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Test: Native Instruments B4 versus UltimateSoundbank Charlie

Native Instruments B

7. April 2006

Im Jazz trifft man Sie zuweilen. Kaum ein Oldie ist ohne sie. In R&B-Songs hört man sie. In Rock-Songs schmeckt man sie: schmachtende, schmeichelnde oder rockige Orgelsounds – meist kommen sie von einer guten alten Bekannten: der B3 Hammond. Sie ist die sprichwörtliche Vielseitigkeit in Person, pardón ‚Instrument’. Ihre Anwendungsbreite ist wirklich legendär – allerdings auch ihr Kampfgewicht. Mit dem ungleich leichteren Software-Derivat B4 hatte Native Instruments seinerseits das Terrain kräftig aufgemischt und einige betagte Originale der B3 Hammond in den wohlverdienten Ruhestand geschickt. Neben der ‚neuen’ B4 II in Neuauflage tritt heute die Retro-Sample-Orgel Charlie von Ultimate Soundbank mit satten 3 GB-Samplefutter in den Ring, um den Kampf um die Tonewheels aufzunehmen. Ganz im Zeichen der Fussballweltmeisterschaft soll sich dieser Vergleich nicht an unwichtigen Details aufhängen: es zählen allein der Saft und die Kraft der Kontrahenten.
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Installation
Die B4 II macht Freude. Alles läuft wie am Schnürchen und die Installation ist in weniger als 5 Minuten Schnee von gestern. Die mitgelieferten Daten beanspruchen wenig Platz auf der Festplatte. Das Handbuch wird in Deutsch mitgeliefert und die Trialzeit von 30 Tagen bis zur Registrierung bietet mit ruhigem Schlaf eine ausreichende Testphase, bevor man sich entscheidet. Die Software unterstützt unter Windows VST 2.0 und DXI und auf dem Mac AU und VST 2.0.

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Etwas anders bei Charlie. Dort läuft die mitgelieferte Version 1.0.0 überhaupt nicht mit Logic 7.1, so dass das Programm selbst im Testmodus ständig abschmiert. Der Direkt-Support mit den Franzosen hakte etwas, bis sich, freundlich aber bestimmt, der Schweizer Vertrieb einschaltete und mir das Update 1.12 schickte. So lief schon einmal die Trialphase. (Auf die endgültige Registrierung warte ich aber noch heute…). Die 3 GB Sound-Samples sind schnell auf der Festplatte platziert und der Installer spult je nach Betriebssystem AU/MAS/RTAS oder VST-PlugIns in die Systemordner. Das Handbuch vermittelt viele Hintergrundinfos, bietet eine FAQ-Sektion, Soundüberblick und ausreichende Bedienungshinweise – alles auch in Deutsch. Leider ist die Übersetzung nicht sehr gelungen und die Schrifttype unterhalb der angenehmen Punktgröße, so dass zusammen mit dem Installations-Stress, NI mit einem Punkt in Führung geht.

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Überblick
Das Spiel geht in die zweite Runde. Charlie verwendet zur Tonerzeugung Samples, die mit edlen Mikrofonen an Premium-PreAmps in Top-Studiobedingungen und von – laut Handbuch – ‚besessenen’ Freaks aufgezeichnet wurden. Zum Teil wurden neben Leslie-, DI-Abnahmen auch Gitarrenverstärker verwendet. Das wäre am Rande auch mein kleiner Tipp für amtliche Orgelsounds. Schickt Eure Software-Sounds doch einmal durch einen externen Amp und freut Euch anschließend über den geerdeten Sound…

Doch zurück zu Charlie. Jeder Ton wurde bis zum Ausklingen gesampelt. Die Zugriegeleinstellungen wurden natürlich vorher festgelegt und unveränderlich aufgenommen. Man erwirbt mit Charlie eine Sammlung bestimmter Soundvorstellungen, ohne die Möglichkeit, eigene Register- oder komplett andere Sounds kreieren zu können. Das größte Manko ist für mich die fehlende Möglichkeit, eigene Presets abzuspeichern. Der Presetspeicher kann nur mit einem Song im Sequenzer abgespeichert werden. Ein ‚Drive’-Regler fehlt, was bei den guten Distortion-Sounds aber nicht negativ auffällt. Nur das Key-Clicking lässt sich einzeln dazuschalten. Zur Beruhigung sei aber gesagt, dass das mitgelieferte Material eine vernünftige Anwendungsbreite abdeckt. Charlie besitzt nur ein Manual und kein Bass-Pedal. ‚Echtes’ B3-Spiel scheidet somit aus. USB hatte wohl mehr die ‚Nicht’-B3-Freaks im Auge. Eine umfangreiche Subtraktive-Synthese-Einheit erlaubt dann allerdings das nachträgliche Bearbeiten des Sounds. Neben verschiedenen Filtermodellen mit Resonanz und Envelopes lassen sich LFOs verschiedenen Modulationsquellen zuordnen und so der Sound in Echtzeit manipulieren.

Die UVI-Engine ist mit dem Mach-Five identisch und macht klanglich richtig Druck. Die Bedienelemente sind MOTU’s Sampler z.T. ähnlich. Mit dem Mach-Five lässt sich auch das komplette Samplematerial von Charlie abfeuern und im Gegensatz zum Charlie-Player auch multitimbral spielen bzw. mit weiteren Effekten versehen. Charlie erlaubt das Laden und Abspielen von zwei Sounds. Üblicherweise einen mit langsamen und einen mit schnellem Rotor. Jeder Sound lässt sich im Panorama, Lautstärke oder Pitch verschrauben. Mit dem Link-Schalter können beide Sounds gleichzeitig oder getrennt bearbeitet werden. Die Überblendung mit dem Wheel bietet sich an, ist aber auf jede andere Modulationsquelle übertragbar. Die Dual-Layertechnik lässt sich auch prima für ‚kranke’ Effektsounds missbrauchen, wenn statt Rotorsound einer der mitgelieferten Effektsounds geladen wird. Der Output läuft noch durch einen Hall. Leider geht nicht hervor, ob der Hall faltungstechnisch oder native arbeitet. Auf jeden Fall ist er ein sparsamer Geselle mit ordentlichem Klang.

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Dirty-Hammond: Die NI B4 II wurde gegenüber Version 1 noch einmal mit einer Fülle neuer Funktionen aufgebohrt. Für die Basic’s verweise ich auf den Bericht von Amazona Autor Peter Grandl, der 2004 die B4 testete. Grundsätzlich ist die B4 II eine Digitale Simulation einer originalen B3 mit zwei Manualen und Bass und der Möglichkeit, alle Register, Key-Clicking usw. eigens zu regeln um so einen eigenen Sound zu kreieren. Die Bedienung ist durch die 5 statt 2 Pages und dem Presetmanager mit 120 Presets einfacher geworden. Charlie dagegen begnügt sich nur mit einer einzigen Seite. Der Spieler hat die Wahl zwischen der Keyboard-, Organ-, Expert-, Preset- und Setup-Ansicht.

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Ein kleiner Midi-Player erlaubt das direkte Abfeuern von Midifiles. Neue Tonrad-Sets sind ebenfalls mit an Bord und erweitern den Horizont der B4II auch in Richtung der Transistororgeln der Marken Farfisa und Vox Continental. Neben zahlreichen neuen Cabinet- und Boxensimulationen, entnommen aus der G-Rig-Technologie, wurde nun eine sehr gut klingende Röhren-Preamp-Simulation implantiert. Der Umweg über den oben angesprochenen Amp soll somit hinfällig sein. Sehr interessant erscheinen mir der stufenlose Leakage-Regler (Übersprechen zwischen den Tonrädern), der eingebaute Federhall neben dem Sudiohall und die zusätzlichen Regler für Amp- und Rotormikros. So kann aus einer B4II mit absolutem Reinklang ein wunderbar dreckiges Kellerinstrument werden, das jegliche technische Pflege vermissen lässt. Etwas mehr Leakage und aus der Heimorgel wird Filmmusik für ‚The Monsters’. Für noch fettere Sounds wurde der Dual-Rotor-Modus eingefügt und dem Rotor ein Brake-Schalter spendiert, der direkt ohne ‚Ausrollen’ den Rotor stoppt. Fast schon ein Nebensatz, dass das Bass-Pedal nun auch im Legato-Modus weich ausklingen kann und die B4II eine umfangreiche Midiimplementation besitzt, welche frei zuzuordnen ist.  Alle Parameter lassen sich in eigene Presets schreiben oder vorhandene überschreiben.

Augrund der großen konzeptionellen Unterschiede zwischen B4II und Charlie zählt ausschließlich die soundtechnischen Freiheit in Verbindung mit Benutzerfreundlichkeit. Für die Benutzerfreundlichkeit gebe ich der B4II einen Punkt aufgrund der mangelnden Presetverwaltung von Charlie. Für die Flexibilität geht ebenfalls ein Zusatzpunkt an die B4II. Somit steht es 3:0 für die B4II.

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