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Trace Elliot Transit-A vs BOSS AD-10, Akustikgitarren-Preamps

Wer macht das Rennen?

9. Januar 2018

Trace Elliot Transit-A Titel

Akustikgitarre ist in! Nicht nur, um seiner/seinem Liebsten im typischen „Bett im Kornfeld“ Style eine herzergreifende Ballade zu kredenzen, sondern vielmehr, um sich von der klassischen Bandstruktur mit Krachmachern wie Schlagzeug oder E-Gitarre zu emanzipieren. Unzählige, teilweise artistische Darbietungen mit der Kombination von Saiten- und Percussionklängen auf demselben Instrument oder handwerkliche Giganten wie Tommy Emmanuel haben das zu weil in der Popmusik als „Sänger-Schrammel-Backing“ missverstandene Instrument zu einem Autarkiemonster erster Güte aufsteigen lassen.

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Sich dessen bewusst, buhlen viele Hersteller um die Gunst des Kunden, wenn es um eine adäquate Signalverarbeitung der nahezu immer mit einem oder mehreren Tonabnehmern ausgestatteten Instrumente geht. Wir haben den bisher primär aus dem Verstärkersektor bekannten Hersteller Trace Elliot mit seinem Trace Elliot Transit-A gegen den Weltmarktführer in Sachen Tretminen mit seinem Akustikpedal BOSS AD-10 antreten lassen. Beide Produkte sind Vertreter der in der Akustikszene sehr beliebten Multieffektgeräte.

Ein Vorwort

Den meisten Lesern dürfte es bekannt sein, aber für den interessierten Nachwuchs ein paar kleine Infos zu Anfang. Im Gegensatz zu dem E-Gitarren Sektor, in dem alles, was mit mehr oder weniger Verzerrung zu tun hat, DEN Dreh- und Angelpunkt schlechthin bedeutet, versucht man im Akustikgitarrenbereich einem Gesangsmikrofon gleich jegliche Verzerrung zu vermeiden. Daher wird man auch auf keinem Akustik-Multieffektpedal einen Overdrive oder Ähnliches finden, wo hingegen ein Notchfilter deutlich häufiger anzutreffen ist, das man wiederum im E-Gitarrensektor vergeblich sucht.

Trace Elliot Transit-A Top

— Trace Elliot Transit-A —

Zudem haben es Akustikgitarrenbesitzer mit bis zu drei grundsätzlich verschiedenen Tonabnehmersystemen in Form von Piezo-Pickup, elektromagnetischem Pickup und Mikrofon zu tun, welche allesamt verschiedene Vorteile, Nachteile und Ausgangspegel besitzen, welche gemischt und verwaltet werden wollen. Von daher muss sich ein Akustikgitarrenprozessor völlig anderen Herausforderungen als ein E-Gitarrenprozessor stellen und kann durchaus als Spezialist bezeichnet werden. Die Ladenpreise von 349,- Euro (Boss), respektive 399,- Euro (Trace Elliot) zeigen zudem, dass es sich nicht um Einsteigerware, sondern um ambitionierte bis professionelle Signalverwaltung handelt, an welche man als Kunde auch eine entsprechende Erwartungshaltung knüpfen darf.

BOSS AD-10 Front

— Boss AD-10 —

Trace Elliot Transit-A

Welcher Amp leuchtet grün? Eine für Gitarristen nicht ganz so leicht zu beantwortende Frage, während ein Bassist über so eine schlappe Frage nur müde lächeln kann. Wohl kein anderer Hersteller hat alle Schattierungen von Gras- bis „ichwerde-blind“ Neongrün für seine Produktlinie  vereinnahmt. Von daher verwundert es auch nicht, dass der Schriftzug und mehrere Regler des in China gefertigten Trace Elliot Transit-A in einem entsprechenden Grün aufgedruckt bzw. leuchtend unterlegt sind. Elf Drehregler, drei Druckschalter und fünf Fußschalter verwalten einen einkanaligen Preamp, der neben einem dreikanaligen EQ zusätzlich über die Effekte Chorus, Delay und Reverb verfügt. Über eine Tap-Funktion kann die Geschwindigkeit des Delays angepasst werden und mittels eines Boosters kann für Solopassagen kurzfristig die Ausgangslautstärke erhöht werden.

Trace Elliot Transit-A Aufsicht

–Trace Elliot Transit-A Aufsicht —

Sehr geschmack- und sinnvoll ist die Tuner-Funktion, bei der die elf leuchtenden Ringe zu einem geradezu riesigen Tuner mutieren, der auch auf schlecht ausgeleuchteten Bühnen gut zu sehen ist. Ein schaltbarer 10 dB Boost hilft schwachen Piezo-Pickups ohne Preamp auf die Beine, ein Pre-Shape Druckschalter setzt eine Scoop-Frequenzkurve, während ein Phasenschalter aufkeimende Feedbackfrequenzen bekämpfen soll.

BOSS AD-10 top

— Boss AD-10 Aufsicht —

Rückseitig verfügt der Trace Elliot Transit-A über eine reichhaltige Armada von Anschlüssen, als da wären neben dem Klinkeneingang ein Dry Out zwecks Durchschleifen des Signals, ein unsymmetrischer Links/Rechts-Ausgang in Klinkenform, zwei symmetrische Links/Rechts-XLR-Ausgänge, ein Miniklinken-Kopfhöreranschluss, ein Miniklinken-AUX-In, ein schaltbarer Ground Lift und die Anschlussbuchse für das mitgelieferte 9 V, 1 A Multispannungsnetzteil. Das Gehäuse ist sehr massiv, tadellos verarbeitet und sitzt auf 4 ordentlichen Gummifüßen.

Trace Elliot Transit-A Rückseite

Trace Elliot Transit-A Rückseite

BOSS AD-10

Bis auf den Dry-Out verfügt der in Taiwan gefertigte BOSS AD-10 ebenfalls über alle Features des Trace Elliot Transit-A, bietet aber neben der Tatsache, dass die Effekte Delay, Reverb und Chorus in mehreren Variationen schaltbar sind, in Sachen Ausstattung noch eine ganze Menge mehr. Da wäre zum einen der EQ, der über vier Frequenzen verfügt, schaltbar ist und zudem einen Lowcut und eine umschaltbare Mittenfrequenz bietet. Des Weiteren kann man zwei Gitarren anschließen, welche unabhängig voneinander im Eingangspegel geregelt werden können. Zudem verfügt der BOSS AD-10 über einen FX-Loop, einen USB-Anschluss für den PC/Mac und eine Fußschalterbuchse, mit der man eins der Highlights des Produktes auch per Fuß steuern kann.

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BOSS AD-10 back

— Boss AD-10 Stirnseite —

Bei besagtem Highlight handelt es sich um ein zweibandige Feedbackkontrolle, die während des Spielens auf der Bühne das Klanggeschehen analysiert und durch Absenkung des Pegels aktiv dagegen steuert. Dies bedeutet, dass sollte es während einer Show es zu den berüchtigten Dröhnfrequenzen aufgrund der Bühnenlautstärke kommen, man während des Spielens den Feedbackkiller per Fußschalter aktivieren kann. Ein mehr als praxisgerechtes Feature.

Trace Elliot Transit-A Anschlüsse

— Trace Elliot Transit-A Anschlüsse —

Des Weiteren verfügt der BOSS AD-10 über den wichtigsten Effekt einer Akustikgitarre, den Kompressor und einem Acoustic Resonanz Regler, der den zumeist etwas dünner klingenden Piezo-Pickups mehr Volumen verleihen soll. Und es geht weiter mit einem internen Speicher, der zehn verschiedene Sounds abspeichern kann und einem Looper mit 80 Sekunden Aufnahmezeit.

Boss AD-10 Anschlüsse

— BOSS AD-10 Anschlüsse —

Seinen Strom bezieht der BOSS AD-10 aus dem mitgelieferten 9 V, 500 mA Netzteil oder aus 6 Stück AA-Batterien, welche über eine Klappe am Boden des Gehäuses eingelegt werden. Das massive Gehäuse sitzt ebenfalls auf vier kräftigen Gummifüßen, vielmehr Platten und hat einen guten Stand. Lediglich die Ränder des Blechs sind nicht entgratet und ein wenig scharfkantig.

Auf den ersten Blick fragt man sich natürlich, ob dies ein echter Wettstreit ist, zumal der AD-10 neben der deutlich besseren Ausstattung auch noch 50 Euro günstiger im Anschaffungspreis ist, als der Trace Elliot Transit-A. Das entscheidende Anschaffungskriterium  muss jedoch der Klang sein, über den der Praxistest Aufschluss geben wird.

Sound & Praxis 

Schließt man die beiden Pedale an, so sind die meisten Funktionen mehr oder minder selbsterklärend, sofern man über die Grundkenntnisse in Sachen FX-Verwaltung verfügt. Erleichternd kommt hinzu, dass es sich bei den Effekten durchgehend um Presets handelt, welche man lediglich in ihrer Intensität und bei dem BOSS AD-10 zudem in verschiedenen Voreinstellungen regeln kann. Wer hier hofft, auch auf die einzelnen Parameter zugreifen zu können, hofft vergebens. Des einen Freud, des anderen Leid. Zwar ermöglichen feste Presets schnelle Ergebnisse und das komplette Verwursten eines Sounds ist nahezu unmöglich, allerdings wären z. B. bei so komplexen Effekten wie einem Kompressor zumindest die Standards Attack, Ratio und Release wünschenswert.

Alles in allem findet man seinen gewünschten Sound bei dem Trace Elliot Transit-A recht schnell, bei dem BOSS AD-10 muss man deutlich länger schrauben. Während bei dem Trace Elliot Transit-A der EQ immer eingeschaltet ist und sich lediglich in die Neutraleinstellung bringen lässt, kann man bei dem AD-10 alle Parameter komplett deaktivieren. Allerdings kann ich nur davon abraten, da das Produkt in diesem Fall, wohlwollend gesagt, sehr bescheiden klingt. Allgemein vermittelt der AD-10 den Eindruck, über nur wenig Headroom innerhalb seiner Aufholverstärker zu verfügen, was mit einem harschen und dünnen Grundsound einhergeht. Hier punktet der Trace Elliot Transit-Amit einem wärmeren Grundsound. Auch wirken Schalter und Regler bei diesem Produkt wertiger und haben weniger Spiel in ihrem Arbeitsweg.

Beschäftigt man sich jedoch länger mit dem BOSS AD-10, kann das Produkt seine Stärken insbesondere in seiner Flexibilität ausspielen. Die größere Anzahl von Parametern ermöglicht ein stärkeres Verbiegen des Ausgangssignals, was im Endeffekt ebenfalls ein gutes Ergebnis liefert. Die Poleposition jedoch holt sich der AD-10 über seinen Feedback Eliminator, der wirklich herausragende Ergebnisse liefert und allein für sich genommen schon ein Effektgerät wert wäre. Wer einmal erlebt hat, wie 50% der handwerklichen Leistung auf der Bühne dafür geopfert wird, die Saiten aufgrund der Bühnenlautstärke am Aufschwingen zu hindern und man vor lauter Drehen und Wenden des Körpers kaum noch an das Gesangsmikrofon kommt, wird dieses Tool lieben.

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Fazit

Im Shootout Trace Elliot Transit-A vs Boss AD-10 heißt der Gewinner BOSS AD-10, da er mit einem praxisgerechten Tool die Live-Darbietung um ein Vielfaches erleichtert und in Sachen Flexibilität vorne liegt. Der Trace Elliot Transit-A muss sich trotz der besseren Haptik und dem besseren Grundklang geschlagen geben, was jedoch nicht über die Tatsache hinweg täuscht, dass das Produkt einen sehr guten Eindruck hinterlässt. Preislich finde ich den Ladenpreis des BOSS AD-10 angemessen, den Ladenpreis des TE halte ich aufgrund der chinesischen Fertigung für etwas zu sportlich.

Plus

  • Trace Elliot Transit-A:
  • Klang
  • Verarbeitung
  • Optik
  • Boss AD-10:
  • Flexibilität
  • Ausstattung
  • revolutionäre Feedbackunterdrückung

Preis

  • Ladenpreis Trace Elliot Transit-A: 399,- Euro
  • Ladenpreis Boss AD-10: 349,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    SongJoy

    Ich hatte das AD-10 und schickte es sofort zurück, wegen des von dir zu Recht bemängelten Grundsounds. Ich war/bin nicht bereit, ein Gerät durch viele Feineinstellungen dazu zu bringen, halbwegs natürlich zu klingen. Der muss sofort natürlich und gut sein. Das AD-10 machte aus meiner wohlklingenden Martin D-35 mit sehr gutem Pickupsystem (AER Piezo + internem Mikrofon) sofort eine Schrottgitarre mit billigstem Magnettonabnehmer. Schroff, metallern, undifferenziert von Saite zu Saite, etc. Der Grundsound war ohne Kompressor schlecht, und mit wurde er noch schlechter. Für mich völlig verblüffend, wie Boss so was auf den Markt bringen kann. Die Features und Möglichkeiten sind super, aber – wie du richtig geschrieben hast – auf den Sound kommt es an! Mein Zoom A3 klingt um viele Klassen besser. Sogar das alte Zoom A2 auch. Das Trace Elliot schaue ich mir nun genauer an. Danke für den Bericht! :-) Aber wer Wert auf guten Sound legt, sollte m.E. das Boss links liegen lassen.

  2. Profilbild
    SongJoy

    Übrigens hatte ich vor Wochen mit Trace Elliot in den USA gesprochen und erfahren, dass das Transit-A auch eine leichte Komprimierung vornimmt, und zwar in Abhängigkeit des Gain-Reglers (sprich ohne benutzerseitige Eingriffsmöglichkeiten). Dies kam nur beiläufig zu Tage, als ich vom AD-10 und dem eingebauten Kompressor sprach. Danach hat man meinen Vorschlag beherzigt, und dieses „Feature“ mit aufgenommen auf der entspr. Produktseite bei Trace Elliot. Natürlich ist das keine amtliche Kompressor-Lösung, aber vielleicht interessant für andere Leser zu wissen.

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