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Test: Klein+Hummel O 198, O 104, O 818 Studiomonitore

Surround-Abhöre der Profis

25. August 2000

Rundum versorgt

Video-Tracks in Dolby Prologic, 5.1-Produktionen für die DVD, eventuell Kinoton im neuen Standard Dolby EX und nach wie vor die Möglichkeit, Stereoquellen abzuhören, stellen deutlich über die Möglichkeit der Wiedergabe nur eines Formats hinausgehende Anforderungen an die Abhöranlage im Studio.
Und beim Mischen geht es sogar oft um die Kompatibilität zwischen den verschiedenen Formaten.

Wer sein Studio mit einer neuen Surround-Abhöranlage ausrüstet, muß sicherstellen, daß diese auch alle benötigten Formate wiedergeben kann. Auf den ersten Blick sucht man diese Flexibilität zwar im Monitormodul des Mischpults, jedoch implementieren viele Hersteller Filter- und Routing-Funktionen in ihre Subwoofer, so daß dieser neben seiner reinen Funktion als Lautsprecher einen entscheidenen Beitrag zu den technischen Möglichkeiten leistet. Um zu beurteilen, welche Funktionen Sie benötigen und welche nicht, lohnt sich die vergleichende Betrachtung der gängigen Formate. Gleichzeitig sollte auch eine Beurteilung der Kompatibilität einer Mischung zwischen den Formaten möglich sein.

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Center-Kanal

Alle heute üblichen Surround-Formate nutzen einen vorderen Mittenlautsprecher. Dieser dient zur Herstellung eines akustischen Bildbezugs, übernimmt aber gleichzeitig noch eine andere Aufgabe: Als sich stereophone Fernsehübertragungen in den 80er Jahren durchsetzten, beklagten viele audiophile Fernsehzuschauer die breite Stereobasis ihrer rechts und links vom Fernseher aufgestellten Lautsprecher, durch die der Ton nicht zum kleinen Bild des Fernsehers paßte.

Abhilfe schaffte damals der Tip, den eingebauten Lautsprecher des (monophonen) Fernsehers zusätzlich zu betreiben, um die Basisbreite etwas einzuschränken. Mit einem Center-Speaker gibt es auch dieses Problem heutzutage nicht mehr.

Klein+Hummel beim Test von Thomas Sandmann im THS-Studio

Dolby Prologic

Nachdem die Anforderung nach drei Frontlautsprechern ohnehin besteht, ergibt sich der Einsatz von fünf Lautsprechern für einen bildbezogenen Surround-Ton fast von selbst.

Dolby Prologic war das erste, weit verbreitete Format, das eine solche Lautsprecheranordnung nutzte. Allerdings verwendet Prologic nur vier Kanäle, da die beiden hinteren Lautsprecher gemeinsam angesteuert werden. Diese vier Kanäle werden zudem in ein Stereosignal matriziert, das zur herkömmlichen Stereotechnik kompatibel sein soll.
Dazu wird der Centerkanal zu gleichen Teilen dem linken und rechten Kanal zugemischt, und bei der Wiedergabe macht man sich den Trick zunutze, das Mittensignal durch Summenbildung zu erzeugen. Der Surroundkanal wird entgegengesetzt phasenverschoben in beiden Stereokanälen untergebracht und durch entsprechende Decodierung bei der Wiedergabe isoliert. Beim Abhören ohne Decoder sollen sich die Signalanteile des Surroundkanals jedoch auslöschen, so daß sich eine Stereo-Kompatibilität ergibt.
Beim Aufbau der Abhöranlage ist zu beachten, daß ein entsprechender Decoder benötigt wird. Dieser sollte wahlweise in den Signalweg einschleifbar sein, um auch uncodiertes Material hören zu können. Da die hinteren Lautsprecher prinzipbedingt nicht den vollen Frequenzgang wiedergeben können, werden an ihre Qualität nicht die höchsten Anforderungen gestellt, sofern ausschließlich mit Dolby Prologic gearbeitet wird.
Da im Studio aber auch andere Surround-Formate zum Einsatz kommen sollen, ist die Wahl von Fullrange-Lautsprechern auch für die hinteren Kanäle anzuraten, ebenso wie der Zugriff auf alle Eingänge unter Umgehung des Decoders für diskrete Formate.

5.1 Surround

Vollständig unabhängige Kanäle bietet das 5.1-Format, bei dem folglich auch die hinteren Lautsprecher getrennt voneinander angesteuert werden können und den gesamten Frequenzbereich abdecken.
Dies eröffnet deutlich erweiterte Möglichkeiten bei der Plazierung der Instrumente im Raum, und klangliche Veränderungen durc h Matrizierung können gar nicht erst entstehen.
Auch beim Mittenkanal handelt es sich um einen einzelnen Kanal, bei dessen separater Ansteuerung jenseits der Möglichkeiten eines LCR-Panpots jedoch berücksichtigt werden sollte, daß die Phantom-Mitte zwischen linkem und rechten Kanal trotzdem weiterhin existiert und mit gleichen Signalanteilen im Center-Kanal Auslöschungen verursachen kann.
Andererseits kann durch geschickte Plazierung einiger Ereignisse im Center-Kanal und anderer in der Phantom-Mitte eine Situation geschaffen werden, bei der die Center-Signale vor einer durch linken und rechten Kanal gebildeten Textur zu stehen scheinen, die sich bei Veränderung der Abhörposition sogar gegenüber dem Mittenkanal zu bewegen scheint.
Der Name 5.1 sagt aus, daß neben den fünf Fullrange-Lautsprechern ein zusätzlicher Subwoofer zum Einsatz kommt, der ebenfalls von einem diskreten Kanal angesteuert wird. Dieser als LFE (Low Frequency Effects) bezeichnete Kanal dient jedoch nicht zur Aufzeichung eines die Satelliten-Lautsprecher komplettierenden Baß-Signals.
Das wäre schon deshalb nicht sinnvoll, weil die spezifischen Daten der jeweiligen Abhöranlage bei der Musikproduktion nicht bekannt sind. Reicht also der Frequenzgang der fünf Hauptlautsprecher nicht weit genug hinab und sollen diese daher mit durch den Subwoofer unterstützt werden, so ist dies wiedergabeseitig zu realisieren, wie es beispielsweise von Stereo-Subwoofer-Anlagen bereits bekannt ist.
Der LFE-Kanal dient vielmehr der Aufzeichnung tieffrequenter Effekte zusätzlich zum Fullrange-Bereich der Hauptlautsprecher. Hier sind extrem tiefe Bässe mit hohen Pegeln und daher großen Membranauslenkungen gut aufgehoben, die die Hauptlautsprecher nicht mehr belasten. Zur gleichzeitigen, diskreten Ansteuerung des Subwoofers über den LFE-Kanal und zur Extraktion des Tiefbaßanteils aus dem zuvor beschriebenen Satellitensystem müssen zusätzliche Misch- und Filterstufen zum Einsatz kommen, die häufig direkt in den Subwoofer eingebaut werden.
Auf dem Markt sind daher einige Subwoofer mit sechs Eingängen sowie Ausgängen für die Hauptlautsprecher zu finden, die sich in ihren Möglichkeiten jedoch stark unterscheiden.

Dolby Surround EX

Das um einen hinteren Mittenkanal erweiterte 5.1-Surroundformat Dolby Surround EX wurde erstmals bei der Produktion des neuen Star Wars Films „Episode 1“ eingesetzt.

Bei außermittiger Sitzposition eines Zuschauers und geraden Überflügen beispielsweise eines Raumschiffs kann es bei herkömmlicher 5.1-Technik vorkommen, daß sich die Flugbahn akustisch aufgrund der festen Mitte des vorderen Center-Kanals und der von der Sitzposition abhängigen Phantom-Mitte der Surround-Kanäle zu verschieben scheint.
Der hintere Mittenlautsprecher, auch als EX-Kanal bezeichnet, schafft hier Abhilfe.
Die für Dolby Surround EX häufig benutzte Bezeichnung „6.1“ ist übrigens falsch. Es handelt sich bei diesem Format nicht etwa um sechs diskrete Hauptkanäle, sondern der EX-Kanal wird mit Hilfe einer Matrixkodierung in die hinteren Surroundkanäle gemischt. Das Format wird damit kompatibel zu allen 5.1-Systemen. Um den EX-Kanal zu hören, ist ein spezieller EX-Decoder notwendig, der bei der Planung der Abhöranlage zu berücksichtigen ist.

HiEnd-System von KLEIN+HUMMEL

Denkt man im Broadcast-Bereich an aktives Nahfeldmonitoring, kommt man am legendären Namen KLEIN+HUMMEL nicht vorbei. Die neuesten Entwicklungen O 198 und O 104 revolutionierten inzwischen gleichermaßen den Studiobereich, und der brandneue Subwoofer O 818 erweitert die Produktpalette der Stuttgarter Edelschmiede zu einem bemerkenswerten Surround-Konzept.
Höchst interessant ist, daß sämtliche derzeit üblichen Surround-Formate unterstützt werden können, wobei die grundlegende Idee darin besteht, daß je nach Konstellation mehrere Subwoofer zum Einsatz kommen.
Auf diese Weise ist von einer Prologic-Anordnung mit Tiefbaß-Unterstützung der drei Frontkanäle bis zu einer 5.1-Anlage mit diskretem LFE-Kanal und gleichzeitiger Übernahme der Hauptkanal-Bässe durch bis zu drei Subwoofer alles möglich, wie im folgenden dargestellt wird.

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Nahfeld-Monitore O 104 und O 198

Der äußerst kompakte Zweiwege-Monitor Klein+Hummel O 104 wurde vollständig aus dem verwindungssteifen und resonanzarmen Gehäusematerial LRIM (Low Resonance Integral Moulding) gefertigt, wobei die Konstruktion stehende Wellen im Inneren vermeidet.
Bei einem weiten horizontalen Nutzbereich wurde der vertikale Abstrahlwinkel bewußt verringert, um Reflexionen auf der Pultoberfläche zu vermeiden.
Beide Chassis werden von je einer 50-Watt-Endstufe versorgt und durch Limiter vor Überlastung geschützt.
Mit einem vierstufigen Drehschalter für Bässe und Mitten können standortbedingte Einflüsse vor Wänden und auf der Meterbridge ausgeglichen werden.

Der deutlich größere Klein+Hummel O 198 ist ein Dreiwege-Monitor mit einem 210-mm-Tieftöner und dürfte der kleinste Lautsprecher mit dieser Bestückung auf dem Markt sein.
Das Geheimnis ist in der überlappenden Montage der von hinten in der Schallwand befestigten Chassis zu finden, die wiederum nur durch die Fertigung der Schallwand aus LRIM möglich wurde.
Der O 198 ist als rechte und linke Box erhältlich und zeigt wie der O 104 ein vertikal und horizontal unterschiedliches Abstrahlverhalten.
Die Endstufen leisten je 50 Watt für Hoch- und Mitteltöner sowie 100 Watt für den Tieftöner. Überlastungsschutz garantiert ein Relais, und zur Anpassung an den Standort dient ein dreistufiger Drehschalter.

Subwoofer O 818

Der Klein+Hummel O 818 präsentiert sich mit einer 120-Watt-Endstufe und einem 10″-Langhub-Chassis mit strömungsoptimiertem Aludruckgußkorb und hinterlüfteter Schwingspule, die in einem resonanzarmen Gehäuse mit großer Baßreflexöffnung arbeiten.
Mit je drei Ein- und Ausgängen kann der Subwoofer zunächst den Tiefbaßanteil der drei Frontkanäle übernehmen, wozu aktive Weichen bei einer Frequenz von 90 Hertz dem Subwoofer die Höhen und den an die drei Ausgänge angeschlossenen Frontlautsprechern die Bässe ausfiltern.
Alternativ kann der Center-Eingang bei deaktiviertem Filter zur Wiedergabe des LFE-Signals genutzt werden, wobei die Filter der beiden anderen Eingänge nach wie vor aktiv bleiben.
Diese zunächst merkwürdig anmutende Kombination wird verständlich, wenn man weiß, daß eine 5.1-Anlage nicht mit einem, sondern mit zwei Subwoofern aufgebaut wird. Der erste übernimmt den Tiefbaßanteil der drei Frontkanäle, der zweite den LFE-Kanal sowie über die verbleibenden Filter den Tiefbaßanteil der beiden Rear-Kanäle.
Aufstellungsbedingte Laufzeitunterschiede zwischen Subwoofer und Hauptlautsprechern können durch eine stufenlos einstellbare Phasenverschiebung von bis zu 180 Grad ausgeglichen werden.

Kombinationsmöglichkeiten

Fünf O 104 und ein O 818 bilden das kleinste System, bei dem der Subwoofer entweder den Baß der drei Frontkanäle oder den LFE-Kanal, nicht aber beides gleichzeitig wiedergeben kann. Während dieses kleine System in einer Prologic-Konfiguration ausreicht, da hier kein LFE-Kanal vorkommt und die hinteren Kanäle auch keinen Tiefbaßanteil haben, läßt sich eine 5.1-Anlage auf Basis der O 104 mit zwei Subwoofern wie oben beschrieben realisieren.
Die nächst größere Möglichkeit einer Prologic-Anlage besteht aus drei O 198 und einem Subwoofer für die Frontkanäle, während hinten weiterhin zwei O 104 zum Einsatz kommen.
Da für ein diskretes Surround-System alle Hauptlautsprecher gleich sein sollten, besteht die Flaggschiff-Kombination für 5.1-Wiedergabe aus fünf O 198 mit zwei Subwoofern in der beschriebene Konfiguration. Sollte manchem Anwender der LFE-Kanal nicht gewaltig genug wiedergegeben werden, ist auch eine Kaskadierung möglich, da das ungefilterte LFE-Signal durchgeschleift und einem dritten Subwoofer zugeführt werden kann.

Praxistest im THS master mix Studio

Zum Hörtest hatten wir die Gelegenheit bei meiner Produktion der Michael-Schumacher-Hymne „Schumania“.
Hier konnten wir den KLEIN+HUMMEL-Monitoren in allen Situationen von der Beurteilung einer Summen-Mischung bis zum Abhören von Solo-Spuren auf den Zahn fühlen.
Der Klang der Lautsprecher ist dabei stets äußerst präzise und weiß zu gefallen, ohne aber schönfärberisch zu sein.
Hier wurde eine ideale Abstimmung zwischen gutem Klang und analytischem Werkzeug für den Toningenieur gefunden. Der Subwoofer O 818 überzeugt nicht nur durch einen trockenen und präzisen Baß, sondern er läßt die angeschlossenen Hauptlautsprecher durch die Entlastung von Frequenzen unterhalb von 90 Hz nochmals sauberer klingen.
Insgesamt läßt sich dem Surroundsystem die nicht alltägliche Ehre bescheinigen, zum Besten zu gehören, das wir jemals gehört haben.

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