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Test: Philips DVT7500 Voice Tracer, Mobiler Recorder

Neuer Konkurrent für Handhelds?

31. Juli 2017

Seit März 2017 erhältlich und als Erweiterung der Produktpalette der ansonsten eher für Stimme und Diktat konzipierten Recordern von Philips, gibt es mit dem Philips DVT7500 Voice Tracer nun ein digitales Aufnahmegerät, das sich die Aufnahme von Musik als vornehmste Aufgabe zum Ziel gesetzt hat. Unterscheiden tut es sich von den anderen Geräten vor allem durch die gut sichtbaren Mikrofone.

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Kann sich Philips mit dem immerhin 299,- Euro teuren Gerät und damit in der oberen Mittelklasse positioniert einen Platz in dem inzwischen gut ausgestattetem Segment der Handheld-Recordern sichern?

Lieferumfang

Das 12,5 cm x 6 cm x 2 cm große Gerät kommt mit einem umfangreichen Zubehör, leider jedoch ohne gedruckte vollständige Anleitung. Wenigstens liegt die Kurzanleitung bei, die die Kunst der Bildsprache nahezu perfektioniert.

eine Kiste voll Zubehör

Eine Kiste voll Zubehör

Zum Zubehör gehören eine Schutztasche (außen mit einem Velours überzogen), ein Wind-Screen, ein USB- sowie ein Stereo-Klinkenkabel in 3,5 mm Ausführung. Das auffälligste Zubehörteil ist der XLR-Schuh, in den man den Philips DVT7500 einschieben und arretieren kann, um so auch zwei Mikrofone über XLR-Anschlüsse zu verbinden, denen auch Phantomspannung (24 V oder 48 V) geliefert wird. Dafür muss der XLR-Schuh aber erst aufgeladen werden, da er über einen eigenen Akku verfügt.

Innere Werte

Sofort fällt auf, dass es kein Batteriefach gibt. Der interne Li-Ion-Akku ist fest verbaut und verspricht eine Aufnahmezeit von bis zu 35 Stunden. Geladen wird der Akku über das mitgelieferte USB-Kabel. Eine Aufnahme versemmeln, weil man die Micro-SD-Karte vergessen hat, gehört mit dem Philips DVT7500 der Vergangenheit an, denn intern sind bereits satte 16 GB verbaut. Eine externe Mini-SD-Karte kann bis 64 GB groß sein.

ungewöhnliche Mikrofonanordnung

Ungewöhnliche Mikrofonanordnung

Am Kopf des ca. 170 g schweren Geräts befinden sich die Mikrofone, drei an der Zahl. Das ist durchaus etwas ungewöhnlich, denn eines ist für das Mittensignal gedacht, während die anderen Beiden in einer Art ORTF-Konfiguration für das Stereosignal sorgen. Eine „Art“ deshalb, da der Kapselabstand bei 40 Grad Öffnung zur Mittelachse lediglich 6 cm beträgt, weit entfernt von den geforderten 17 cm und 55 Grad.

Das Gerät liegt gut in der Hand und vermittelt, rein hardwaretechnisch einen soliden Eindruck. Ein Lautsprecher auf der Rückseite bietet die Möglichkeit, auch ohne Kopfhörer die Aufnahme auf grobe Fehler hin zu überprüfen. Die Klangqualität ist aber eher bescheiden.

Anschlüsse und Aufnahmemodi

Zusätzlich zum XLR- und USB-Anschluss findet sich noch ein weiterer Eingang für ein externes Mikrofon- bzw. Line-Signal und noch ein Kopfhörerausgang am DVT7500. Steckt das Gerät im XLR-Schuh, wird der USB-Anschluss zwar auch am Schuh selber angeboten, jedoch dient dieser nur zur Ladung des Akkus im Schuh. Eine Datenübertragung ist dann nicht möglich.

Phones-Out, Line-In und XLR-In - samt arretierbaren Einschaltschieber

Phones-Out, Line- und XLR-In samt arretierbaren Einschaltschieber

Punkten kann der Philips DVT7500 mit einer Vielzahl an Kombinationen von Aufnahmequellen, die ich so noch bei keinem anderem Gerät gesehen habe und deswegen ausführlich darstellen möchte. Zur Auswahl stehen:

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  • Stereo-Mikrofon (L/R): Für die Aufnahme werden die beiden integrierten Mikrofone links und rechts am Gerät verwendet
  • Line-In: Für die Aufnahme werden externe Mikrofone verwendet
  • XLR: Für die Aufnahme wird ein XLR-Kanal verwendet
  • Center-Mikrofon: Für die Aufnahme wird das integrierte Mikrofon in der Mitte des Geräts verwendet
  • XLR + Stereo-Mikrofon (L/R): Für die Aufnahme werden ein XLR-Kanal und die beiden integrierten Mikrofone links und rechts am Gerät verwendet
  • Center-Mikrofon + Stereo-Mikrofon (L/R): Für die Aufnahme werden die drei integrierten Mikrofone (links, Mitte und rechts) verwendet
  • Line-In + Center-Mikrofon: Für die Aufnahme werden ein externes Signal und das integrierte Mikrofon in der Mitte des Geräts verwendet
  • Line-In + XLR: Für die Aufnahme werden ein externes Signal und ein XLR-Kanal verwendet

Es können also – laut Display – bei WAV- und MP3-Aufnahmen auch mehr als zwei Kanäle aufgenommen werden. Nur leider stimmt das nicht. Intern werden die Einzelsignale immer zusammengemischt, die Aufnahme ist immer eine Zweikanal-Aufnahme. Ändern lässt sich daran nichts.

Der XLR-Schuh bietet zwei Anschlüsse.

Der XLR-Schuh bietet zwei Anschlüsse.

Als Aufnahmeformate stehen MP3 in 128 kbps bzw. 192 kpbs und vier verschiedene WAV-Formate von 16 Bit in 32/48/96 kHz und 24 Bit/96 kHz bereit. Abspielen kann der DVT7500 noch andere Formate: WMA, AAC, FLA, APE, OGG, und M4A.

Überblick

Das farbige Display ist mit seinen 4,2 x 3 cm recht groß und übersichtlich und alle relevanten Informationen werden angezeigt. Lediglich die Einstellung des Gain-Wertes ist ein wenig klein dargestellt. Ein großer Balken unterstützt die Anzeige der verbleibenden Aufnahmezeit, bei der aktuell eingestellten Auflösung. Woran sich der sog. „Audiofortschrittsbalken“ allerdings orientiert, scheint mir schleierhaft. Denn obwohl noch ca. 24 h Aufnahmezeit bleiben, ist dieser bereits bei 50% angekommen, wenn die Aufnahme grade erst 5 min läuft. Ebenso fällt auf, dass die Sekunden unregelmäßig gezählt werden. Jede dritte Sekunde dauert ca. 2 Sekunden – damit weiß man bei längeren Aufnahmen überhaupt nicht, wie lange diese jetzt dauern.

Der XLR-Schuh kann fest arretiert werden.

Der XLR-Schuh kann fest arretiert werden

Sonstige Features

Es gibt einige Funktionen, die vor allem in Interview-Situationen nützlich sind. Ein Timer bestimmt entweder, wann die Aufnahme beginnt oder wie lange sie dauern soll.

optisch und haptisch solide - Philips DVT7500

Optisch und haptisch solide – Philips DVT7500

Eine Sprachaktivierung sorgt dafür, dass die Aufnahme nur läuft, wenn tatsächlich gesprochen wird. Herrschen drei Sekunden Sendepause, wird die Aufnahme pausiert und erst bei erneutem Sprechen aktiviert. Seltsamerweise kann dafür kein Threshhold-Pegel festgelegt werden.

Eine praktische Funktion ist die Aufteilung der Aufnahme in Abschnitte zu 30 oder 60 min.

Unter dem Datei-Menü findet sich ein Equalizer mit verschiedenen EQ-Programmen, wie man sie vom Autoradio her kennt. Diese dienen nur der Beeinflussung der Wiedergabe und wirken sich nicht auf die Aufnahme aus.

Bedienung

Der Philips DVT7500 ist aus dem ausgeschaltetem Zustand nach acht Sekunden aufnahmebereit, das ist recht flott. Das Pegeln erfolgt über das seitliche Rad, nachdem der Focus-Taster gedrückt wurde. Allerdings muss die Aufnahme zum Einpegeln bereits laufen. Und obwohl das Poti eine analoge Einstellung suggeriert, kann man lediglich 10 feste Gain-Werte einstellen (0 – 10).

Ein Einpegeln kann nur während der Aufnahme erfolgen.

Ein Einpegeln kann nur während der Aufnahme erfolgen

Vorsichtig muss man sein, bei der Aufnahme nicht auf die Menütaste „Vorspulen“ zu kommen, denn dann setzt die Aufnahme für ein, zwei Sekunden aus, um dann mit einer neuen Aufnahmedatei zu beginnen – das kann sehr gefährlich sein.

Die Bedienung des Gerätes hinterlässt laute Griffgeräusche auf der Aufnahme und die Mikrofone sind auch mit dem Windschutz recht windanfällig. Es gibt am Gerät einen Schalter zur Rauschunterdrückung, der aber sehr bescheidene Ergebnisse liefert und bei zu geringem Aufnahmepegel Signale „abblubbern“ lässt (wer erinnert sich noch an die Noise Reduction bei Sound Forge?).

Der Lautsprecher des DVT7500 befindet sich auf der Rückseite.

Der Lautsprecher des DVT7500 befindet sich auf der Rückseite

Der Limiter kann im Menü aktiviert werden, verhindert aber bei zu lautem Eingang keine unschönen digitalen Verzerrungen. Ob es sich um einen Soft- oder Hardware-Limiter handelt, verschweigt die Anleitung.

Klangqualität

Zunächst einmal ist da der Kopfhörerverstärker, der von sich aus bereits stark rauscht. Das zieht sich auch durch alle Aufnahmen, egal ob internes, externes Mic oder eine Line-Quelle. Das Rauschen ist omnipräsent. Das lässt darauf schließen, dass hier weniger die internen Mikrofone schuld sind, sondern der verbaute Vorverstärker sowie der AD-Wandler (und auch der DA-Wandler, siehe Kopfhörer). Diese scheinen von minderer Qualität zu sein.

DVT7500 XLR-Schuh

DVT7500 XLR-Schuh

Die Aufnahmen mit den Gerätemikrofonen des Philips DVT7500 klingen extrem flach, haben kaum Hi-End und bieten ein sehr mittiges Klangbild. Dabei sind Bassfrequenzen beinahe ein Garant dafür, dass die Aufnahme übersteuert. Und das selbst bei der niedrigsten Empfindlichkeitseinstellung der Mikrofone. Interessanterweise geht die Einstellung der Mikrofonempfindlichkeit einher mit der maximal einstellbaren Aufnahmeauflösung.

„Hoch“ unterstützt PCM-Aufnahmen bis zu 24 Bit/96 kHz. „Niedrig“ lediglich bis zu 8 Bit/24 kHz. Nun ja, so steht es in der Anleitung. Denn de facto ändert die Auswahl der Empfindlichkeit nichts an den Auflösungsoptionen.

Aufgrund der unorthodoxen Mikrofonkonfiguration und den eher mäßigen Wandlern ist auch das Stereobild sehr verwaschen und lässt teilweise keine eindeutige Ortung der Signale zu. Vor allem tieffrequentere Geräusche sind immer schwer zu orten. Eine räumliche Tiefe will sich partout nicht einstellen, leider.

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Fazit
Philips Versuch, mit dem DVT7500 im Recording-Bereich Fuß zu fassen, geht leider nicht auf, die Audioqualität ist nicht ausreichend. Für 299,- Euro bekommt man beispielsweise bereits einen H4Pro von Zoom oder man steigt mit TASCAM Geräten in die Profiklasse ein.
Direkte Vergleiche mit einem älteren Zoom H2 von 2007 verdeutlichen das, denn unterschiedlicher könnte der Klang nicht sein. Das gilt umso mehr für einen aktuellen H2 oder den H4 Pro. Als Diktiergerät mag der Philips DVT7500 zum Einsatz kommen, für amtliches Recording reicht die Qualität im Vergleich zu den etablierten Herstellern wie Tascam oder Zoom nicht aus.

Plus

  • in acht Sekunden aufnahmebereit
  • gute Verarbeitung
  • umfangreiches Zubehör
  • lange Aufnahmezeit von 35 Stunden
  • 16 GB eingebauter Speicher

Minus

  • schlechte D/A- und A/D-Wandler
  • extrem laute Griffgeräusche
  • wenige Aufnahmeformate
  • nur angeblich multitrackfähig
  • Pegeln nur während der Aufnahme möglich
  • Limiter schützt nicht vor Übersteuerung
  • Zeitanzeige ruckelt
  • anfällig für Windgeräusche, selbst mit Windschutz

Preis

  • Ladenpreis: 299,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    L. Lammfromm

    Wenn es nur irgendetwas gibt, was wirklich niemals nur den Ansatz einer Chance hat in mein Studio zu gelangen, dann ist dies ein Produkt der „Weltfirma“ Philips. OK, vielleicht eine mit Phillips gelabelte LED-Birne, zuvor herabgesetzt.
    .
    Warum? Die Importagentur Phillips (billig in China einkaufen, dann einen Aufkleber „Philips“ draufbappen – und schon gilt man als Hersteller von Elektronikartikeln – LOL) hat schlicht keine Ahnung von professioneller Audiotechnik.
    .
    Ich kann mich an kein einziges Audio- oder Tontechnik-Produkt dieser Firma erinnern, das etwas anderes als pures Grausen bei mir ausgelöst hätte.

    • Profilbild
      fkdiy

      @L. Lammfromm Ja, das dachte ich mir auch. Schon komisch, wie der Miterfinder der CD ein paar Jahrzehnte später nur noch als teureres Medion wahrgenommen wird.

      Oder wie man bei uns aufm Dorf sagte: „Möchteste was, was funktioniert, oder darfs auch was von Philips sein?“

      Edit: http://orf.....4/2163866/

      „Für 150 Millionen Euro verkauft Philips seine schwächelnde Audio- und Videosparte an seinen japanischen Partner Funai. Die Marke Philips soll vorerst bestehen bleiben (…)“

      Ah ja, das hatte ich damals gar nicht mitbekommen.

    • Profilbild
      Tai AHU

      @L. Lammfromm Kompaktkasette? CD? S/P Dif (Sony/Philips Data Interchange Format?) Ja ich gebe zu ein paar Jahre her, aber die wissen schon was Audio ist

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Liest sich wie ein Ramschprodukt. In der Preisklasse gibbet nu wirklich besseres.

  3. Profilbild
    Franz Walsch AHU

    Auf der Webseite wird es als Diktiergerät beworben, aber in der Beschreibung dazu als Musikeraudiorecorder.
    Ob die Firma weiss was sie da im Sortiment hat?
    Das Farbdisplay ist erfrischend zeitgemäß und sieht um Klassen besser aus als die der Mitbewerber.
    Aber das war es auch schon. Bleibt im Händleregal.

  4. Profilbild
    Stephan Merk RED

    Tja, das war dann ja wohl mal nichts. Am Anfang dachte ich, super: Für meine Situationen ist ein Gerät mit simultaner Aufnahmemöglichkeit sehr sinnvoll. 320 kb/s fehlen, die anderen MP3-Einstellungen machen wenig Sinn. Und dan kommt Rauschen, mindere Wandler und und und… Also dann doch lieber den LS-100 von Olympus nehmen, der kostet etwa auch 300 Euro, kann weniger dafür aber viel besser, oder was von Zoom. Ich hatte zu Anfang des schönen Tests die Hoffnung, Philips versucht es richtig zu machen. Vielleicht sind manche Probleme ja nur Firmware-Bugs, die noch ausgeräumt werden. Was ich da aber im Ergebnis höre, spricht mich leider nicht an.

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