Rabea Massaad Signature
Unser heutiges Testobjekt ist das Signature-Modell von Rabea Massaad. Dieser ist seines Zeichens Gitarrist der Band Dorje, einer englischen Progressiv-Metalband. Sie wurde im Jahr 2012 von Rob Chapman, Rabea Massaad, Dave Hollingworth und Ben Minal gegründet und nannte sich anfangs The Rob Chapman Band. Bald änderte die Band jedoch ihren Namen in Dorje.
Die in Korea gefertigte ML3 Bea Rabea Massaad Smoke ist eine modern ausgestattete Kopie der berühmten Fender Telecaster mit interessanten Features in puncto Sound und Design. Abgesehen von unserem Testkandidaten gibt es die Chapman ML3 mit ähnlicher, aber etwas bescheidenerer Ausstattung auch deutlich günstiger zu erstehen. Welche Alleinstellungsmerkmale jedoch unser Signature-Modell, die ML3 Bea Rabea Massaad Smoke bereitstellt, erfahrt ihr in diesem Test.
Facts & Features
Die ML3 Bea Rabea Massaad Smoke erinnert formmäßig stark an eine Fender Telecaster, besitzt jedoch ein typisches Stratocaster-Vibratosystem mit Zweipunktaufhängung der Firma Wilkinson. Unser Testobjekt wurde in Fernost, präziser gesagt in Korea gefertigt. Verarbeitungsmäßig gibt es hier rein gar nichts zu beanstanden, die Verarbeitung dieses Instruments ist auch bei kritischer Prüfung hervorragend. Die Fräsungen sitzen sehr sauber, die Lackierung, sowohl am Korpus als auch am Hals wurde qualitativ hochwertig ausgeführt. Auch die Fräsungen für die versenkt angebrachte Tremoloabdeckung, die Tonabnehmer sowie die Elektronikfachabdeckung wurden exakt gefräst.
Der Korpus wurde aus Erle gefertigt. Anschließend erhielt er eine 4 mm starke Riegelahorndecke. Diese wurde wiederum gebeizt und matt klar lackiert. Die Korpusrückseite wurde mattschwarz gehalten und erinnert an momentan modische Lackierungen bei Autos. Das soll wohl den „Metalstyle“ unterstreichen. Nicht gerade mein Fall, aber es gibt Fans und Freunde dieser Variante.
Das gute Stück bringt 3,8 kg auf die Waage, was für eine Tele aus Erle relativ viel ist. Auch die etwas dezenter gehaltene „Bierbauchfräsung“, anders ausgedrückt, die kleine Abrundung am Korpus (Armauflage) und die kleine Aussparung am Cutaway haben nur marginal zur Gewichtsreduzierung beitragen können. Die Ahorndecke ist vermutlich der Übeltäter, dafür verleiht jene der Gitarre aber auch mehr Ton und ein exklusives Äußeres.
Die matte Lackierung ist nicht jedermanns Sache. Ich persönlich finde, dass dem Body, insbesondere der schönen Ahorndecke, eine Hochglanzlackierung gut getan hätte. Aber ich würde mir auch niemals mein Auto mattschwarz lackieren.
Der Hals
Die Kopfplatte orientiert sich optisch, an der einer Fender Telecaster, wurde aber nicht zuletzt aus Gründen des Kopierrechts leicht verändert. Die obere Kante der Kopfplatte wurde nicht so stark verrundet wie beim „Vorbild“. Der Hals der ML3 ist spiegelverkehrt, also eine Variante, die sonst nur bei Gitarren für Linkshänder zu finden ist.
Interessant ist, dass der Hals griffbrettseitig keine Einlagen (Dots, Trapez, Rechteck) besitzt. Eine Ausnahme bildet ein Unendlichkeitszeichen am 12. Bund. Auch das verleiht der Gitarre eine interessante Optik. Lediglich an der Griffbrettoberseite finden wir, die zur Orientierung notwendigen kleinen eingelegten Punkte. Diese fluoreszieren grünlich und sind auch bei wenig Licht auf der Bühne schön zu sehen.
Das Griffbrett wurde aus Ebenholz gefertigt und hat 22 Bünde. Der Griffbrettradius von 350 mm (entspricht 14 Zoll) ermöglicht ein flinkes Spiel, bei dem das Saitenziehen leicht vonstattengeht. Die Bünde sind mit einer Breite von 2,7 mm und Höhe 1,45 mm schön fett. Diese wurden außergewöhnlich gut abgerichtet und poliert. Die Bundenden wurden verrundet, ähnlich wie dies bei einigen gehobenen Modellen der Firma Ibanez der Fall ist.
Vermutlich aus Gründen der Sicherheit hat man die, bei z.B. Gibson Gitarren übliche „Sollbruchstelle“ am Hals verstärkt, um die abgewinkelte Kopfplatte vor Bruch zu schützen. Das ist eine wirklich sinnvolle Maßnahme, somit würde der Gitarre bei einem Sturz wahrscheinlich kein nennenswerter Schaden entstehen.
Elektrik
Die ML3 Bea Rabea Massaad Smoke besitzt je einen Volume- und Tonregler. Letzterer ist etwas abseits („im Off“) angebracht und somit nicht leicht zu erreichen. Gewöhnungsbedürftig, aber für viele Gitarristen auch nicht wichtig, da sie den Tonregler niemals berühren. Jeff Beck würde sich darüber vermutlich beschweren.
Ein Super-Switch mit fünf Stellungen schaltet die verschiedenen Tonabnehmerkombinationen und ermöglicht interessante Verschaltungen:
Die Pickups der ML3 Bea Rabea Massaad Smoke
Die beiden Tonabnehmer, Henchman Mini Rail Humbucker (Hals, Output 8,5 kOhm) und Chapman Henchman Humbucker (Steg, Output 18 kOhm) kommen aus hauseigener Schmiede und sind splitbar. Beide Tonabnehmer wurden ohne Rahmen direkt im Body eingelassen. Die Optik des Steg-Humbuckers erinnert an die Gretsch FilterTron Pickups. Der Halspickup verfügt über parallel angeordnete Spulen.
Hardware
Auch hardwareseitig wurde hier geschmackvoll agiert. Auf der Kopfplatte der ML3 Bea Rabea Massaad wurden offene Hipshot Grip-Lock Mechaniken verbaut. Als Gurtsicherung kommen zwei Strap Locks aus eigener Herstellung zum Einsatz. Die ovale Buchsenplatte für den Klinkenstecker ist aus verchromtem Metall.
Das Vibratosystem der ML3 Bea Rabea Massaad Smoke
Das 2-Punkt-Vibratosystem mit Bolzen ist normalerweise oft auf Stratocaster-Modellen anzutreffenden. Es handelt sich um das Wilkinson WVPC Knife Edge Tremolo System und wurde mit einem Messingblock ausgestattet. Die einzelnen Saitenreiter sind in der Höhe individuell verstellbar. Der Vibratohebel wird gesteckt und hängt sehr locker herunter. Dies kann schnell durch Anziehen der kleinen Madenschraube am Vibratosystem korrigiert werden.
In der Werkseinstellung liegt die Brücke auf der Decke auf. Dies ermöglicht einerseits eine Saitenentspannung bis fast zur völligen Erschlaffung und sorgt für mehr Stimmstabilität, auf die typischen „Free Floating Gimmicks“ muss man dann aber verzichten. Schraubt man die Bolzen etwas heraus, um auch nach oben tremolieren zu können, sollte man bedenken, dass sich die wunderbare Saitenlage verschlechtert. Das könnte dann z.B. durch Unterlegen eines Furniers in der Halstasche wieder korrigiert werden, bedeutete aber einen kleinen Eingriff in die „Mechanik“ des Instruments.
Die Stimmstabilität der Gitarre ist auch bei heftigem Einsatz des Vibratohebels erstaunlich gut.
Praxis mit der ML3 Bea Rabea Massaad Smoke
Die ML3 Bea Rabea Massaad Smoke liegt schön ausgewogen auf dem Knie und lässt sich außergewöhnlich leicht bespielen. Das ist den hohen Bünden, der wirklich ausgezeichneten Bundierung und den abgerundeten Bundenden zu verdanken.
Der grobporige Hals fühlt sich zunächst etwas ungewöhnlich an, bietet jedoch nach einer kurzen Eingewöhnungsphase ein angenehmes Spielgefühl. Auch die Position des Blade-Switches ist gewöhnungsbedürftig, zumindest wenn man Strats gewohnt ist. Da kann man schnell einmal „daneben langen“. Aber auch das ist schnell vergessen.
Die Aussparung am Cutaway gestattet ein müheloses Erreichen der hohen Lagen einschließlich des 22. Bundes.
Sound & Praxis mit der ML3 Bea Rabea Massaad Smoke
Die Tonabnehmer sind Humbucker und das hört man auch. Auch in gesplittetem Zustand klingen diese etwas anders als ein klassischer Singlecoil. Die Pickup-Kombinationen der zwei Pickups klingen allerdings durchaus interessant. Selbst drahtige Stratsounds sind damit möglich, die etwas „moderner“ als die klassischen Sounds klingen.
Hier kann man die fünf möglichen Positionen des Blade Switches (zunächst clean) nacheinander begutachten:
Position 1:
Position 2:
Position 3:
Position 4:
Position 5:
Der ML3 Bea Rabea Massaad Smoke würde ein Treble-Bleed Kondensator (Kondensator plus Widerstand) wirklich gut tun. Die Höhen verschwinden sehr schnell, wenn man die Gitarre zurückdreht. Das Lautstärkepoti verhält sich etwas merkwürdig. Steht der Regler bei ca. 80 %, ist die Gitarre bereits verhältnismäßig leise. Beim vergleichsweisen Testen mit mehreren Gitarren aus meinem Bestand war ein deutlicher Unterschied festzustellen.
Die beiden Tonabnehmer aus eigener Schmiede generieren einen relativ hohen Output und klingen sehr satt und ausgewogen. Der Klang ist nur schwer mit bekannten Produkten vergleichbar und somit als individuell zu bezeichnen. Die ML3 Bea Rabea Massaad Smoke entwickelt ihre Stärken vor allem im verzerrten Bereich. Hier erzeugt sie mächtig Druck.
Hier der Halspickup mit Verzerrung:
Und schließlich der Steg-Pickup mit Verzerrung:
Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment erstellt:
Crazy Tube Cercuits Ziggy (Klon) – Boss DD3 Delay – Orange Tiny Terror Head, Clean – Mesa Boogie 1×12″ Box, halboffen – Shure SM 57 – Apogee Duett – Mac mit Logic.
Hinsichtlich des Designs macht Herr Chapman bei seiner Gitarrenlinie für meinen Geschmack sehr viel richtig. Ich kann mich aber des Eindrucks nicht erwehren, das auch die wenig relevante Band Dorje mit ihren wenig relevanten Gitarristen Massaad & Chapman in erster Linie ein konstruierter YT-Hype zum Ankurbeln des Geschäfts eines cleveren Verkäufers bei Andertons sind…..
@OscSync Da stehst Du nicht alleine da …