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Test: Xils Labs V+, Roland VP-330 Emulation

Vangelis' Flächenleger als Plug-in

28. August 2013

Was haben Riyuichi Sakamoto, Vangelis und Underworld gemeinsam? Wahrscheinlich so manches, aber in diesem Fall ist es ihre Vorliebe für den Roland VP-330, einem Vocoder mit String-Machine. Eine Gemeinsamkeit, die sie schon bald mit vielen anderen computergestützten Musikern und Produzenten teilen können, denn die französische Softwareschmiede Xils Labs hat mit dem Plug-in V+ die Legende in Software gepackt und wer Xils kennt, weiß dass der Plug-in Markt wieder einmal die Chance hat, eine Sternstunde zu erleben. Ob der V+ dieser Erwartungshaltung gerecht wird, lesen Sie in diesem Test.

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Wer mehr über das Original erfahren will, sollte sich unbedingt den Amazona.de Blue Box Artikel von Marko Ettlich zu Gemüte führen, da wir hier nur insoweit auf die Geschichte des Roland VP-330 eingehen, wie es für das unmittelbare Verständnis erforderlich ist.

Im Jahr 1979, als Elektronik-affine Musiker unbezahlbares Gerät, wie die Vocoder von Moog, Sennheiser oder EMS oder ebenso tonnenschwere Mellotrone im Einsatz hatten, brachte Roland eine String-Machine mit Vocoder auf den Markt, die mit 14 kg im Vergleich dazu nicht nur extrem leicht, sondern auch äußerst erschwinglich war. Das machte den VP-330 dann auch schnell zum Erfolg. Noch heute gilt der VP-330 als robustes Vintage-Gerät und sein musikalischer Vocoder und die warmen Streicher und Synth-Chöre sind immer noch Messlatte und Vorbild für viele Nachahmer, ob als Hardware oder Software.

Was die Software betrifft, kommt nun die französische Plug-in Schmiede Xils Lab ins Spiel, die sich inzwischen als Spezialist für Emulationen von Synthesizern etabliert hat, die nicht nur als Vintage Hardware, sondern auch als Software sowohl extrem rar sind, als auch extrem gut klingen. Dabei bleibt Xils, d.h. namentlich Firmengründer und Chefprogrammierer Xavier Oudin, aber nicht sklavisch an den Eigenheiten und vor allem den Einschränkungen der Originale kleben, sondern verpasst ihnen ein zeitgemäßes, aber dennoch einfühlsames Funktions-Update, Eigenschaften, die man sich sehr wahrscheinlich auch schon immer beim Original gewünschte hat. Wer mehr über die Hintergründe von Xils Labs wissen möchte, kann sich den Testbericht zum Xils 3 hier auf Amazona.de zu Gemüte führen.

Installation des XILS LABS V+

Xils Labs V+ kommt in zwei Varianten daher, einmal als normales Instrument und einmal als Effekt mit Side Chain-Eingang. Der V+ wird als VST/3, AudioUnit, RTAS und AAX Plug-in für Windows und OS X geliefert. Beim Kopierschutz hat der Käufer die einmalige Wahl zwischen Steinberg eLicencer Dongle oder Pace iLok. Die Installation funktionierte einwandfrei

Abruf der Presets

Aufbau des XILS Lab V+

Nur halbwegs VP-330 Kundigen wird sofort die neue Schalterreihe auffallen, die der V+ mehr hat als das Original. Die untere Reihe zeigt die klassische Bedienzeile des VP-330. Die obere Reihe teilen sich die neuen Funktionen, zu denen wir später kommen.
Die Tastatur ist nun auch, im Gegensatz zum Original, anschlagdynamisch mit Aftertouch, Expression etc., soweit das angeschlossene MIDI-Keyboard es ist. Vom Original geblieben ist Möglichkeit, die Klaviatur in der Mitte zu splitten, um so verschiedene Klänge gleichzeitig spielen zu können. Dabei lässt sich in Grenzen festlegen, auf welchen Hälften Vocoder und Strings liegen – auch gleichzeitig, wenn es einem gefällt. Bei den Human Voices sind jedoch Lower Male 8 und Male 4 fest der unteren und Upper Male 8 und Female 4 fest der oberen Hälfte der Klaviatur zugeordnet. Zusätzlich lässt sich noch für Vocoder ein Ensemble Effekt separat hinzu schalten. Human Voices und Strings müssen sich den Effekt teilen. „Ensemble“ meint hier immer „Chorus-Effekt“. Der V+ ist, wie auch sein Großvater, polyphon spielbar.

vplus_Pitch_panel

Das Panel links neben der Klaviatur wurde umgebaut und ist nun ganz dem Pitch-Shifting gewidmet, während der Master-Lautstärkeregler in die darüber liegende Bedienzeile umgesiedelt wurde, wo er nun logisch eigentlich besser hinpasst.
Im Glide-Modus, der bei der Hardware „Auto‟ hieß, wird das Auto-Pitchbending eingeschaltet.
Der Regler „Pitch Set‟ bestimmt die Ausgangstonhöhe des Bendings in relativem Semiton-Abstand, jeweils in Abhängigkeit zur Tonhöhe der angeschlagen Taste(n). Dabei kann das Bending entweder oberhalb oder unterhalb der gespielten Noten beginnen, während „Time‟ die Zeit regelt, die das Bending braucht, um zur gespielten Originalnote zurückzukehren. Das sind maximal 5 Sekunden. Mit Tune kann die generelle Tonlage des V+ verstimmt werden.
Auch der Pitch-Shift-Regler ist geblieben. Dieser moduliert den Oktaven-Teiler-Oszillator, wenn der 3-Wege Kippschalter auf „Manual‟ gestellt ist. Wenn der Kippschalter auf „P.Track‟ gestellt ist, beim Original bezeichnet mit „OFF/ EXT CONTR‟, dann wird der Oktaven-Teiler-Oszillator über die Pitch-Tracking-Funktion des Vocoders moduliert. Der Modulation-Regler bestimmt die generelle Modulationsamplitude bzw. -bandbreite über das MIDI-Modwheel.

Über der Pitch-Sektion befindet sich nun der Hauptregler für den Audioausgang des Xils Labs V+, daneben, wie von der Hardware gewohnt, der Regler zum Überblenden zwischen externem und internem Synth-Eingang, gefolgt von der Balance für den Lautstärkeanteil des direkten Signals vom „Mikrofoneingang‟, sprich der Side-Chain. Auch die Balance von Human Voices und Strings lässt sich hier einstellen. Der nachfolgenden Vibrato/Tremolo-Effekt wirkt auf den Vocoder und die Chöre, aber nicht auf die Streicher.

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vplus_Vocoder_FLT-DIR

In der Vocoder-Abteilung bestimmt der FLR-DIR-Regler (Filter Direct) die Einspeiselautstärke eines Hochpassfiltersignals am Side-Chain-Eingang in den Vocoder. Dadurch wird der zusätzliche Konsonatenanteil geregelt, der mit in den Vocoder eingespeist wird. Über den Vocoder Level-Regler wird die Einspeiselautstärke des Trägersignals in den Vocoder kontrolliert. Solange die kleine grüne LED leuchtet, arbeitet der Vocoder normal. Leuchtet aber die rote LED, dann setzen nicht-lineare Hardwareverhalten ein, und der Spaß fängt erst richtig an. Die meisten anderen Software-Vocoder quittieren eine solche Übersteuerung mit sehr harschen Hässlichkeiten. Ganz neu beim V+ sind die vier orangefarbigen Kippschalter rechts oben. Über diese werden die „Untermenüs‟ der einzelnen Synthesizerkomponenten Arp/ Mixer, Vocoder, Effekte und Modulation umgeschaltet. Da beim V+ vieles zusammen hängt und interagiert, macht es Sinn, die zusammengehörenden Funktionen auch so dazustellen. Eine schlichte Aufzählung der Parameter genügt zum Verständnis nicht.

Streicher und Chöre

Wie beim Original haben Voice- und String-Klangerzeugung einen eigenen Attack-Parameter, müssen sich aber Release-Zeit bzw. -Regler noch zusätzlich mit dem Vocoder teilen. Der Release-Regler wirkt, wie beim Original, direkt auf den Oktaven-Teiler-Oszillator und erst danach auf alle anderen Klangerzeuger. An Klangvariation gab es beim Roland für die Strings nur noch den Tone-Parameter, der den Obertonanteil bestimmte. Im V+ teilen sich String und Human Voices ihre weiterführenden Parameter in der Mixer/Arp Ansicht.
Zunächst jedoch einen Blick in die Strings-Sektion. Beim VP-330 konnten die Strings zwar polyphon gespielt werden, doch war der Attack nicht polyphon, sondern nur paraphon, d.h. nachfolgende Noten triggerten keine eigenen Attackphase, sondern wurden lediglich mit der gleichen Lautstärke ausgegeben.
Xavier Oudin meinte dazu: „Das Wichtigste, das man [beim V+] verstehen muss, ist die Architektur des Oktaven-Teiler-Oszillators. Das bedeutet, dass man keine individuellen Tonhöhen, Glissandos oder Filter für jede neu gespielte Note haben kann. Deswegen wurden die Quellen und Ziele der Modulationsmatrix auch in „monophon‟ und „polyphon‟ unterteilt. Das ist völlig anders als bei den herkömmlichen polyphonen Synthesizer der 80er Jahre und es braucht seine Zeit, um sich daran zu gewöhnen.“

vplus_Voices_Strings_Formanten_Poly-Attack_Release

Bei Akkorden, also gleichzeitig gespielten Noten, war das nicht auffällig, bei schnellen Notenläufen schon. Das Noten-Release beim VP-330 war jedoch echt polyphon. Der Xils Labs V+ erlaubt nun über den Poly-Schalter auch echtes polyphones Anschlagverhalten, 49-fach, um genau zu sein. Das nebenliegende String-Filter bewirkt eine Lautstärkeanhebung der Tone-Charakteristik und über „Ens Dry/Wet‟ wird wie erwartet der Anteil des Ensemble-Chorus-Effekts am Sound der Strings reguliert. Es sollte noch erwähnt werden, dass die Lautstärkeregelung von Vocoder, Voice und Strings in der Balance-Sektion vor der Einspeisung in den Ensemble-Effekt stattfindet.

In der Human Voice-Sektion können die Lautstärken für ‚4er und ‚8er Chöre getrennt geregelt werden. Des weiteren gibt es noch Parameter für die Resonanz des Voice-Formant-Filters und mit Formant Shift wird die Mittenfrequenz des Formantfilters verschoben, was eine Vokalverschiebung der Chöre von „a‟ nach „o‟ bewirkt. Mit „Dry/Wet‟ wird wie bei den Strings der Anteil des Ensemble-Effekts am Klang der Chöre geregelt. Da die Anschlags-Polyphonie der Chöre genauso funktioniert wie bei den Streichern, gibt es auch hier einen Poly-Schalter.

Zwischen den Streichern und den Chören befindet sich noch ein Legacy-Schalter und ein Waveform-Parameter, der von beiden geteilt wird. Ist der Legacy-Modus ausgeschaltet, verklingen die Noten gemäß ihrer Abklingzeit. Ist er angeschaltet, brechen neu gespielten Noten die Release-Phase der alten Note ab, d.h. monophones Spielen hört sich auch monophon an.

Der Vocoder des XILS Lab V+

Der Waveform-Regler moduliert die Schwingungsform des Oszillators, der für die Klangerzeugung von Streichern und Chören zuständig ist. Da der Ensemble-Effektanteil für den Vocoder auch eine Mix-Funktion ist, befindet sich die Regulierung ebenfalls hier und nicht auf der Vocoder-Seite.

Die Vocoder-Seite des V+

Zuletzt gibt es in der Mixer/Arp Ansicht den Arpeggiator. Neben dem bekannten Aufwärts/Abwärts/Zuletzt-Modi gibt es noch ein paar Besonderheiten. Im oberen türkisfarbenen Display kann festgelegt werden, ob der Arp bei neu gespielten Noten diese sofort, bei der nächsten zu spielenden Note oder erst beim nächsten Durchgang aufnimmt. Im Feld darunter können bis zu 32 Zahlen zwischen 0 und 12 eingegeben werden. Bei aktiviertem Poly-Modus stehen die Zahlen für die Grundnoten von Akkorden und müssen per Space, Komma oder Semikolon getrennt werden. Der NBR-Oct-Schalter bestimmt den Oktavumfang des Arps und Broken Arp schaltet zwischen drei verschiedenen Abspiel Modi um. Im Broken-Modus werden eingespielt Akkorde in ihre Notenbestandteile aufgelöst und einzeln abgespielt. Dazu muss der Poly-Modus deaktiviert sein.

XILS Lab V+ – FX versus Instrument

V+ als Instrument

War es bisher komplex, beginnt der Tanz hier erst richtig. Gab es bei der Erweiterungen der Streicher und Chor-Parameter schon Verhaltensweisen, die nicht von vorne herein ersichtlich waren, so wird dies beim Vocoder noch getoppt. Wie eingangs erwähnt, gibt es wesentliche Unterschiede zwischen dem Plug-in als Effekt und in der Verwendung als Instrument.
Beim VP-330 war es z.B. möglich, den Vocoder zu nutzen, indem anstatt des externen Eingangssignals der interne Synthesizer als Trägersignal zum Einsatz kam. Dieses Verhalten ist nun der Instrumenten-Variante des Plug-ins vorbehalten. Dabei sind der Vocoder, die Streicher, ihre Ensembles sowie Reverb- und Space-Effekte fest miteinander verbunden und können nur gemeinsam genutzt werden. Das Klaviatursplitting ist hier abgeschaltet. Das gilt nicht für die Chöre. Diese können nach Belieben dazugeschaltet werden, Lower Male 8 und 4 sowie Upper Male 8 und Female 4 sind wie gewohnt der unteren bzw. oberen Tastaturhälfte zugeordnet. Ebenfalls automatisch aktiviert wird das polyphone Anschlagsverhalten für die Strings und Voices. Doch es gibt Wege, diese Kopplungen zu umgehen.
Soll der Vocoder aus der Klangerzeugung herausgenommen werden, geschieht das über den Regler „Voc. Level‟ in der Hauptbedienzeile. Möchte man nur die Human Voices als Klang nutzen, lässt sich auch die Lautstärke der Strings über die Balance-Sektion in der Hauptbedienzeile regeln. Oder man stellt den 3-fach Schalter im Pitch-Panel links unten auf dem GUI auf „Manual‟. Dann lassen sich Vocoder und Strings, leider auch Reverb und Space, gemeinsam abschalten.
Es besteht auch immer noch die Möglichkeit, ein externes Audiosignal in den Vocoder einzuschleifen. Hierfür muss der V+ auf einer Stereo- oder Mono-Audiospur instanziiert sein und der Side-Chain-Schalter auf „Synth: Side/Mic: Input“ stehen. Es können dabei auf der Spur abgelegte Audiodaten oder Live-Einspielung als Vocoderfutter dienen. Man sollte sich aber davor hüten, den Side-Chain-Schalter währenddessen umzuschalten, das Resultat wäre ein extrem garstiges Feedack!

V+ als Effekt

In der Effektvariante kann der Vocoder mit einem Trägersignal entweder über das „Mikrofon‟ oder den „externen Synthesizer‟ gespeist werden, wobei mit „Mic‟ immer der Side-Chain-Eingang gemeint ist und mit „Synth‟ immer die Audiospur, auf der V+ instanziiert ist.

vplus_side_input

In der Vocoder-Ansicht gibt dafür die Sektion „Side Chain Selection‟. Die Einstellung „Synth: Side/Mic: Input‟ nimmt das Trägersignal von der Side-Chain (Mic) und „Synth: Input/Mic: Side‟ nimmt den externen Synth-Eingang als Trägersignal für den Vocoder. Hier hätte man weniger idiosynkratische Bezeichnungen wählen sollen, anstatt von der Hardware zu borgen und damit die Symbolik ins Leere laufen zu lassen. Denn es gibt nicht nur kein „Mikrofon‟, es gibt auch keine Entsprechung für „Synth‟. Denn mit „Synth‟ ist nicht die interne Klangerzeugung von Streichern und Chören gemeint, sondern die Audiospur, auf der Xils Labs V+ instanziiert ist und die durch den Pitch-Tracking-Synthesizer geleitet wird. Die Einstellungen für diesen „Synth‟ finden sich im Bedienfeld Pitch-Tacking der Vocoder-Ansicht.

vplus_pitch_tracker

„Quality‟ bestimmt die Qualität des Filters ausschließlich im technischen Sinne, nämlich als tatsächlicher Güte bzw. Q-Faktor, wie man ihn von Equalizern her kennt.
„Zero‟ ermöglicht einen Offset von 12 Halbtönen nach oben und unten. Die folgenden Low- und Highpass-Filter bestimmen das Frequenzspektrum, in dem der Pitch-Tracker arbeitet, genauso wie der „Range‟-3-Wegeschalter, während „Snap‟ die synthetisierte Tonhöhe auf die MIDI-Notenwerte einrastet. Ach ja, damit das Tracking auch funktioniert, muss der 3-Wege-Schalter der Pitch-Sektion neben der Klaviatur auch auf „Pitch-Track‟ geschaltet sein. Das verbindet den Pitch-Tracker mit dem Oktaven-Teiler-Oszillator.

In der Analyse-Sektion des Vocoders wird die Ansprechgeschwindigkeit der Signalanalyse bestimmt. Je kürzer Attack- und Release-Phase, um so knackiger reagiert der Vocoder und wird bei längeren Reaktionszeiten entsprechend sphärischer. Hier ist auch die Freeze-Funktion des Originals zu finden, die den momentanen Zustand und Inhalt der Frequenzanalyse einfriert und zusammen mit dem Preset gespeichert werden kann. Der Water-Schalter simuliert Schall unter Wasser.

vplus_Cons_Freq

Im Feld „Filter‟ können zwei Parameter des „Filter Direct‟-Reglers (aus der unteren Bedienzeile) eingestellt werden. „Consonant Frequency‟ regelt den Cutoff des Hochpassfilters am Mic-Eingang (Side Chain) und Quality regelt auf vorgegebene Weise die Gewichtung der Frequenzbänder des Vocoders und damit dessen Klangfarbe.
So, wenn Sie bis jetzt dran geblieben sind, haben Sie es geschafft, die verzweigten Funktionen des V+ zu verstehen oder zumindest davon gelesen zu haben. Der Rest ist Kindergarten.

Die Effektabteilung des XILS Lab V+

In der FX-Ansicht stehen noch drei Master-Effekte bereit, die sich, wie von Xils gewohnt, nicht vor anderen Effekten verstecken müssen. Der Phaser kann einen wegbeamen, das Reverb ist minimal, aber sehr stimmig und musikalisch. Aber das Space-Echo ist das Highlight. Bei ihm kann nicht nur der Abstand zwischen den virtuellen Lautsprechern, sondern auch deren Ausrichtung von +/- 90° eingestellt werden. Zusätzlich können auch die Positionen von Vocoder, Chor, Streicher und Ensemble-Effekt frei im virtuellen Raum verteilt werden, wobei die Lautstärken der drei Synthesizer nochmals separat geregelt werden können Das Ganze wird aber noch getoppt, indem alle diese Parameter, selbst der Abstand Lautsprecher, per DAW-Automation animiert werden können. Die MIDI-Implementation war zur Zeit des Test noch nicht vollständig, wird aber noch kommen. Der ganze V+ ist ja schon über die DAW-Automation steuerbar und wird es später dann auch per MIDI sein.

Die Modulations-Page

Aber damit sind noch nicht alle Katzen aus dem Sack. In der Mod-Ansicht steht noch ein Master-LFO mit diversen Schwingungsformen und einer Hüllkurve zur Verfügung, der wohl vom Roland SVC-350 inspiriert ist. Dieser kann auch über die nebenstehende sechsfache Modualtionsmatrix mit etlichen Quellen und Zielen verbunden werden, also auch mit sich selbst. Die Auswahl an Quellen und Zielen ist nicht all zu überbordend, dafür aber praxisorientiert.

v_plus_fx_ModMatrix_Mono_Quelle

Matrix Mono-Quelle

v_plus_fx_ModMatrix_Poly_Quelle

Matrix Poly-Quelle

v_plus_fx_ModMatrix_Mono_Ziel

Matrix Mono-Ziel

v_plus_fx_ModMatrix_Poly_Ziel

Matrix Poly-Ziel

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Fazit

Trotzt seiner streckenweise sehr idiosynkratischen Beschriftung der Bedienelemente und deren Anordnung, die bei der Hardware sinnvoll sind, bei einem Plug-in aber nicht – eine nervige Krankheit von der sich Vintage-Emulationen wohl nie befreien werden, ebenso wenig wie vom Skeuomorphismus – ist das Gesamtkonzept auf seine verquere Weise wieder stimmig. In der Praxis lässt sich der V+ wesentlich übersichtlicher handhaben als es hier den den Eindruck macht. Sicher, die Einfachheit der Hardware ist dahin, damit muss man klar kommen. Im Gegenzug offeriert der V+ aber sehr viele neue Klangmöglichkeiten, die weit über die Möglichkeiten der Hardware hinausgehen.
Xavier Oudin meinte dazu: „Die Neuerung sind direkt den Schaltplänen und Eigenheiten des Hardware-Designs entnommen. Wir untersuchten jede Komponente auf ihre spezifischen Eigenschaften. Hier lieferte dann ein Kondensator die Frequenz für einen Formanten oder eine Resonanz, dort ermöglichte ein Widerstand das Einstellen des Wet/Dry-Effektanteils am Signal. Es gab viele Rücksprachen mit den Beta-Testern und einiges davon wird in zukünftigen Versionen auch noch umgesetzt werden. Es war mir jedoch immer das Wichtigste, den ursprünglichen Charakter der Hardware zu erhalten.‟
Das ist Xils Labs denn auch, wie zu erwarten gewesen, exzellent gelungen. Der V+ klingt fantastisch! Vocoder, Strings und Human Voices klingen absolut warm, analog und vintage. Hören Sie sich im Vergleich dazu die Klangbeispiele aus dem BlueBox-Bericht an.
Der VP-330 ist heute ein Liebhaberstück für Musiker, die den Klang und die Haptik des Gerätes zu schätzen wissen, so meinte Marko Ettlich und weiter: „Für jemanden, der nur ein bisschen „rumvocodern“ will und Kraftwerks „Mensch Maschine“ oder Alan Parsons „The Raven“ nachspielen möchte, gibt es heute weitaus günstigere Möglichkeiten zum Thema Vocoder (vor allem im Software Bereich)‟. Nun, zumindest das Preisproblem hat sich mit dem V+ wohl erledigt und dürfte damit zu den günstigsten Möglichkeiten gehören, um an einen authentischen, wunderschönen VP-330 Charakterklang zu kommen. Allein dafür verdient der V+ volle drei Sterne.

Plus

  • Klang
  • erweiterte Möglichkeiten wie MIDI, FX, Mod-Matrix
  • Preis

Minus

  • unübersichtliches MIDI-Mapping

Preis

  • 149,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Schöner Bericht zu einem außergewöhnlichen Instrument.
    Nur idiosynkratischen Beschriftung und Skeuomorphismus verwirren ein wenig. Bleibt bitte beim verständlichen Deutsch:-)

    • Profilbild
      TobyB RED

      Hallo Markus und FisherZ,

      ab und an will auch der Akademiker zu seinem Recht kommen(sic!), ein Wort sagt manchmal einen ganzen Satz, Hut ab!

      Gudde

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Schöner Bericht Markus! Sehr ausführlich, prima. Und auch wenn die Unterschiede schon noch hörbar sind, so handelt es sich hier mit Sicherheit um die beste Emulation dieses außergewöhnlichen Instruments bis jetzt.

  3. Profilbild
    actionjaxon

    Endlich!
    Besitze leider nicht das Original und kann darum keine Vergleiche ziehen. Das Analoge Instrument klingt sicher noch anders, aber man hört doch sehr deutlich den Charme vom Vocoder Plus. Mir ist keine andere, noch erhältliche Emulation bekannt?!

    Danke für den Bericht. Übrigens ist die Demo unbegrenzt nutzbar, lediglich das Speichern ist deaktiviert. Klasse. Da ich ein Dongle-Hasser bin, werde ich wohl dabei bleiben…

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