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Test: Positive Grid Bias Distortion, Verzerrer

Mehr Vielfalt geht nicht

6. Juni 2017

Man sollte glauben, in Sachen Verzerrerpedale sei alles gesagt, was es zu sagen gibt. Ist es streng genommen ja auch. Wer einen TS-9, einen OD-1 oder aber einen Big Muff sein Eigen nennt, weiß, was er hat und in welchem Kontext er diesen Sound verwenden möchte. Der Nachteil an der Sache ist, dass sich im Laufe der Jahre gerne einmal bis zu zwanzig oder mehr Booster-, Overdrive-, Distortion- oder Fuzz-Pedale auf dem heimischen Floorboard ansammeln, welche nicht nur alle montiert und mit Strom versorgt werden wollen, sondern auch ein nicht zu unterschätzendes Loch in das persönliche Pedal-Budget reißen.

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Viele Multieffektboards versuchen hier seit Dekaden Abhilfe zu schaffen, die einen besser, die anderen schlechter, aber eins ist ihnen allen gemein. Außer den gängigen Parametern wie Tone, Gain oder Volume, evtl. gepaart mit einer Dreiband-Klangregelung, kann man am gelieferten Preset nicht viel verändern. Gefällt mir, gefällt mir nicht, friss oder stirb!

Das Positive Grid Bias Distortion geht hier einen anderen Weg. Auf den ersten Blick als umfangreiches Bodenpedal der klassischen Art ausgelegt, schlummert im Hintergrund das wohl aktuelle mächtigste Softwaretool, das ein Pedalhersteller zu bieten hat. Die Basis Presets lassen sich so bis zur Unkenntlichkeit verbiegen, zudem kann man über das vom Positive Grid Bias Head bekannte Tone Matching bereits vorhandene Verzerrerpedale nachbauen und abspeichern.

Facts & Features

Das Positive Grid Bias Distortion besitzt in seiner Ausgangsbasis zwanzig Presets, die über einen Endlosregler ausgewählt werden können. Über einen längeren Knopfdruck  kann man die vorher eingestellten Sounds auf einen der drei Fußschalter legen. Achtung, die Schalter liegen vergleichsweise eng beieinander, zudem gibt es keinen mechanischen Schutz für die darüber liegenden Potentiometer, das heißt, grobmotorisches Trampeln mit Bikerboots führt unweigerlich zu Fehlbedienungen an dem Pedal! Als vierter Schalter liegt rechts außen ein Boost-Regler an, der in der Intensität stufenlos regelbar ist und über einen Miniswitch eine dreifache Klangcharakteristik (Treble, Clean, Fat) aufweist.

— Positive Grid Bias Distortion – Aufsicht —

Seine Betriebsspannung erhält der Positive Grid Bias Distortion über ein mitgeliefertes Multispannung/Multistecker-Netzteil, das weltweit funktioniert und das Pedal über den USB-Port mit Strom versorgt. Im Notfall steht auch noch eine klassische 9-Volt-Netzbuchse mit zusätzlichem Adapter zur Verfügung. MIDI In/Thru und ein Expressionpedal-Eingang erlauben eine zusätzliche externe Verwaltung.

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Das Bedienpanel des Positive Grid Bias Distortion

In Sachen Bedienung finden wir mit Gain, Level und einer Dreiband-Klangregelung alte Bekannte wieder, lediglich der Blend-Regler lässt aufhorchen. Hier kann man das Mischverhältnis zwischen dem trockenen Zerrer-Signal und dem bearbeiteten Signal in der Ausgangsstufe stufenlos überblenden. „Hä, wo soll ich so etwas denn einstellen können?“ Spätestens hier merkt der geneigte Leser, dass es sich bei dem Positive Grid Bias Distortion um ein völlig anderes Konzept handelt, als die meisten von uns gewohnt sind. Und was bitte soll das WLAN-Zeichen inklusive leuchtender LED auf der Rückseite des Gehäuses?

— Positive Grid Bias Distortion – Stirnseite —

In der Praxis mit dem Positive Grid Bias Distortion

Um den Anwender nicht zu überfordern, hat Positive Grid erst einmal Kopien der geläufigsten Verzerrerpedale emuliert, als da wären Ibanez TS9, Boss DS1, BK Butler Tube Driver, Fulltone OCD, Roger Mayer Voodoo1, Boss Metal Zone, EHX Big Muff, ProCo Rat, Voodoo Lab Sparkle Drive, Boss DS2 Turbo, Fulltone Fulldrive, Voodoo Lab Super Fuzz, Roger Mayer Spitfire und das MXR Fuzzface. Um es direkt vorneweg zu sagen, es handelt sich um Anlehnungen an die Originale, wer hier einen perfekten Klon erwartet, wird enttäuscht werden.

— Positive Grid Bias Distortion – Netzteil —

Man hat jedoch die Möglichkeit, über das Tone-Match-Verfahren einen Verzerrer seiner Wahl über vorgegebene Bausteine nachzubauen, was erstaunlich gut funktioniert. Lediglich Ansprache und Spielgefühl variierten je nach Pedaltyp ein wenig. Der große „Aha-Effekt“ eröffnet sich jedoch beim Start der Software, die für OS X, Windows und iOS vorliegt. Optisch nicht zu toppen, kann man nun die Basiskomponenten bis ins kleinste Detail tauschen oder modifizieren. Egal ob Transistorenbestückung, Hochpass- oder Tiefpassfilter, Attack, Release, Ausgangsstufen, nahezu alle Parameter des Innenlebens eines Verzerrers können variiert werden, was zu einer schier unendlichen Vielfalt führt.

Positive Grid Bias Distortion – der Editor

Über Bluetooth kommuniziert das Positive Grid Bias Distortion mit dem Rechner/iPad und speichert die festgelegten Sounds inklusive einer persönlichen Optik ab. Optisch ist das System unschlagbar, hier ist ganz großes Kino mit einer großen Spieltriebförderung angesagt! Klanglich hängt das Ergebnis stark vom verwendeten Equipment ab. Ein möglichst neutraler, einkanaliger Vollröhrenamp bietet mit seiner klar strukturierten Basis die beste Möglichkeit, die verschiedenen Sounds auszuprobieren. Viele Editiermöglichkeiten bieten leider auch die Möglichkeit, am gewünschten Ergebnis vorbei zu schrauben, von daher sollte man sich viel Zeit nehmen und den Ohren immer wieder eine Ruhepause gönnen.

— Positive Grid Bias Distortion – Software —

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Fazit

Mit dem Positive Grid Bias Distortion eröffnen sich dem ambitionierten Verzerrer-Nerd unendliche Weiten. Mittels der mitgelieferten Software lassen sich die persönlichen Soundwünsche bis ins letzte Detail verbiegen und schafft dabei Pedaltypen, die in dieser Form noch von keinem Hersteller vorliegen. Antesten und viel Zeit mitbringen!

Test-Setup: Gibson LP Standard, Fame Studio 15 Low Channel, Koch 1×12″ Cabinet, Fame MS 57 Mikrofon.

Plus

  • vielfältiger Sound
  • Flexibilität
  • GUI der Software

Minus

  • -

Preis

  • Ladenpreis: 399,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Markus Schroeder RED

    Ich bin auch vom Klang der Software voll überzeugt und Bias sind meine Standart App auf dem iPad.

    Ich denke die Latzenzen geht mit der Pedal Hardware nochmal deutlich nach unten. Kannst Du dazu was sagen, Axel?

    • Profilbild
      Axel Ritt RED

      @Markus Schroeder Hi Markus, eine wahrnehmbare Form von Latenz konnte ich bei dem Pedal nicht bemerken.

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