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Test: MFB 522 Drum-Module, Eurorack Module

Das kleine Rote in Schwarz

21. Mai 2017

Die feuerrote Drummachine 522 vom Berliner Hersteller MFB ist mittlerweile schon so etwas wie ein moderner Klassiker. Die kleine und günstige Maschine war zwar durchaus frickelig zu bedienen, konnte jedoch ziemlich überzeugende 808-mäßige Sounds ausspucken. Zwischenzeitlich wurde die alte Drummachine-Riege MFBs durch die etwas raffinierteren Tanzbären und -mäuse ersetzt, dennoch schien es eine gewisse Nachfrage nach den alten Sounds zu geben, so dass der Hersteller die alten MFB 522 Drum-Stimmen nochmal in Modulform neu auflegt.

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Hier getestet werden die Bass 522, Snare 522, Clap 522, TomTom/Conga/Clave 522, Cowbell/Rimshot/Maracas 522, das etwas ältere HiHat/Cymbel (sic!) Modul Drum-07 sowie der neue Sequencer Seq-01 Pro.

Ein neues Feature, das all diese Module (bis auf das Drum-07) aufweisen, ist der sogenannte MBus, der es erlaubt, die Module rückseitig seriell zu verbinden, so dass bestimmte Signale nicht mehr gepatcht werden müssen. Damit können Trigger gesendet und Parameter der einzelnen Module kontrolliert werden. Mit dem entsprechenden MFB  MIDI-to-CV-Modul lassen sich die Trigger und Parameter per MIDI steuern, mit dem hier getesteten SEQ-01 Pro direkt über den Sequencer, wobei nur 2 Parameter gesteuert werden können.

Eine Besonderheit bei MFB Drum-Modulen ist, dass sie dynamisch getriggert werden können. Die Stärke der Trigger beeinflusst Lautstärke, Abklingzeit und Tonhöhe. Dies ist besonders interessant, wenn man bedenkt, dass sich die Module auch über Drumpads oder Piezos ansteuern lassen. An den Modulen lässt sich außerdem die Empfindlichkeit des Trigger-Eingangs einstellen. Wenn über MIDI/MBus angesteuert, lässt sich diese Dynamik mit Note-Velocity bewerkstelligen.

Bei den neueren 522-Modulen weisen die Knöpfe eine Besonderheit auf: Wenn ein CV-Signal im entsprechenden Eingang steckt, arbeiten diese als Abschwächer. Das CV-Signal wird also nicht zum Potiwert addiert, sondern vom Poti in der Stärke geregelt. Alle CV-Eingänge reagieren auf Spannungen zwischen 0-5 Volt.

Zu guter Letzt bleibt noch zu sagen, dass die MFB Drum-Module angenehm dünn in ihrer Bauweise sind, so dass sie sich problemlos in ein flaches Gehäuse einbauen lassen. Nun aber zu den einzelnen Modulen.

Bass 522

Das Modul Bass 522 bietet auf 8TE die Schaltung der 522-Bassdrum. Diese klingt eher nach 808 als nach 909, wobei es sich hier nicht um einen direkten Klon handelt. „Tune“ regelt die Tonhöhe zwischen 35 Hz und 60 Hz, während „Pitch“ die Länge einer in der Intensität fest eingestellten Pitch-Hüllkurve regelt. „Noise“ mischt einen kurzen Rauschimpuls hinzu, „Ton“ hingegen ist ein Tiefpassfilter, das den Attack abschwächt. „Decay“ regelt die Abklingzeit der Bassdrum, wobei die längste Zeit ca. eine Sekunde beträgt. Alle Parameter sind mit Steuerspannungen modulierbar, wobei man mit einem Jumper einstellen kann, ob Ton oder Noise moduliert werden.

Snare 522

Die Klangerzeugung beim Snare 522 besteht aus zwei verschieden gestimmten, kurz vor der Eigenresonanz stehenden Bandpassfiltern, die im Grunde Sinusschwingungen produzieren und einem Rauschgenerator. „Tune“ regelt die Tonhöhe beider Filter, während „Ton“ zwischen beiden Schwingungen überblendet. „Decay“ legt die Länge dieses Signalanteils fest. „Snappy“ bestimmt die Stärke des Rauschens, während „S.Decay“ die Dauer der Decay-Hüllkurve für das Rauschen einstellt. Auch ist hier ist eine Steuerspannung aller Parameter außer „Decay“ möglich.

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Clap 522

Das Clap 522 Modul besteht aus einem Rauschgenerator, der mithilfe eines VCAs in zwei Phasen unterteilt wird. Eine mit kurz aufeinanderfolgenden Impulsen und eine mit längerem Decay. Beide Phasen durchlaufen ein Bandpassfilter. Die Regler „Wide“ und „Pulse“ bestimmen den Abstand zwischen den Impulsen, sowie deren Anzahl. „Attack“ regelt die Abklingzeit der kurzen Impulse, „Decay“ hingegen die der Phase mit dem längeren Decay. Dreht man letzteres auf Null, hört man nur die kurzen Impulse am Anfang des Sounds. „Filter“ regelt die Frequenz des Bandpassfilters. Bis auf „Wide“ lassen sich alle Parameter über CV steuern.

TomTom/Conga/Clave 522

Im 12TE breiten Modul teilen sich Tom und Conga die Klangerzeugung (und den Audioausgang), wobei die Conga höher gestimmt ist. „T/C“ Tune bestimmt die Tonhöhe beider Sounds, beim Tom zwischen 80-150 Hz, bei der Conga zwischen 120-200 Hz. „T/C Pitch“ regelt die Länge und Intensität der Pitch-Hüllkurve, „T/C Decay“ die Abklingzeit der Klänge. Das als Mini-Regler daherkommende „T/C Attack“ mischt einen kurzen Klick hinzu. Die Clave lässt sich in Tonhöhe und Decay regeln. Bis auf „T/C Attack“ lassen sich alle Parameter durch Spannung steuern.

CowBell/RimShot/Maracas 522

Auch dieses Modul der MFB 522 Serie beherbergt drei Klänge auf 12 TE. Sowohl bei der Cowbell als auch der Rimshot lässt sich sowohl die Tonhöhe als auch die Abklingzeit einstellen, bei den Maracas nur das Decay. Alle Parameter sind durch CVs steuerbar.

Drum-07

Das ältere Modul Drum-07 umfasst die offenen und geschlossenen HiHats sowie das Cymbal aus der 522-Drummachine. Der Klang für alle drei Sounds wird aus sechs verstimmten Rechteckoszillatoren gewonnen, die sich über „Tune“ in der Tonhöhe regeln lassen. Alle drei Klänge haben einen eigenen Regler für das Decay. Mit „CY Tone“ lässt sich zwischen zwei unterschiedlich gestimmten Bandpassfiltern für das Cymbal überblenden, wobei das tiefer gestimmte Filter als kürzer ausklingende Attack-Phase dient. Zudem lässt sich über „Tone In“ ein externes Signal einschleifen, das diesen tiefer gestimmten Anteil ersetzt. Decay für die offene HiHat und Cymbal lassen sich durch CV steuern und im Gegensatz zu den neueren Modulen steht für dies Eingänge ein eigener Abschwächer zur Verfügung. „CY Tone“ lässt sich auch durch Spannung steuern.

SEQ-01 Pro

Das Sequencer-Modul SEQ-01 Pro kann 8 Trigger- und 8 CV-Spuren ausgeben. Über den MBus können sowohl Gate- als auch 2 CV-Spuren pro Drum-Modul ausgegeben werden. Der SEQ-01 Pro lässt sich auf verschiedene Arten intern und extern clocken, so dass eigentlich alle Wünsche erfüllt werden dürften. Es lassen sich insgesamt 48 Pattern auf drei Bänke verteilt speichern und abrufen. Zudem beherrscht das SEQ-01 Pro Shuffle (bei interner Clock) und die Patternlänge kann pro Spur individuell zwischen 1-32 Steps eingestellt werden. Zudem kann das Modul MIDI über eine 1/8“ Klinkenbuchse empfangen, um z.B. Module über das MBus anzusteuern.

In der Praxis

Grundsätzlich muss man sagen, dass die MFB 522 Drum-Module hervorragend klingen und einen sehr eigenen Charakter haben. Das Wort bedeutet für jeden etwas anderes, aber ich würde sagen, dass sie sehr „analog“ klingen: Punchy und in gewisser Weise „staubig“. Durch die dynamischen Trigger-Eingänge lässt sich auch eine gewisse Lebendigkeit in die Drum-Sequenzen hineinbringen.

Dennoch muss man sagen, dass die Parameterbereiche der MFB 522 Drum-Module eher klein gewählt sind, worunter die Klangvielfalt leidet. So kann zum Beispiel die Tonhöhe der Bassdrum nur zwischen 35 und 60 Hz eingestellt werden, wobei man sich gerade bei Spannungssteuerung wünschen würde, in etwas extremere Bereich vorstoßen zu können. Auch die Länge und Tiefe der Pitch-Hüllkurve ist eher im konservativen Bereich angesiedelt. Die Module sind eben Sweet-Spot Maschinen und nicht unbedingt für große Experimente geeignet.

Von allen Module hat mir das Snare 522 am besten gefallen, das wirklich knallig klingen kann und ohne oder mit wenig Rauschen auch für gute Percussion-Sounds sorgt. Beim Clap 522 Modul hätte ich mir gewünscht, dass der „Wide“-Parameter einen weiteren und dafür der „Pulse“ Parameter einen engeren Bereich hat. Auch hier wäre ein weiterer Parameterbereich für das Filter ganz gut, um Sounds zu kreieren, die nicht unbedingt nach Clap klingen, sondern zum Beispiel eher nach HiHat.

Für die TT/CO/CL 522 und CB/RS/MA 522 Module gilt im Grunde das Gleiche: Sie sind nicht sonderlich flexibel, klingen aber hervorragend. Die Tatsache, dass drei Sounds pro Modul vorhanden sind, macht sie dennoch attraktiv.

Das Drum-07 Modul klingt grundsätzlich eher scharf, was gut bei kürzeren HiHats ist, die sich durchsetzen sollen. Bei der längeren Cymbal hingegen kann es manchmal etwas zu aufdringlich sein.

Die Bedienung des SEQ-01 Pro ist etwas umständlich, was nun mal die Kehrseite einer so großen Funktionsvielfalt ist. Oft muss man sich bestimmte Tastenkombinationen merken oder sich daran erinnern, für welchen Modus jetzt die rote oder grüne LED steht. Wenn man sich eingehend über längere Zeit mit der Bedienung beschäftigt, wird man sicherlich immer weniger in das Handbuch gucken müssen, aber diese Hürde wird man über die erste Zeit nehmen müssen. Es gibt dennoch Funktionen, wie das Auswählen der Clock-Einstellungen, die wohl immer einen Blick in das Handbuch erfordern werden.

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Fazit

Ich habe bereits einige MFB Drum-Module der älteren Serie inklusive dem Drum-07 besessen und kam dabei zu demselben Urteil wie bei diesem Test des MFB 522 Module: Der Klang ist fantastisch, aber ich sehe nicht, welchen Vorteil mir diese Klänge in Modulform bringen.

Klar erlaubt einem ein Modularsystem einiges an Freiheiten, was das Routing angeht, zudem ist auch Audiorate-Modulation möglich, aber die beschränkten Parameterbereiche laden nicht unbedingt zum Experimentieren ein. Angesichts der Standalone-Drum-Maschinen, die MFB für einen durchaus günstigen Preis anbietet, erscheinen mir die Module nicht wirklich attraktiv. Das ist natürlich meine sehr persönliche Meinung, denn laut MFB sind diese Module auf Nachfrage von Kunden auf den Markt gebracht worden. Und was die klanglichen Eigenschaften angeht, ist dies durchaus nachvollziehbar: Ich selbst habe vor dem Verkauf meine MFB Module ausgiebig abgesampelt und nutze sie seitdem regelmäßig in meinen Produktionen.

Plus

  • Klang

Minus

  • zu kleine Parameterbereiche
  • SEQ 01 Pro umständlich zu bedienen

Preis

  • Ladenpreise:
  • Bass 522: 99,- Euro
  • Snare 522: 99,- Euro
  • Clap 522: 99,- Euro
  • TT/CO/CL 522: 119,- Euro
  • CB/RS/MA 522: 119,- Euro
  • Drum-07: 119,- Euro
  • SEQ-01 Pro: 199,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Synthfreak AHU

    Korrigiert mich ruhig, wenn das nicht stimmt, aber ich meine mich zu erinnern, dass es bei älteren MFB Produkten Probleme mit der Verarbeitung gab. Wie sieht das denn bei diesen Modulen aus?

    • Profilbild
      Son of MooG AHU

      @Synthfreak Ich habe die älteren Module VCF und Dual ADSR sowie den neueren Dual LFO 2 (mit One-Shot-Funktion). An der Verarbeitung kann ich keine Unterschiede ausmachen; die allerdings mit dünnen Frontplatten und sehr kleinen Kipp-Schaltern keinen Doepfer-Standerd erreicht. Dennoch funktionieren sie bisher tadellos, was auch auf meine sonstigen MFB-Geräte zutrifft. Kurz: keine Probleme hier…

    • Profilbild
      Edgar Möller

      @Synthfreak Ich habe auch den Dual LFO von MFB hier, und rein gefühlsmäßig würde ich sagen, dass die hier getesteten Module etwas robuster wirkten. Die Knöpfe sind zwar nicht mit der Frontplatte verschraubt, aber weniger wackelig.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Hallo,
    Ich habe seit etwa fünf Jahren den Schlagzwerg als Analog-drummie im Einsatz und kann sagen die Qualität ist gut! Keinerlei Probleme, Wackler oder kratzende Pots.
    @Edgar, den Sound kann ich auch vom Schlagzwerg so bestätigen, finde schön wie Du das beschrieben hast! Auch die eher behutsamen Regelbereiche. Was mir aber gerade im Modularkontext gut gefällt ist, dass ich jedes Drum Modul einzeln ansteuern kann und auch einzeln routen kann. Ich nehme den ei gebauten Sequenzer zB kaum her, der ist mir zu frickelig ;) Statttdessen aber ein paar Trigger aus Beatstep pro oder Grids…oder Pressure points etc… – sehr vielseitig! Das hier vorgestellte Teil scheint mir ja eine Art Neuauflage des Schlagzwergs zu sein, oder??
    Lg Jurgen

    • Profilbild
      Edgar Möller

      Soweit ich weiß basiert der Schlagzwerg auf den alten Drummodulen (Drum-0x), die tendenziell eher nach 909 klangen.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Edgar Möller Danke für die Antwort! Hmm..ja, die Kickdrum ist härter, die snare aber sehr spartanisch….irgendwie eher wie 606…eigen halt. Vom Konzept aber ähnlich, ich finde es halt ganz gut, dass diese Teile standalone und modular gut funktionieren. Etwas mehr klangliche Vielfalt hätte ich mir aber auch gewünscht.

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    @Edgar Möller:
    Danke für den ausführlichen Test und die Audio-Beispiele. Es ist sehr schwer, Audio-Beispiele zu diesen Modulen zu finden.

    Einen Verbesserungsvorschlag hätte ich aber: Anstatt sekundenlang immer die gleichen Töne aus den Modulen zu holen, fände ich einen „Sweep“ viel hilfreicher. Also langsam an jedem Regler drehen, damit der geneigte Hörer einen Eindruck erhält, wie sich das Modul über den kompletten Einstellungsbereich verhält.

    Dein Test ist ja schon etwas älter. Vielleicht machst Du diese „Sweeps“ ja mittlerweile schon, und mein Verbesserungsvorschlag ist unnötig. :-)

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