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Test: Native Instruments Traktor 3

Test: NI Traktor 3

7. August 2007

 

Ein Traktor mit Allradantrieb

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Native Instruments hatte mit ihren Vorgängerversionen des Software-DJ-Mixers bereits für viel positive Aufregung gesorgt und das professionelle Computer-Mixing salonfähig gemacht. Ob mit Final Scratch von Stanton oder einfach nur per Midi-Controller – mit Traktor hat die üble Schlepperei zum und vom Club endlich ein Ende und damit auch die meist flüssige Verpflegung des obligatorischen Plattenträgers ,-] Die Anhängerschaft des digitalen Mixings wird immer größer und ein Notebook in der DJ-Kanzel nicht mehr wie ein Ding aus einer anderen Welt angesehen. Die Wizards des analogen Four-Wheel-Turntables-Setups hatten aber bis dato einen entscheidenden Vorteil – ganz einfach zwei DJ-Tools mehr als das digitale Pendant Traktor. Das ändert sich nun mit Traktor in der dritten Auflage. Denn auch er kann jetzt mit vier (virtuellen) Turntables aufwarten. Wer jetzt sagt, dass ihm zwei Decks voll und ganz genügen, dem sei die nähere Betrachtung der Loop-Funktion ans DJ-Herz gelegt. Der zweier Traktor war sehr übersichtlich und intuitiv aufgebaut, ob sich das im Traktor 3 mit den vielen neuen Features wiederspiegelt, wird der Test zeigen. Wer jetzt im Dunkeln tappt und einen Traktor höchstens von Wald und Wiese her kennt, dem empfehle ich, sich die zwei Amazona-Tests über Traktor 2 und Final Scratch einzuverleiben. Deshalb werde ich auch nicht näher auf die Grundfunktionen eingehen und vielmehr die neuen Features unter die Lupe nehmen.

– Der Traktor mit komplett neuer Benutzeroberfläche

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Installation

Ausgeliefert wird der Traktor 3 DJ Studio in einer Box mit deutschem Handbuch (155 Seiten) und der Installations-CD. Das Programm ist, wie nicht anders zu erwarten, flott auf dem 3,4 GHz Windows XP Testsystem installiert. Besitzer von älteren Rechnern dürften sich über die CD, statt der heutzutage üblichen DVD, erfreuen. Wer bereits mit NI Produkten gearbeitet hat, der weis, dass die Produkt-Autorisierungen, wie auch in diesem Fall, immer einwandfrei und unkompliziert ablaufen. Somit steht dem ersten Blick auf das neue DJ-Setup nichts mehr im Wege.

Einstellungssache
Wie jedes andere professionelle Audioprogramm muss der Traktor erst einmal konfiguriert werden. Gehen wir die wichtigsten Grundeinstellungen der Reihe nach durch. Im Audio Setup bedarf es dem Routing einer größeren Aufmerksamkeit. NI empfiehlt ein Audiointerface mit mehreren Ausgängen, glücklicherweise bin ich mit einer solchen ausgestattet und kann somit die Tracks sinnvollerweise vorhören. Für das interne Output Routing sollte auf jeden Fall Master und Monitor auf zwei getrennte Kanäle gelegt werden. Vorhören über den Kopfhörer funktioniert schon mal einwandfrei. Traktor 3 bietet sehr umfangreiche Routings für In- und Outputs an. Für den normalen Hausgebrauch soll erst einmal diese Konfiguration genügen.

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Mit der neuen Browserfunktion ist es jetzt möglich, mehrere Music-Ordner zuzuweisen und ist somit um einiges flexibler in der Festplattenverwaltung. Im Traktor 2 (T2) mussten alle importierten Music-Files beim Start von Traktor analysiert werden. Jetzt kann man zwischen zwei Optionen wählen: automatisch im Hintergrund analysieren oder/und nur beim Laden eines Files in das Deck. Wenn also die erste Funktion aktiviert wird, analysiert Traktor 3 (T3) während des Normalbetriebes. Lt. Handbuch hat aber immer der Mixing-Betrieb erste Priorität, so dass es nicht aufgrund der hohen CPU Belastung zu Aussetzern kommen dürfte. Aber diese Regelung gilt ausschließlich für T3, also nicht für andere Programme, die im System parallel gestartet werden. So sollte man dem T3 in diesem Modus lieber die volle Zuwendung gönnen. Da ich bereits alle Dateien in T2 analysiert hatte, wird es bestimmt eine Importfunktion für dieses Unterfangen geben. Man nehme das Manual Seite 27 zur Hand und siehe da, es gibt eine Importfunktion, allerdings nur für die Collection und Playlists. Ein Import für die Analyse-Dateien sucht man vergeblich und somit wird der Rechner eine Menge zu tun haben. Dabei hätte ich mir doch so sehr gewünscht, dieses lästige aber dennoch zwingende Übel mit einem Klick zu beseitigen. Aber so wird der Computer wohl eine Nachtschicht einlegen müssen. Oder etwa doch nicht? Ein kurzer Anruf beim technischen und freundlichen Support von NI beseitigte das Problem, „einfach“ die Stripes-Dateien von T2 in T3 kopieren und danach im T3-Programm selber die T2-Collection importieren – fertig. Schöner wäre natürlich gewesen, wenn die sogenannten Stripes über T3 importiert werden könnten. Und siehe da, noch während des Tests steht das erste Update zum Download bereit, das u.a. dieses Problem behebt. Somit gehört das manuelle Importieren auch der Vergangenheit an. Ein paar Zeilen weiter im Handbuch mache ich dann aber doch noch eine enttäuschende Entdeckung. Die mühevoll angelegten Hotkeys und das MIDI-Setup von T2 sind inkompatibel zu T3. Im Klartext: „nicht zur Strafe nur zur Übung“. Aber vielleicht ist es auch besser, ganz frisch zu starten, da die Funktionen von T3 mit denen von T2 sowieso nicht mehr allzu viel gemein haben – natürlich im positiven Sinne! Somit kommen wir nun zu den neuen Features und beginnen mit der Benutzeroberfläche.

Benutzeroberfläche

Seit T2 hat sich visuell einiges getan. Bis auf den Browser ist so gut wie alles neu designed worden. Der erste Eindruck ist – wie soll ich nur die ganzen Regler bedienen?! Reizüberflutung macht sich breit. Beim zweiten Betrachten vermittelt T3 einen professionellen Eindruck und sieht irgendwie teuer aus. Das liegt wahrscheinlich an der harmonischen Farbgebung. Schön ist auch das bis auf die Mindestgröße frei skalierbare Window. Mit T3 kann man sich zudem seinen Traktor noch individueller einstellen. Es stehen mehrere Layouts für die Gesamtansicht zur Verfügung, die nach persönlichem Geschmack editiert und abgespeichert werden können. Auch der Header hat vier Optionen für eine personalisierte Ansicht. Sogar die Reaktionen der „Potis“ können nun modifiziert werden.

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Die neuen Features von Traktor 3

T3 ist zu einer gestandenen Mixing-Konsole geworden und kann mit Allradantrieb, Filtern, Effekten, Looping und sogar einem Shoppingcenter aufwarten. Widmen wir uns nun den Neuerungen im Einzelnen zu.

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Endlich ist es möglich, die ausgezeichnete Loop-Funktion von T3 voll auszuschöpfen. Denn Traktor ist geradezu prädestiniert für Loopspielereien. In Zusammenhang mit z.B. den Filtern oder den neuen Effekten lassen sich herrliche Klangteppiche oder Perkussionselemente zaubern, die dem „Mainmix“ eine gehörige Portion Salt-N-Pepper verleihen…, oder man begeistert die Tanzwütigen gleich mit vier Hits auf einmal ,-]

Der EQ mit IQ
NI ließ es sich im Zeitalter der Emulationen nicht nehmen, gleich mehrere EQs zu imitieren. Genauer gesagt hat man die Wahl zwischen 4 EQs: dem Classic 3-Band-EQ von T3, einem Standard Club Mixer mit ebenfalls 3 Bändern (P600), einem Ecler EQ (Nuo4) und einem deluxe 4-Band-EQ von Allen & Heath (Xone92). Bei voll aufgedrehtem Bass EQ machen sich die Unterschiede deutlich bemerkbar. Der Classic EQ übersteuert hier und hat eher einen rauen Sound, während sich die anderen EQs durch einen runden Klang auszeichnen. Der P600 und der Nuo4 geben mächtig Gas, wobei sich der Xone92 eher zahmer verhält. In den Mitten und Höhen verhalten sich die Klangcharakteristika ähnlich. Mein Favorit ist der Nuo4, jedoch ist eines sicher, dass jeder auf seine Kosten bzw. seinen Klang kommen wird. Und wer hat schon im Club vier Mixer zur Auswahl…

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FX

Oftmals puschen Effekteinlagen wie Flanger, Hall oder Filterfahrten die Stimmung im Club erheblich. Was ich beim T2 stark vermisst hatte, wird nun Wirklichkeit. T3 hat auch hier einiges zu bieten. Sechs Effekte bzw. Filter hat man dem T3 spendiert, somit steht einer Klangverbiegung und -formung nichts mehr im Wege. Den Start machen zwei resonanzfähige Filter, ein 8-Pole Bandpass/Notch dem T2 und ein Allen & Heath 2-Pol-Filter, der obendrein noch über den LFO rhythmisch filtert. Ein Delay und ein sehr gut klingender Flanger als Modulationseffekt dürfen natürlich auch nicht fehlen. Für die Räumlichkeit ist der Reverb zuständig, dem mittels eines Put-Buttons auf die Sprünge geholfen werden kann und so ausdrucksstarke Hallfahnen erzeugt. Der Clou ist der Beat Masher: er sampled einen Takt, um diesen dann effektvoll in Szene zu setzen – und das alles vor- und rückwärts. Sehr schön ist, dass alle Effekte in dem jeweiligen Deck und zusätzlich als Mastereffekt aktiviert werden können!

Beatport & Co.
Bestimmt ist es jedem schon einmal passiert, man steht im Club vor versammelter Crowd und es läuft einem eiskalt den Rücken runter – die besten Platten bzw. externe Festplatte liegen zu Hause, Hotel oder wo auch immer und warten vergeblich auf ihren Einsatz. Da wünschte man sich doch einen Plattenladen direkt in der DJ-Kanzel, um nicht sein gerade zum Höhepunkt katapultiertes Publikum mit Abwesenheit zu enttäuschen. Auch hier hat NI mitgedacht und den Shop sogar ins DJ-Pult integriert. Jetzt kann man endlich während des Sets nach Herzenslust einkaufen gehen – vorausgesetzt man verfügt über WLAN ,-] Das Shopping funktioniert übrigens einwandfrei, die Previews werden automatisch auf den Kopfhörerkanal geleitet und stören somit nicht den Mix. Nach Kauf eines Tracks, wird dieser sofort gedownloadet und analysiert. Somit ist nach „Ladenschluss“ alles schon fix und fertig – sehr schön gelöst.

– Das Shoppingcenter von T3 –

Praxis

Man merkt, dass es sich bei T3 um ein völlig neues Tool handelt. Leider hat man deswegen auch mit der einen oder anderen Kinderkrankheit zu kämpfen. So verhielt sich der T3 teilweise etwas wackelig auf seinen vier Rädern, sprich er quittierte manche Befehle mit Abstürzen. Nach Installation des bereits erwähnten Updates, war von den Anfangsschwierigkeiten allerdings nichts mehr zu spüren. Leider verweigerte der T3 aber immer noch den einen oder anderen Track aus den Playlists abzuspielen! Erst nach dem Start der Relocating-Funktion, wohlgemerkt für jede einzelne Playlist, konnte sich der T3 zur Wiedergabe überreden. Das ist natürlich elementar, man muss sich nur einmal die Szenerie im laufenden Clubbetrieb vorstellen – nicht auszudenken. Hier sollte NI auf schnellstem Wege für Abhilfe sorgen. Ein weiteres Manko stellt der Mixdown eines Native Mixes dar. Arbeitet man mit einer höheren Sampling Rate als 44.1 KHz, muss man mit einem „etwas langsamen“ Ergebnis rechnen. T3 erstellt zwar eine 44.1 KHz-Datei, leider ist diese aber unkonvertiert. Da bleibt nur noch der Umweg über das Audiorecording: erst Native Mix aufnehmen, dann abspielen und parallel wieder audiorecorden. Lt. NI-Support ist hier leider keine Änderung vorgesehen, schade. Ansonsten ist der CPU-Verbrauch durch den T3 äußerst gering und die Klangqualität exzellent! Auch die lästige Midi-Zuordnung ging dann doch recht komfortabel über die Bühne.

Fazit

Mit Traktor 3 ist es Native Instruments gelungen, ein äußerst professionelles und zudem sehr gut klingendes All-In-One-DJ-Tool zu kreieren. Es fehlt an nichts, alles sitzt am rechten Platz. Die anfängliche Reizüberflutung hat sich nach kurzer Einarbeitung komplett in Luft aufgelöst und schön anzusehen ist der T3 obendrein auch noch. Man merkt, dass hier nicht nur Programmierer zu Werke gegangen sind, sondern zusammen mit Musikern und DJs eine intuitive und komfortabel zu bedienende DJ-Konsole entwickelt wurde. Der T3 wird die Fangemeinde des digitalen Mixings sicherlich noch um einiges vergrößern. Kaufempfehlung!

PLUS

++++ vier Turntables
++++ Sound
++++ EQs
++++ Bedienung
+++ Effekte
+++ skalierbare Benutzeroberfläche

MINUS

— keine Importfunktion für Hotkeys und MIDI-Setup von Traktor 2
– Audiomixdown vom Native Mix nicht ausgereift

PREISE

Herstellerpreis: 249,- €
Update von Version 2 auf 3: 79,- €
Straßenpreis: 229,- €

HERSTELLER

http://www.native-instruments.de

Importformate und Kompatibilität

MP3, WAV, AIFF, Audio-CD, FLAC, Ogg Vorbis, non-DRM WMA, AAC

Schnittstellen

MAC / WIN: Core Audio, Core MIDI, ASIO, DirectSound

Systemvoraussetzungen

Minimum: Mac OS 10.3.9, G4 1 GHz, 256 MB RAM
Empfohlen: Mac OS 10.4 (Tiger), G4 1.25 GHz, 512 MB RAM
Mehrkanal Audiointerface

Minimum: Windows XP SP 2, Pentium III/Athlon 1 GHz, 256 MB RAM
Empfohlen: Windows XP SP 2, Pentium IV/Athlon XP 2 GHz, 512 MB RAM

 

SOMMERPAUSE BEI AMAZONA.de bis einschließlich 19.08.
Ab 20.08. startet die Redaktion dann wieder mit neuen Testberichten durch.
Um die Wartezeit bis dahin zu verkürzen, empfehlen wir ihnen die folgende
Story aus dem umfangreichen amazona.de Archiv.

 

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