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Test: Universal Audio Classic FX Bundle, Effekt Plug-ins

Wiederbelebte Effekt-Klassiker

28. November 2016

Das Universal Audio Classic FX Bundle, getestet im Amazona Musiker-Magazin. Chorus und Delay gehören neben dem Reverb wohl zu den meistverwendeten Effekten im Studio sowie auch Live. Universal Audio ist sich dem wohl bewusst, denn mit der UAD-Software Version 8.7 ist das Classic FX Bundle hinzugekommen. Das Bundle besteht aus drei sorgfältig emulierten Effekt-Klassikern der 1970er Jahre und bringt den analogen Charme und einen Schuss Psychedelisches in unsere DAW der Wahl. Die Hardware-Vorbilder zählen allesamt zur Roland-Familie und haben den Klang ganzer Dekaden mit geprägt. Doch vor allem die 70er und 80er Jahre des letzten Jahrhunderts wären ohne diese drei Klassiker wohl etwas weniger farbenfroh gewesen. Mit dem Galaxy Tape Echo, dem Brigade Chorus und dem Studio D Chorus bringt Universal Audio drei Vintage-Klassiker von Roland ins heimische Studio.

 

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Classic FX Bundle

Classic FX Bundle

Wer schon länger UAD Plug-ins benutzt, der wird die drei hier getesteten Plug-ins schon unter anderem Namen kennen, nämlich unter dem Original Roland Markennamen. Der Lizenzvertrag zwischen Roland und Universal Audio scheint aber ausgelaufen zu sein. Wer nun Angst hatte, dass die beliebten Emulationen der Roland Geräte nicht mehr erhältlich sein würden, hat Glück, denn es gibt sie wieder unter anderem Namen. Aus Roland Dimension D wird Studio D Chorus, aus Boss CE-1 wird der Brigade Chorus und das Roland RE-201 Space Echo wird zum Galaxy Tape Echo. Die Marke Boss ist nebenbei bemerkt seit jeher eine Untermarke von Roland. Alle Plug-ins können einzeln oder zusammen im Classic FX Bundle erworben werden.

Studio D Chorus

Der erste von zwei Chorus-Effekten aus dem Classic FX Bundle ist der Studio D-Chorus. Wie bereits erwähnt stand der Roland Dimension D Pate für diese Emulation. Er ist einer der wenigen reinen Chorus-Effekte, die fürs Studio entwickelt wurden. Der Dimension D ist ebenso wie der Boss CE-1 ein analoges Effektgerät, das auf sogenannten Eimerketten-Speichern basiert. Im Englischen wird das Ganze als bucket brigade memory bezeichnet, daher auch der Name Brigade Chorus bei der CE-1 Emulation. Dabei wird eine anliegende Spannung in einem Kondensator zwischengespeichert, um nach einer vorgegebenen Zeit an den nächsten weitergeleitet zu werden usw. Die analoge Speicherung verursacht eine kurze Verzögerung des Signals. Je länger die Eimerkette also ist, desto länger ist die Verzögerung. Wir haben es hier also mit einem einfachen Delay-Effekt zu tun. Der Chorus-Effekt basiert ja ebenso wie Flanger und Phaser auf einem modulierbarem Delay, nur mit jeweils unterschiedlichen Delay-Zeiten.

Die Trennung dieser drei Effekt-Arten ist so gesehen also unnötig. Charakteristisch für eine Eimerketten-Schaltung ist der zunehmende Höhenverlust mit längerer Delay-Zeit und ein höheres Rauschen durch die Reihenschaltung. Deshalb kamen die Eimerkettenschaltungen mit Aufkommen der Digitaltechnik auch immer mehr aus der Mode, wobei es mittlerweile wieder viele Gitarreneffekte dieser Bauart gibt. Denn es gibt auch klangliche Vorzüge, eine gewisse Wärme und Lebendigkeit nämlich.

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Classic FX Bundle - Studio D Chorus

Einfach in der Handhabung – Studio D Chorus

Kommen wir zurück zum Studio D Chorus und dem zugrundeliegenden Dimension D. Es gibt wohl nur wenige Studio-Effekte, die so einfach zu bedienen sind. Der Effekt lässt sich wahlweise in Mono oder Stereo betreiben und in vier Stufen in der Intensität variieren. Genau genommen sind es sogar mehr, denn es lassen sich mit gehaltener Shift-Taste auch mehrere Einstellungen gleichzeitig kombinieren, genauso wie bei der Hardware.

Der Klang des Studio D Chorus ist eher subtil, aber sehr wirkungsvoll. Er gehört zu meinen Lieblings-Chorus-Effekten, weil er so simpel zu bedienen ist und dabei einfach passend klingt. In erster Linie benutzt man Chorus, um Signale breiter zu machen, größer und fetter. Doch das ist nur ein Anwendungsgebiet. Der Chorus-Effekt kann nämlich Signale im Stereobild auch nach hinten verlagern. Chorus wird auch als Ensemble-Effekt bezeichnet, denn er simuliert genau genommen den Effekt, wenn mehrere Instrumentalisten gleichzeitig die gleiche Melodie spielen.

Das Timing variiert leicht ebenso wie die Tonhöhe. Die Anschlaggeräusche verschmieren etwas und die Höhen werden subtil gedämpft. Das alles führt dazu, dass das Signal weiter in den Hintergrund rückt. Viele Instrumente klingen dadurch einfach angenehmer, unaufdringlicher und auch leichte Intonationsprobleme können damit kaschiert werden. Gitarren-Soli, Synthi-Leads und Background-Gesänge harmonieren hervorragend mit einer Prise Chorus. Das alles macht der Studio D Chorus sehr harmonisch und auffallend unauffällig, denn es wirkt nie plakativ und aufgesetzt, sondern eher natürlich und zurückhaltend. Lange an Reglern drehen muss man dafür zum Glück nicht. Ausufernde Modulationen und sogenanntes Eiern sind aber nicht sein Ding und dafür ist der Effekt auch nicht gemacht worden.

 

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    costello RED

    Ich schätze mal, dass die gleiche Software auch im Boss Chorus Ensemble CE-20 werkelt, das ja CE-1 und Dimension D emulieren soll. Das CE-20 ist sehr gut; aber als ich dann ein halbwegs gut erhaltenes CE-1 kaufen konnte, habe ich den Unterschied bemerkt. Ob es wärmer klingt (ist ja bei analog fast ein Klischee); auf alle Fälle verbindet sich der Effekt einfach perfekt mit dem Instrumentenklang. Mein Space-Echo allerdings gewinnt gegen mein Timeline derzeit keinen Blumentopf, weil das Tape dringend gewechselt werden muss. Ein Dimension D wäre schon was – taucht aber so gut wie nie auf dem Gebrauchtmarkt auf.

    • Profilbild
      r.biernat RED

      @costello Ja, so ein echten Hardware Dimension D würde ich auch gerne mal hören, vor allem im Vergleich. Klassische analoge Chorus-Bodentreter kann man ja seit geraumer Zeit wieder käuflich erwerben, aber das Dimension D wird wohl einmalig bleiben. Mit der analogen Wärme ist es tatsächlich so eine Geschichte. Vielleicht liegts ja daran, dass man auf den großen analogen Konsolen im Betrieb auch mal ein Ei braten kann. Ansonsten ist das mit der „Wärme“ eher Marketing.

      • Profilbild
        utopia3000

        @r.biernat Analoge Wärme ist kein Marketing sondern ein physikalischer Vorgang. Wenn es zu einer Sättigung kommt wird das Signal mehr oder weniger stark komprimiert und es kommt im Gegensatz zu digitalen Schaltungen zu sanfteren Verzerrungen/Obertönen. Wie sich das beim Space Echo auswirkt kann ich nicht sagen, da ich nie eins besessen habe..

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          r.biernat RED

          @utopia3000 Wenn du analoge Sättigung und demnach nichtlineare Verzerrung meinst, dann mag das vielleicht ein physikalischer Vorgang in der analogen Welt sein. Mit Wärme hat das in der Realität aber nur wenig zu tun. Denn genau wie bei Röhren werden durch die Band-Sättigung Obertöne hinzugefügt. Obertöne machen den Klang aber u.a. heller und in Grenzen frischer und durchsetzungsfähiger. Mit Wärme hat das wenig zu tun. Der Begriff der Wärme ist meinesachtens Marketing und umschreibt den ganzen physikalischen Vorgang nur unzutreffend. Mehr wollte ich damit nicht sagen.

  2. Profilbild
    jaxson

    Die Plugins sind schon Uralt und haben einfach ein Facelift bekommen, weil der Roland Lizenzvertrag ausgelaufen ist…

    • Profilbild
      r.biernat RED

      @jaxson Immerhin sind sie dadurch noch erhältlich. Nicht wenige hatten befürchtet, dass mit Auslaufen des Vertrages auch die Plugins Geschichte sind.

  3. Profilbild
    vssmnn AHU

    Ich bin ja gespannt, wann man endlich die ersten grottigen VST Plugins als Emulation käuflich erwerben kann, quasi wie bei Nintendo.
    Oder gibt es das bereits?

  4. Profilbild
    AQ AHU

    Na ja, es mag Produktionen geben bei denen man die alten Sounds imitieren will (oder muss) aber sonst wüsste ich nicht was man mit den Uraltdingern noch anfangen sollte. Mein altes Roland Roland Space Echo war in den 80ern wirklich top, aber wenn Du dann alle Wochen die braunen Tonköpfe vom Bandabrieb befreien musstest hattest Du dann irgendwann mal genug davon. Vom begrenzen Frequenzgang ganz abgesehen. Das Teil muss ich auch emuliert nicht mehr haben … ich hatte das, es war mal gut so, und jetzt ist es halt auch vorbei. Jetzt gibt es soooo viele gute neue Plug-ins.

  5. Profilbild
    Tyrell RED

    Ich bin seit Ewigkeiten auf der Suche nach einer guten Emultion des Roland Space Echos. Bin sogar schon am überlegen mir dafür UA anzulegen oder als Alternative das neue Roland Pedal RE-20 zu kaufen (quasi die va-Version des Originals)

    • Profilbild
      AQ AHU

      @Tyrell Ich benutze inzwischen das UHBIK-D. Gefällt mir tausendmal besser als mein altes Original. So nach dem Motto:
      „Da gibt’s doch was von Ratiofarm“
      – äh nein Tschuldigung „von u-He“ ;-)
      Ist halt ein Plug-in, aber so sind halt die Ansprüche verschieden.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @Tyrell Dub Machines von Surreal Machines demnächst auch als VST…

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