wissen, in welcher Reihenfolge die beiden Effekte geschaltet wurden – zuerst das Delay oder der Hall? Und ein Schalter zum Wechseln der Reihenfolge wäre natürlich auch prima, so mancher verkabelt ja seine Hall- und Echopedale auch gerne mal in anderer Reihenfolge. Klingt ja dann auch anders.
Klangbeispiel 6 zeigt ein weiteres Beispiel beider parallel eingesetzter Effekte. Hier extra mit einem sehr hohen Effektpegel aufgenommen. So kann man die etwas unsauber und verwaschenen Modulationen im Effektsignal gut wahrnehmen.
Nicht ganz so sauber geht es auch beim Shimmer-Effekt zu. Da gibt es ja wirklich nur ganz wenige Geräte am Markt, die hier überzeugend klingen. So ganz überzeugen kann das Caverns 2 in dieser Disziplin ebenfalls nicht, die zugefügte Oktave klingt nicht immer ganz rein und wenn, dann wirkt der Klang zum Teil doch recht künstlich. Subtil eingesetzt hingegen kann der Shimmer bei Akkorden und Voicings gute Dienste leisten und dem Signal ein frisches Obertonspektrum hinzufügen.
Na, dann behalte ich doch besser mein Caverns 1 :)