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Test: Pioneer DJM-TOUR1, DJ-Mixer

Großes Plus oder Größenwahn?

26. Januar 2017

Interessant waren sie, die Reaktionen auf die Ankündigung der Pioneer DJM-TOUR1- und CDJ-TOUR1-Modelle im vergangenen Jahr. Unter dickem Glas konnten wenige sie auf der NAMM Show 2016 schon in real sehen, die Bilder aber liefen durch die Szene und wurden heiß diskutiert. Von Lob für einige Funktionen bis hin zu teils Kritik gab es alles und erst recht, als die Preise bekannt wurden, denn die haben es in sich. Kleiner Teaser gefällig? Ein Festival-Setup der Tour1-Modelle, also vier Player, ein Mixer, kostet so viel wie eine Mercedes A-Klasse oder B-Klasse in der Grundausstattung, nämlich rund 26.000 Euro.

Das Pioneer DJM-TOUR1 Setup

Zurück zum Anfang: TOUR1-Modelle. Die Namen verraten es schon, es sind Abwandlungen der CDJ- und DJM-Modelle, genauer gesagt des CDJ-2000NXS2 und des DJM-900NXS2 – nun in einer Version, die speziell für Touren und (große) Festivals konzipiert worden sind mit einigen Funktionen, die hier, eigentlich nicht nur hier wohlgemerkt, von Vorteil sein könnten. „Gut gerüstet“ um auf „höchstem Level zu performen“, so schreibt Pioneer DJ und zielt damit vielleicht wohl eher auf die wirklich großen Festivals hin, bei denen ein Setup aus vier Playern und einem Mixer Standard ist und der DJ für die meisten Besucher generell eh besser auf der großen Leinwand hinter oder neben ihm zu sehen ist, sofern man hinschauen mag. Dann ist wohl auch nebensächlich, dass ein direkter Blick aufgrund einer unübersehbaren Eigenschaft und Funktion (ich meine dieses unübersehbare kleine Display) schwierig werden dürfte.

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Ein Blick auf den Pioneer DJM-TOUR1 oder auch: Wer guckt hier jetzt eigentlich wen an?

Breite Kiste – das TOUR1-Modell

Einen rund 6.000,- Euro Pioneer Mixer auszupacken ist irgendwie schon eine skurrile Sache, da bin ich ganz ehrlich. Mehr noch, es ist eine schwierige Sache im Sinne von „schwer“, denn der DJM-TOUR1 ist ein Brocken in vielerlei Hinsicht. Sind wir mal ganz oberflächlich: Ein klassischer 12-Zoll Mixer ist das nicht, das erkennt man auf den ersten Blick. Die Ausmaße erstaunen dann aber doch. 45 cm breit, rund 46 cm in der Tiefe und satte 16 kg schwer ist der Tour1-Mixer.

Das große Display ist zunächst über den Mixer geklappt, öffnet man dieses jedoch (Arretierungen lösen hilft!), hat man einen Blick auf den Mixer und das ist wie zu erwarten ein DJM-900NXS2. Da wir das gute Stück schon ausführlich in einem Test behandelt haben, würde ich bei Interesse empfehlen, einmal auf diesen Test einen Blick zu werfen, denn auf die Einzelheiten des Mixers selbst wird in diesem Test nicht eingegangen. HIER geht es zum Testbericht.

Der DJM-TOUR1 ist zunächst einmal genau dieser Mixer hinsichtlich der Oberfläche. Erweitert wurde er jedoch an beiden Seiten um zwei Kanal-Züge verschiedener Funktionen. Dies sorgt dann natürlich für die Breite, die das Pult mal wirklich zu einem „Pult“ werden lässt – haptisch macht das schon was aus, auch wenn sich eigentlich bis auf die Breite nichts ändert – also eher gefühlt statt technisch „mehr Pult“.

Linksseitig angesetzt findet sich ein Aux-In Kanalzug samt zweier Eingänge auf der Oberseite, XLR-Klinke-Kombi-Buchsen für z. B. Sampler oder Step-Sequencer. Ein Trim bietet die Pegelmöglichkeit, Clip-Anzeige und LED-Meter geben visuelle Rückmeldung. Es findet sich kein EQ, dafür klassisch ein Line-Fader sowie eine Cue-Taste, der Aux-In ist abhörbar natürlich. Weiterhin kann alleinig auch der Aux-In in die interne Effekt-Sektion geschickt werden.

Der Aux-In des TOUR1

Dieser Kanalzug ist übrigens nicht vermischt mit den Mikrofoneingängen, die nach wie vor in doppelter Form, XLR- und Klinke-Eingang auf der Rückseite zu finden sind, nach wie vor ebenso mit zwei getrennten Trim-Reglern bei einheitlicher Klangregelung – 2-Bänder. Der Aux-In ist somit ein komplett zusätzlicher Kanalzug.

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Rechts angesetzt ist ebenso ein weiterer Kanalzug, in dem zwei Funktionen verpackt sind. Zunächst finden sich dort die 6,3 mm Klinkenbuchsen des Send und Returns, die der „normale“ DJM-900NXS2 auf der Rückseite besitzt. Das ist natürlich sehr praktisch, da diese Ein- und Ausgänge gern bei einem DJ-Wechsel genutzt werden müssen für alle Arten von externen Effektgeräten, von Pioneer natürlich bevorzugt Modelle der RMX-Reihe, RMX-500 oder RMX-1000. Verkabeln hinter dem Display aber dürfte eine Katastrophe sein im laufenden Betrieb, generell ist es aber nie wirklich schön, im laufenden Betrieb viele Kabel ziehen zu müssen. Beim DJM-900NXS2 liegen die Anschlüsse des Send- und Return-Wegs noch dazu genau neben dem Stromkabel – da einfach mal kräftig am falschen Kabel ziehen ist definitiv ungünstig. Die Anschlüsse also nach oben zu verlegen, wo sie direkt zugänglich sind, ist ohne Frage praktisch.

Send und Return nun oben

Unter den vier Buchsen findet sich dann eine weitere sehr schöne Funktion, ein weiterer Kopfhörer-Kanalzug, der komplett separat von dem ersten Kopfhörer-Weg läuft. Perfekt für Back-2-Back-Sessions, da jeder der beiden DJs kompletten Zugriff auf seine eigene Wahl der abgehörten Kanäle hat. Für jeden Kanal findet sich rechts untereinander ein Cue-Button, Kanal 1 bis 4, Master, Link und Aux-In. Ebenso vorhanden ein Mixing-Regler, sowie ein Lautstärkeregler für den Kopfhörer-Weg. Somit ist dieser Weg in der Tat komplett separat und nicht wie häufig nur ein zweiter Ausgang mit dem gleichen Signal wie der erste Ausgang. Für b2b-Sets eine super Funktion, die man hoffentlich in Zukunft häufiger bei Mixern sieht, auch in vollem Umfang mit eigenem Lautstärkeregler.

Der zweite, separate Kopfhörer-Weg

Damit wären die unterschiedlichen Funktionen an der Bedienoberfläche abgearbeitet, aber das Ende noch nicht erreicht.
Bevor das Display an die Reihe kommt, schauen wir einmal auf die Rückseite. Auch hier gibt es einige Veränderungen zu sehen, die praktisch sind wie klanglich verbessernd wirken.

Die Rückseite bietet viel, wirkt dennoch aufgeräumt

Im direkten Vergleich zum Pioneer DJM-900NXS2 fallen einige Unterschiede auf – natürlich die hinten fehlenden Send- und Return-Anschlüsse. Die einzelnen Kanal-Eingänge sind gleich geblieben, ebenso die Mikrofoneingänge. Master Out im XLR- wie Cinch-Format sind nach wie vor vorhanden, der Booth-Out ist nun nicht mehr als 6,3 mm Klinke verbaut, sondern ebenfalls als XLR-Buchse, zwei natürlich. Macht Sinn, würde man erwarten, dass dort, wo ein TOUR1 steht, eine Stagebox in der Nähe steht und warum dann noch Klinkenbuchsen verbauen, wenn man sowieso auf XLR endet. Der Record-Ausgang ist nach wie vor als Cinch vorhanden und damit ist dann auch erst einmal Schluss und wir kommen zu den interessanten Dingen.

Der Digital-Out wie bisher ist verschwunden, ebenso die Link-Buchse. Dafür sind einige Anschlüsse dazu gekommen.

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Forum
  1. Profilbild
    FLTRHND

    GEstern gerade ein Boileroom Set von ZADIk gesehen. Irgend ein Festival grauer Himmer, hinter ihm die Massen, der Techno hat geballert. Nur er zwei Plattenspieler und n Mischer, er war Teil der Crowd. Und jetzt stell ich mir vor er hätte mit dieser Monstrosität auflegen „dürfen“. Sorry, das Ding schaut aus wie der Regieplatz bei der Tagesschau und damit extrem lächerlich als DJ Setup…kann damit niemanden wirklich ernst nehmen.

    • Profilbild
      tobymoby

      @FLTRHND :D genau das habe ich mir ähnlich auch gedacht! Ein Produkt was die Welt nicht braucht!

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    [P]-HEAD AHU

    Ich stelle mir grad die DJs vor, wenn die an so ein Set kommen, zuhause eben ganz normale Technik haben, evtl. auch mit Rechneranbindung etc. Wie soll man denn auf Anhieb und ganz frisch mit diesem System klarkommen, so das man noch ein kreatives Set liefern kann. Ist in der Tat ein bißchen komisch. Wenn Pioneer ein stylisches Urinal am Set entwickeln würde, wäre das vielleicht notwendiger als so eine Raumschiffkanzel.

    • Profilbild
      Bolle / Johann Boll RED

      @York_vom_Ork Das klingt auf jeden Fall nach einem guten Plan. Also auch die Reserve-Option. Nur ein Gerät wechseln wäre albern – man sollte da schon direkt auf ein kompettes Setup wechseln können. Unterstütze ich! :)

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    Rough

    Meine Güte, bei diesen Monster herrscht der Mammon „höher, dicker, breiter“. Der Mugge ist das sicherlich nicht zuträglich, soviel ist klar. Vorallem für mich als Minimal-Fan der ersten Stunde, eine Horrorvorstellung.

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    Stephan Merk RED

    Das Ding soll wahrscheinlich zunächst mal der Image-Pflege dienen nach dem Motto: Guckt mal was wir können. Ist doch im High-End-Bereich bei der HiFi-Industrie nicht anders. Da wird dann so getan, als verkaufe man die Dinger am Fließband und spricht im nächsten Satz von einer jahrelanger Reifezeit bei vollständiger Handwicklung von Spulen. Nur während das in den 80ern und 90ern abseits des Internet alles noch beeindruckt hat ist die Frage, ob diese Entscheidungen heute noch sinnvoll sind. Ich bin kein DJ, aber schaue ich mir den Pioneer-Stand auf der Musikmesse an hat das schon für das Genre sicher was göttliches. Da finde ich obigen Vergleich mit den Plattenspielern schon ganz gut, da könnte man sicher auch eine Diskussion vom Zaun brechen, was das wahre DJing ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass viele jedwede digitale Technik als Spielzeug abtun, einschließlich dieser teuren Kisten.

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    DJ Ronny

    Ich denke mal, dass Pioneer hier ein Zeichen setzen will. Ich sehe das so. Heute ist es für einen jungen Menschen, der Arbeit hat und DJ sein will, kein großes Problem, sich technisch gut aus zu rüsten. Wenn ich an andere Hobbys denke, z.B. Fotografie, dass kann genauso teuer werden.
    Also wird eine Marktforschung ergeben haben, hier muß was exklusives her. Es gibt ja auch exklusive Clubs und Djay’s. Bei den Djay’s meine ich nicht mal die aus den Top 100. Ein bekannter junger Mensch von mir, leider lebt er nicht mehr, ist für den Abend zwischen 2000 und 5000 Euro als no Name, Ersatz Dj durch halb Europa und Nordafrika unterwegs gewesen. Leider hat er nicht für Technik und das Leben investiert. Aber ich schweife ab.
    Ich denke es war an der Zeit, das es so etwas gibt. Es wird kein Massenprodukt. Aber jeder Unwissende wird staunen und wenn er nichts weiß, so weiß er sicher den Preis. Ich bin kein Pioneer Fan, kann mir aber vorstellen, dass sich sehr gut damit arbeiten läßt. In dem Sinne, habt Spaß mit dem was ihr tut.

    • Profilbild
      Stephan Merk RED

      @DJ Ronny Ist es denn so, dass die Besucher im Club überhaupt für die Hardware Interesse zeigen? Als Beispiel gibt es Gitarristen, die auf die signierten Knopfler-Gitarren abfahren, weil sie eben Gitarre spielen. Nur so wie Du das schreibst klingt es, als sei jeder Club-Nerd gerne DJ und das kann ich mir nicht so ganz vorstellen. Wenn so ein Ding in der Ecke steht könnte das einzige Imposante die Größe sein, egal welcher Name drauf steht. Nur kann der Ottonormal-Besucher mit dem Begriff Pioneer sicher mehr anfangen als mit Stanton oder Reloop. Vergleich, meine passiv hörenden Musikfreunde ist es sicher egal, ob Keith Emerson auf einem MiniMoog oder sonstwas klimpert, hauptsache es gefällt. Ich stelle mir gerade einen Club mit diesem Pioneer-Ding und einem grottigen DJ vor…

  6. Profilbild
    DJ Ronny

    Ein Club, der sich so was für die DJ’s hinstellt, wird keinen grottig schlechten ran lassen. Ich gebe dir Recht, es ist völlig egal, mit was Musik gemacht wird, Hauptsache es gefällt.

  7. Profilbild
    York_vom_Ork

    Grundsätzlich ist gehts ja um das Image.

    Ist ja bei den Autofirmen auch so.
    Da haben ja auch einige Mittel -und Kleinwagen Hersteller einen Sportwagen, der sich nur ein paar 100mal über eine mehrere Jahre verkauft im Programm,

    Vom Ansatz her würde mich aber das technische im Pioneer Mixer interessieren, -Die Möglichkeit ein Display anzuschliessen müsste doch -theoretisch- auch beim „Normalmodel“ bereits integriert sein, nur sind die Anschlüsse nicht nach aussen gelegt (vielleicht habe ich das aber im übrigen Bericht überlesen?). Dann fände ich den Preisunterschied vom Tour zum Normalo Produkt aber auch zu Extrem, weil dann die Entwicklung hierfür bereits wahrscheinlich finanziell im Grundmodell mit umgelegt wurde? Für ein Display würde ich persönlich für so ein Grösse nicht mehr als 300-500Euro Aufschlag bezahlen. Gut hier ein Anschluss mehr dort eine kleine Modifikation sind doch auch nur wenige hundert (250 Euro?) Wert (diskutabel), da auch diese Sachen in der Entwicklung wie bereits erwähnt bereits im Entwurf mit Berücksichtigt wurden, da wird ja sicher nicht eine total andere Platine/Board drinstecken, als in dem anderem Model (?)

    Nicht destotrotz finde ich es schön das ein Hersteller es wagt so ein komplettes und „rundes“ Produkt anzubieten das ist exklusiv und macht wohl für die gewisse Zielgruppe Sinn.

  8. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Konsequentes Produkt für die Generation DJ an der Schwelle zur Midlife Crisis: Statt Porsche, Boot oder Affäre werden DJ-Jugendträume im Hobbykeller ausgelebt.

  9. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Size matters, früher haben sie sich Synthesizertürme auf die Bühne gestellt, jetzt beeindruckt man in großen Clubs mit solchen Airbus-Cockpits, sieht im offiziellen Video hinterher schmuck aus und setzt den Kids schön die Flausen in den Kopf, daß sowas so’ne Art höchste Trophäe auf dem Weg zum Superstar-DJ darstellt. Das wiederum läßt sich dann prima in klingende Münze verwandeln. Man kann mit dem Teil bestimmt gut arbeiten, für mich ist das trotzdem totaler Overkill.

  10. Profilbild
    hijack

    Overkill würde ich sagen. Sehr gut, dass ist meist der Anfang vom Ende und der Beginn von „Back to the roots“.
    Ich behaupte mal, dass die Displays nur die Funktion haben zu verdecken, dass der Festival-DJ XY noch nicht mal mehr die Pseudo-Regler-Anfass-Posing macht bzw. machen muss.
    *Sarkasmus Ende*

  11. Profilbild
    DJ Ronny

    Noch mal so überlegt. Eigentlich hieß es immer bei der Entwicklung von CDJ und Konsolen weg vom Laptop und von auf Bildschirm stierende Djay’s. Was kommt jetzt dabei raus. 5 Bildschirme, statt 1 oder 2. Dazu nach vom aussehen her Bildschirme aus Enterprise 2. Generation, mit fetten Rand. Sicher Touchscreen aber beim 2. Hingucken.. gruselig, für 2016. Vergleiche zu Kassen drängen sich wirklich auf.

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